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Mittelalter und modernes...!!

Mittelalter und modernes...!!

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Rainer Prüm


Premium (World), Merzig / Saar

Mittelalter und modernes...!!

Nur einen „Steinwurf“ von der Grenze des saarländischen „grünen“ Kreises Merzig-Wadern entfernt liegt im Örtchen Manderen des französischen Departements Lothringen das Schloss Malbrouck.
Arnold VI., Herr von Sierck, nahm 1419 den Bau von Schloss Malbrouck in Angriff. 1434 war das Bauwerk vollendet, und in diesem gleichen Jahr wurde erklärt, es könne einer Belagerung standhalten. Es wurde dem Erzbistum Trier unterstellt.
Bei seinem Tod hinterlässt Arnold keine direkten Nachkommen, und zwischen dem Ende des 15. und dem Beginn des 17. Jahrhunderts wechselt das Schloss dann mehrmals den Besitzer. Zunächst lebten die Herren von Sierck in dem Schloß. Nach deren Ableben, erbten es die Herren von Sayn. Beide Adelsfamilien waren von ca. 1439 bis 1589 Vögte und Gerichtsherren von Taben und Rodt.
Im Jahre 1705, während des Spanischen Erbfolgekriegs, steht Schloss Meinsberg plötzlich im Mittelpunkt des internationalen Interesses. England und die Vereinigten Provinzen schlugen sich auf die Seite des Kaiserreichs und Frankreich sah sich einer europäischen Koalition gegenüber, deren oberster Kriegsherr John Churchill Herzog von Marlborough war, den die Franzosen MALBROUCK nennen. Zu Beginn des Jahres 1705 bereitet der Herzog seinen Plan zur Invasion Frankreichs vor; er stößt durchs Moseltal vor und zieht ein 100.000 Mann starkes Heer in Trier zusammen. Im Juni 1705 bringt er diese Truppen an den Toren des Königreichs Frankreich in Stellung, von der Mosel bis zum Schloss Meinsberg, wo er sein Hauptquartier aufschlägt. Ihm gegenüber steht Marschall Louis Hector de Villars, der die Grenze mit weniger als 50.000 Soldaten verteidigen will. Da das gegnerische Heer doppelt so stark ist, kann Villars sich keinen Angriff erlauben; er muss überlegt handeln. Malbrouck schätzt Marschall Villars, und er beschließt, vor dem Angriff die Verstärkung des Prinzen von Baden abzuwarten, der auch nach Meinsberg kommen soll. In der Zwischenzeit tut Malbrouck alles, um Villars zum Verlassen seiner Stellungen zu bewegen, aber dieser lässt sich nicht herauslocken. Ungefähr zehn Tage lang geschieht überhaupt nichts, aber die Koalitionstruppen haben jetzt keine Verpflegung mehr. Die von Hunger geplagten Soldaten Malbroucks desertieren reihenweise. Der Herzog von Malbrouck beschließt daraufhin, den Ort kampflos zu verlassen. Im Schutz einer nebligen Nacht zieht er sich in Richtung Trier und Maastricht zurück. Am Morgen des 17. Juni stellt der erstaunte Marschall Villars fest, dass die feindlichen Truppen verschwunden sind. Malbrouck ist gegangen, aber er hat dem Schloss seinen Namen hinterlassen. Bis heute besingt ein französisches Volkslied das Geschehen und die Burg trägt seither im Volksmund den Spottnamen des Herzogs: Malbrouck.
Die große Burganlage mit den 4 Türmen wurde in den 90er Jahren komplett renoviert und zu einem Kulturzentrum ausgebaut. Historische Führungen, mittelalterliche Festmahle mit Musik und Theater-Darbietungen, Ausstellungen und ein weit reichendes Kulturprogramm füllen die Burg mit neuem Leben. Das Schloss befindet sich im Besitz des Generalrats des Französischen Mosellandes. Es wurde 1998 nach zehnjähriger Renovierung zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die gemäß der Charta von Venedig ausgeführte Renovierung respektiert die historische Wahrheit: alles, was nicht nachweislich aus der Ursprungszeit des Schlosses stammt, wurde durch neue Materialien ersetzt. Das Äußere des Schlosses ist typisch mittelalterlich, da es im Laufe der Geschichte so gut wie gar nicht verändert worden war. Die Geschichte dieses Orts wird in einem Rundgang nach modernsten museumspädagogischen Techniken dargestellt. Der Besucher kann an schauspielerisch inszenierten Besichtigungen teilnehmen, in Begleitung eines kostümierten Führers, der die Rolle eines Schlossbewohners aus damaligen Zeiten einnimmt. Zahlreiche Veranstaltungen finden im Laufe der Saison von Mai bis Dezember statt: Ausstellungen, Sommerkonzerte, Theaterstücke, Bankette, Festival „Seltsame Nächte“ und Weihnachtszauber…

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