Maschinensetzer


Premium (Pro), Niederkassel

"Mehr als das Gold...

hat das Blei die Welt verändert. Und mehr als das Blei in der Flinte das im Setzkasten."
– Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799), Physiker und Schriftsteller.

Nachdem Johannes Gutenberg 1450 den Buchdruck mit beweglichen Bleilettern soweit perfektioniert hatte, dass er seine berühmte Bibel drucken konnte, war es möglich geworden, Wissen und Nachrichten in gedruckter Form in bis dahin nie möglich gewesener Menge und Geschwindigkeit zu verbreiten.

Die Verwendung von Bleibuchstaben, die einzeln mit der Hand gesetzt werden mussten, war allerdings langwierig und aufwendig für umfangreiche Schriften und Bücher. Daher waren Bücher teuer und Bildung, bzw. Wissen blieb den Reichen vorbehalten. Aktuelle Tageszeitungen waren zudem durch den aufwendigen Satz im Umfang beschränkt und hatten maximal 8 Seiten.

Dies änderte sich schlagartig, als der aus Bad Mergentheim stammende Ottmar Mergenthaler 1886 bei der New York Tribune seine erste Zeilensetzmaschine, die Blower, vorstellte! Das 1889 vorgestellte Modell Simplex war schon so gut durchkonstruiert, dass das Grundprinzip bis zum Ende des Setzmaschinenbaus im Jahre 1972 beibehalten wurde. Es wurden lediglich Verbesserungen zur Bedienung und Flexibilität ergänzt bis hin zur Lochstreifensteuerung.

Der Name Linotype soll aus dem Ausruf des Herausgebers der New York Tribune, Whitelaw Reid, "A line of types!“ entstanden sein. Die Linotype ersetzte 8 Handsetzer, doch die von den Gewerkschaften befürchteten Massenentlassungen blieben aus, da das jetzt aktuell und in großem Umfang verfügbare Wissen auch günstig der breiten Masse angeboten werden konnte und sich eine große Nachfrage entwickelte. Dies war die Grundlage für die noch nie dagewesene rasante Entwicklung der "zivilisierten" Menschheit im 20. Jahrhundert...

Auf dem Bild ist mein jahrzehntelanger Arbeitsplatz an der 1924 von der "Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals L. Schwarzkopff" mit der Seriennummer 7853 gebauten Linotype zu sehen. Ich habe die Maschine komplett auseinandergenommen (immerhin 1700 kg und ebensoviele Einzelteile), Teile ggf. überholt oder ersetzt, und wieder zusammengebaut. Sie läuft heute so genau und zuverlässig wie nach der Auslieferung.

An den tw. durch Bewegungsunschärfe verwischten Maschinenteilen ist zu erkennen, dass gerade eine neue Zeile gegossen wird, die sich gleich zu den schon gegossenen Bleizeilen vorne links im Bild gesellen wird!

Im "Sammler", ziemlich in der Mitte des Bildes, befinden sich schon die Messingmatrizen mit den Spatienkeilen (Wortzwischenräume) aus Stahl für die nächste Zeile, die ich getippt habe.

Linotype
dossier Linotype
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