"Merken die denn, daß da einer fehlt?"

"Merken die denn, daß da einer fehlt?"

Dialog mit einem Hundehalter aus unserem Viertel, heute abend. Iris und der Mister mobben gern seinen Hund, Leroy mag ihn auch nicht, stört sich aber nicht an ihm.

Ich versuche Iris und den Mister , die nicht angeleint sind, an ihm voreizuschimpfen. Der andere an der Flexileine steht diesem Vorhaben wortwörtlich im Weg, die Frau jodelt Ach nein, die Süßen!, während Iris ein häßliches Gesicht macht und der Mister dem anderen Rüden den Stinkefinger zeigt. Leroy schnüffelt hinter mir an unserem Zaun.

Fehlt da nicht einer? fragt der Mann. Hoody, sag ich. Wo ist denn der? Sie ist tot, sag ich. Tot? der Mann. Tot, ich. Was soll ich anderes sagen? Wie alt war er denn? fragt der Mann. Ich seh, er wills gar nicht wissen, daß sie ein Mädel gewesen ist. 15einhalb, sag ich und versuche währenddessen, Iris und den Mister weiterzuschieben, die aber ihr Lieblingsopfer nicht so einfach gehen lassen wollen. Ach, sind die niedlich, schau mal, Deine Freunde! flötet die Frau. ich brech innerlich grad zusammen, sie ist schwerhörig, es nützt nichts, ihr was zu erklären, sie trägt ihr Hörgerät nicht. Dann stellt er die Frage der Fragen:

Merken die denn, daß einer fehlt?

und als ich genauso fassungs- wie antwortlos bin, erklärt er Naja, merken die andern Hunde denn, daß da einer fehlt?

Mir entringt sich ein Ja. Ein Nicken. Ja.

Herr, wirf Hirn. Hierher. Reichlich. Bitte. Jetzt.


Er hält mich für seltsam, ich sehs genau. Ich renn einfach vor, elegant in meinen schlammigen Gummistiefeln und rufe Wer will abendessen??? und alle flitzen hinter mir her. Essen ist schöner als Mobben.




Das Bild von Leroy hab ich kurz nach Hoodies Tod gemacht. Jetzt, einen Monat später, seh ich es noch an seinem Gesicht. Ja, sie haben es gemerkt. Sie sind ja nicht dieser merkbefreite Mensch.



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