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Madagascar Insights (108)

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Madagascar Insights (108)

Pousse-Pousse-Läufer warten in Antsirabé im zentralen Hochland Madagaskars auf Kundschaft.

Antsirabé (übersetzt: „wo es viel Salz gibt“) ist die heimliche Hauptstadt der Posyposy (madag.) oder Pousse-Pousse (franz.). Hier bestimmen die kleinen kunterbunten handgezogenen Rikschas (Lauf-Rikschas) das Straßenbild und Hunderte Menschen verdienen damit ihr Geld. Pousse-Pousse bedeutet „schieben, schieben“ – obwohl das Fahrzeug gezogen und nicht geschoben wird. Der Ausdruck stammt noch aus Zeiten, zu denen Pousse-Pousse anstatt vorne den Läufer hinten hatten. Dieser musste sich mangels Sicht hinter dem Gast auf seinen Vordermann verlassen. Der wiederum lenkte und wies den Hintermann stets an, zu schieben: „Pousse, pousse !“

Ende des 19. Jahrhunderts kamen mit den ersten Chinesen, die als billige, fleißige Arbeitskräfte beim Bau von Eisenbahnstrecken und dem Canal des Pangalanes unter den Franzosen helfen sollten, auch die ersten Rikschas nach Madagaskar. Seitdem traten sie ihren Siegeszug durch das ganze Land an und ersetzten in Windeseile die bis dahin üblichen Filanzane, ein zwischen vier Trägern auf den Schultern transportierter Holzsitz.

Die Beförderung von Menschen oder Gegenständen/Waren per Pousse-Pousse ist eine normale und wichtige Dienstleistung in Madagaskar - nicht nur in Antsirabé - und diese Tätigkeit generiert einen wichtigen Wirtschaftszweig. Die Benutzung ist für die Madagassen alltäglich, daher haben die Läufer kein Verständnis für Fußgänger*Innen und machen sich allenthalben anheischig, auch Touristen*Innen, die sich manchmal scheuen, diese Dienstleistung in Anspruch zu nehmen, durch die Stadt zu ziehen.

Im Vergleich zu anderen Städten des Landes ist Anstirabé relativ flach gelegen, und so leicht mit dem Pousse-Pousse befahrbar. Offiziell sind in Antsirabé rund 3300 Pousse-Pousse registriert, tatsächlich dürften einige mehr auf den Straßen unterwegs sein. Die Registrierung erlaubt dem Läufer, sich mit einer kleinen Karte als offiziell genehmigtes Pousse-Pousse auszuweisen. Zwei Personen finden im überdachten Pousse-Pousse Platz. Preise handelt man am besten schon vor der Fahrt aus, denn wie überall bekommt man als Vazaha (Ausländer, Fremder) sonst im Nachhinein einen ordentlichen Aufschlag. Der Läufer verdoppelt den Preis, wenn es regnet, da er einen Regenmantel hinzufügt, um seine Kunden zu bedecken und zu schützen.

Die Läufer verdienen in aller Regel wenig, nicht einmal 500 Ariary (weniger als 0,20 EUR) bringt eine durchschnittliche Fahrt ein. Kostentechnisch ist das Pousse-Pousse damit das günstigste Transportmittel Madagaskars. Die meisten Pousse-Pousse-Läufer sind barfuß unterwegs. So können sie schneller laufen und verlieren auf dem unebenen Boden nicht die (für die meisten Menschen sehr teuren und damit wertvollen) Schuhe. Trotzdem stemmen sie teils Tonnen an Gewicht und verrichten diese Arbeit jeden Tag aufs Neue.

Neben dem Pousse-Pousse gibt es auch das Cyclo-Pousse (Fahrrad-Rikscha) und - mehr und mehr aufkommend - das Tuk Tuk (Motor-Rikscha). Besonders in touristisch stark frequentierten Orten Madagaskars sind Tuk Tuks nicht mehr aus dem Straßenbild wegzudenken.

[Quelle: www.madamagazine.com/pousse-pousse/ und eigene Beobachtungen]

Foto aus Oktober 2019.

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