Nachtdienst

Nachtdienst

Es ist schon lange nach Mitternacht. Nur noch wenig Kaffee ist in der Thermoskanne und es ist bitter kalt. Noch sieben Stunden, dann kommt der Ablöser. Aber daran darf man garnicht denken. Es ist noch viel zu tun. Immer wieder mal nach dem Feuer und dem Wasser schauen, das ist selbstverständlich. Obwohl die Maschine im Schuppen steht, sie vermag mit der Wärme des Kessels kein bißchen für angenehme Temperaturen sorgen. Dazu ist das Gebäude viel zu groß. Mit drei, vier weiteren Lokomotiven unter Dampf da sähe die Lage schon etwas besser aus. Aber so...

Man muß schon höllisch aufpassen, daß da die Wasserschläuche zwischen Lok und Tender nicht einfrieren. Das geht schneller als man denkt. Nun ja, es gibt Möglichkeiten das zu verhindern und wenn man die kennt, dann achtet man darauf.

Die Kälte macht sich immer mehr bemerkbar, da ist so ein Plätzchen hinter dem Vorhang des Führerstandes doch recht angenehm. Wenn nur nicht dieses blöde Pfeifen wäre. Wo kommt das überhaupt her? Mist die Dichtung am Pumpendruckregler hat wohl einen Knacks weg. Vielleicht läßt sich da noch was nachziehen. Also wieder raus in die Kälte. Aber mit Nachziehen, da ist nichts mehr. Die Dichtung muß gewechselt werden.

Im Lager sind genau diese Dichtungen nicht vorhanden. Es hilft nichts, dann muß aus Dichtungsmaterial eben so eine Dichtung neu angefertigt werden. Die alte Dichtung wird, soweit noch nach dem Ausbau vorhanden, als Muster benutzt und damit auf das Dichtungsmaterial die Umrisse und Bohrungen angezeichnet. Danach wird die neue Dichtung ausgeschnitten und fertig ist die Laube.

So ganz nebenbei entdeckt man noch das eine oder andere, was man machen kann. Es gehen 12 Stunden schnell herum, weil keine Langeweile aufkommt. Wenn nur nicht die Kälte wäre...