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Mühlheim am Main, Streuobstwiesengebiet Gailenberg: Es hat gebrannt 25

Mühlheim am Main, Streuobstwiesengebiet Gailenberg: Es hat gebrannt 25

Sabine Streckies 01


Premium (World), Offenbach am Main und Weilrod im Weiltal

Mühlheim am Main, Streuobstwiesengebiet Gailenberg: Es hat gebrannt 25

Am 08.08.20 hatte es erst am frühen Nachmittag, dann noch einmal am Abend auf dem Mühlheimer Gailenberg mit seinen alten Streuobstwiesen und der Düne gebrannt.
Über 6.000 qm Grasfläche, Wildpflanzen, Büsche und Bäume wurden lt. Bericht der Offenbach Post vom 10.08.20 vom Feuer vernichtet oder teils mehr, teils weniger geschädigt.

Nur den Feuerwehren aus Lämmerspiel, Mühlheim, Dietesheim und Obertshausen ist es zu verdanken, dass nicht noch viel mehr abgefackelt ist. Schnell hätte es aufgrund der langen Trockenheit auch das angrenzende Lämmerspiel, dessen und auch den Hanauer Wald erwischen können.

Die Feuerwehrleute waren innerhalb von Minuten vor Ort und haben mit ihren kiloschweren Anzügen bei 36,5 Grad unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens wieder einmal großartiges geleistet.
An diesem und auch anderen Tagen war das n i c h t der einzige Einsatz, bei dem die Feuerwehren aufgrund menschlicher Verantwortungslosigkeiten tätig werden mussten!

Vier Tage später war ich wieder im Gebiet und habe einige dokumentarische Fotos gemacht – siehe Anlagen.

Verluste treffen die engagierten Eigentümer der Obstbaumgrundstücke nun zusätzlich zu all den regelmäßig gerade an Wochenenden durch rücksichts- und respektlose Menschen verursachten Problemen (Müll, Zerstörung, Diebstahl etc.) besonders hart.

Ein Feuer dieser Art als reine Katastrophe für die Natur einzustufen, wäre aber falsch. Im Gegenteil: Soweit die jahrelange Trockenheit (und nicht das eine Feuer) dem Gebiet nicht den Rest gegeben hat, würde ich trotz verkohlter Baumrinden nicht allzu Schwarz sehen.

Leider sind viele der seltenen Feld – Mannstreu, Bergsandglöckchen, Heidenelken und weitere von mir nicht bestimmte Pflanzen verschmort. Da diese Pflanzen aber genau in solch sandige Gebiete gehören, sollte es mich wundern, würden diese im nächsten Jahr nicht genau dort wieder erscheinen.

Vermisst habe ich auch die quirligen Dünen-Sandlaufkäfer – da diese aber mobil sind, konnten sie vermutlich rechtzeitig erst vor dem Feuer und dann dem Löschwasser fliehen.

Selten habe ich so viele Wespen gesehen. Der Grund ist ganz einfach: Da nun überall die blickdichte Vegetation fehlte, waren plötzlich überall Mauselöcher und in und um diese herum nun sichtbar viele Wespen. Offensichtlich konnte das Feuer nach unten nicht so viel Hitze entwickeln, dass es den zahlreichen Wespennestern geschadet hat.

Unversehrt sprangen nicht zählbare Mengen von Blauflügeligen Ödlandschrecken und anderen Heuschrecken herum. Eine Kohlmeise fütterte in der Krone eines unten angebrannten Baumes ihre bettelnden Jungen.

Für einige Bäume sah es auf den ersten Blick nicht gut aus. So war die Rinde an etlichen Stämmen verkohlt. Zahlreiche Apfelbaumkronen sind nun beige mit eingerollten Blättern, seltsamerweise aber nicht „richtig“ verbrannt.
Aus mir nicht bekannten Gründen waren aber schon seit einiger Zeit etliche Äste abgebrochen und die Äpfel daran verfault.
So handelt es sich bei den aktuell auf großer Fläche liegenden einzelnen Äpfeln auch nicht um „Bratäpfel“, sondern möglicherweise das langfristige Ergebnis von Mängeln oder Krankheiten – 2020 ist nun das dritte viel zu trockene Jahr in Folge.

Die stattliche Kiefer am höchsten Punkt des Gailenbergs, der vor längerer Zeit bei einem Sturm bereits ein großer Ast abgebrochen war, hat es nun noch einmal schwer erwischt: Der Stamm ist „geschwärzt“ und viele Nadeln sind ganz oder teilweise verbrannt.

Auch vom Feuer gestreifte Eichen haben nun beige eingerollte statt grüne glatte Blätter. In einer Notwehraktion wurden fast alle Eicheln abgeworfen.

Alles in allem bin ich aber doch erstaunt, wie widerstandsfähig sich viele Bäume gegen das Feuer gezeigt haben. Im nächsten Frühling wird man sehen, wer es wirklich geschafft hat. Wäre die allgemeine und lange Trockenheit nicht, ständen die Chancen sicher besser.

(Auch) dieser Brand fiel nicht vom Himmel (z. B. durch Blitzschlag), sondern wurde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch verantwortungslose Menschen verursacht (Zigarettenkippen, Grillen, Glasbehälter).
Dafür gibt es keine Entschuldigung.

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[fc-foto:45713719]

Hessen, Südhessen, Mühlheim am Main, Gailenberg, 12.08.20.
Panasonic Lumix LX 15.



Nachtrag im Herbst 2021:

Leider haben es die altehrwürdige Kiefer auf der Düne und einige Obstbäume nicht geschafft, alles andere blühte in diesem Jahr aber – natürlich auch bedingt durch den vielen Regen – üppiger als je zuvor.

Commentaire 1

  • Willy Brüchle 04/11/2021 15:40

    +++. Bald werde ich mal ein Bild von der Etosha nach Brand hochladen... Das war wohl der Grund, weshalb wir an einem Wasserloch, wo wir bisher nur 2 Elefanten gesehen haben, plötzlich 50 auftauchten. MfG, w.b.