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Musik und NS-Propaganda, an die sich keiner erinnern wollte

Musik und NS-Propaganda, an die sich keiner erinnern wollte

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Musik und NS-Propaganda, an die sich keiner erinnern wollte

[Osterspaziergang 2022 auf dem Waldfriedhof Heerstraße, einem der Berliner Promi-Friedhöfe]

Victor Paul Karl Kowarzik "de Kowa" (1904 – 1973) und Michiko de Kowa-Tanaka (1909 – 1988)
Ehrengrab 16-G-29, Grabpagode von Richard Scheibe

Victor de Kowa war vor und nach dem Krieg einer der erfolgreichsten deutschen Schauspieler und Regisseure.
Seine Karriere pflegte er unter der wohlwollenden Aufsicht von Goebbels zweigleisig:
• mit Musik-/Revuefilmen: "Ein Lied geht um die Welt", "Die göttliche Jette", "Wir machen Musik":
mit Ilse Werner und Grethe Weiser, Musik Peter Igelhoff https://youtu.be/Od9wnfJJMsI
• mit NS-Propagandafilmen: "Kleiner Mann – ganz groß", "Kopf hoch, Johannes!" (Regie), "Das Leben geht weiter"

Nach dem Krieg wollte es in West-Berlin niemand so genau wissen, wer mitgemacht hat.
So konnte de Kowa nahtlos an seine Erfolge anknüpfen, auch am Wiener Burgtheater.
In der Antikriegsstück-Verfilmung "Des Teufels General" gab er den SS-Offizier, Gegenspieler von Curd Jürgens:
https://youtu.be/x510GdWEDxs

Berlins Bürgermeister Willy Brandt überreichte ihm 1972 sogar das Große Bundesverdienstkreuz.
Und heute ruht er in einem Ehrengrab, das aber auch seiner zweiten Ehefrau gewidmet ist.

Michiko Tanaka war eine japanisch-österreichische Schauspielerin und Opernsängerin.
Die Sopranistin sang nur in Japan; in Europa arbeitete sie als Theaterschauspielerin.
Anlass für ihre Ehrung war ihr Engagement für die Gründung der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tokio.

Commentaire 8

  • Fotobock 02/06/2022 15:06

    Die richtige Grenze zu ziehen, fällt vielen schwer. lg Barbara
  • anne47 29/05/2022 0:15

    Dass er damals sich entschieden hatte, weiter Filme für die Nazis zu machen,  kann man ihm nicht wirklich vorwerfen. Das haben viele andere auch gemacht, z.B. Heinz Rühmann, Hans Albers, etc. Nicht jeder konnte sich nach Amerika absetzen, wie Marlene Dietrich. Aber er war wohl auch ein Anhänger der Nazi-Ideologie und Parteimitglied, das hat er ja später versucht zu relativieren. Bei den Schauspielern war es ähnlich, wie bei den Beamten und Politiker - nach dem Krieg wurden sie gebraucht, also hat man über ihre braune Vergangenheit drüber weggesehen.
    Der Grabstein sieht etwas fernöstlich aus.
    LG Anne
    • smokeonthewater 29/05/2022 0:45

      Rühmann und Albers hatten jüdische Partnerinnen, von denen sie sich trennten. Das kann man ihnen vorwerfen, auch wenn sie überlebt haben. Aber Albers hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nichts mit Goebbels zu tun haben wollte. Und wenn man Münchhausen sieht, wird seine Haltung umso klarer.

      Der Grabstein sieht "etwas fernöstlich" aus wegen seiner japanischen Frau.
  • heide09 28/05/2022 21:49

    Ich hatte das Glück im Westen geboren zu sein und auch dort auf zu wachsen. Wie man seine Seele verkaufen kann werde ich nie verstehen. 
    LG Ania
    • smokeonthewater 28/05/2022 22:06

      Da hast Du wirklich Glück gehabt.
      De Kowa erreichte mit seiner Anbiederung, dass er weder an der Kriegs- noch der Heimatfront eingesetzt wurde und seine Arbeit fortsetzen konnte. Das hat er nach dem Krieg heruntergespielt und behauptet, ein Meniskusschaden hätte ihn vor der Einberufung bewahrt. Bald engagierte er sich für die Künstlergewerkschaft, um nur ja als Demokrat zu gelten. 1990 hat man solche Leute als Wendehals bezeichnet.
      LG Dieter
  • irminsul 26/05/2022 22:18

    Man hatte damals aber nur zwei Möglichkeiten - mitmachen oder fliehen . Als Künstler
    hatte man keine andere Wahl denn was sollte man den sonst arbeiten damit man nicht verhungert . das verstehen nicht alle .
    LG Jörg
    • smokeonthewater 26/05/2022 22:58

      In der DDR hatte man auch keine große Wahl, ob man lieber mitschwimmt oder sich sein Leben verpfuschen will. Aber es gab immer eine gewisse Grenze, wie sehr man sich in das Regime einbrachte, z.B. als Stasi-Mitarbeiter.
      Die Schauspieler unter Hitler hatten dieselbe Wahl. De Kowa drehte aus eigener Initiative "Kopf hoch, Johannes!" über eine Napola, also ein militärisch geführtes Internat für SS-Kader. Und er verfilmte gegen Kriegsende "Das Leben geht weiter" nach einem Drehbuch von Goebbels persönlich. Das ist viel mehr als das, zu was andere Schauspieler/Regisseure sich hinreißen ließen.
  • Christof Hannig 25/05/2022 15:31

    Gut das Du hier aber daran erinnerst!!!
    Viele Grüße
    Christo f