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Neapel: Gewusel mit Cinquecento (Teil 3)

Neapel: Gewusel mit Cinquecento (Teil 3)

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die Maike


Premium (Pro), aus analogen Beweggründen

Neapel: Gewusel mit Cinquecento (Teil 3)


Fotografie: ich
Krimi: Der Dicke
:o)



Der Spion, der zuviel wusste (Teil 1)
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die Maike
Mamma Lucia (Teil 2)
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Teil 3

Luigi machte sich auf den Weg.

Vito hatte ihm bei dem kurzen Gespräch einen kleinen Zettel zugesteckt, auf dem Uhrzeit und Treffpunkt vermerkt waren. "15:00 Uhr – vor dem Dom" - mehr war nicht zu lesen. Trotzdem war Luigi klar, dass die Nachricht und somit das Treffen selbst von Don Alfredo organisiert höchstpersönlich worden war. Es gab nur einen, der seine Nachrichten mit dem Blut seiner Feinde schreibt.

Luigi war nicht glücklich über den Treffpunkt. Der Dom lag schließlich etwa acht Kilometer von seinem Laden entfernt. So weit weg von zuhause war er schon lange nicht mehr gewesen. Luigi ging die Gasse entlang. Schon lange vor dem Treffen. Er genoss den Trubel und den Lärm. Die vielen Gerüche, die Musik aus den verschiedenen Bars und die laut geführten Unterhaltungen der Passanten. So liebte er die Stadt. Voller Regung. Und voller Leben.

Was ihm jedoch nicht auffiel, war der Herr in dem cremefarbenen Maßanzug, der hinter ihm herlief. Der ihn verfolgte. Eigentlich hätte Luigi sich an ihn erinnern müssen. War er doch damals die treibende Kraft gewesen, der die Informationen über Don Alfredo an den Richter weitererzählte, was letztlich zur Vertreibung des Dons aus der Stadt geführt hatte. Er war ein Verräter erster Klasse. Und er war dumm. Dümmer als eine Scheibe Weißbrot und schmieriger als eine Scheibe Pancetta in der Mittagshitze. Gerüchten zufolge soll er mal jemanden erschossen haben, der ihn bei einer Rechenaufgabe (2 Familien, 6 Bosse – wie viel Rotweingläser sollen vorgerichtet werden) bloßgestellt hatte. Er war der Meinung 18. Der andere sagte, dass er nur 12 bräuchte. Dann war der andere tot. Als Erklärung meinte er nur „Er hat zuviel gewusst!“.

Doch Francesco Caruso, so hieß das Schwein, hatte den langen Arm des Don unterschätzt. Als der von dem Verrat erfuhr, hatte er auf seinen Kopf eine Belohnung von einhundert Millionen Lire ausgesetzt. Eigentlich zuviel für diese Flasche. Und dem Don genügte es, wenn als Beweis bei ihm nur der Kopf von Francesco abgeliefert wurde. Und das war beileibe kein schöner Kopf. Aber der, der den Kopf bei Alfredo abgeliefert hätte, hätte keine Tragehilfe benötigt. Luft und Stroh sind leicht. Doch Francesco tat damals das erste und einzig Richtige in seinem Leben. Er tauchte unter. Weil die Erkenntnis über ihn kam wie eine römische Nutte. Und weil er ohnehin noch einen Gutschein der italienischen Staatsbahn im Geldbeutel hatte, der sonst verfallen wäre.

Luigi setzte sich an der Via Roma in einen der öffentlichen Busse. Natürlich fand er keinen Sitzplatz. Und natürlich fuhr der Busfahrer als gäbe es kein Morgen. Das lautstarke Fluchen vom Fahrersitz ging im Krach der fortwährend gedrückten Hupe unter. Luigi gegenüber saß ein Mann mit Zeitung. Zeitungen! Ein weiteres Übel dieser Zeit. Es wurde einfach zuviel diskutiert. Auf der Titelseite konnte er die Frage lesen, was wohl schlimmer in diesen Zeiten sei. Mangelndes Wissen oder mangelndes Interesse. Luigi wusste es nicht. Und eigentlich war es ihm auch scheißegal.

Langsam kam der Dom in Sicht. Luigi kämpfte sich durch die Massen japanischer und deutscher Fototouristen. Ein Kauderwelsch verschiedener Sprachen drang an sein Ohr. Er verstand nicht, um was es ging. Nur das Wort „Georgfarm“ konnte er immer wieder ausmachen. Komisch, diese fotografierenden Ausländer. Die sind wie Ratten. Sie kommen, fotografieren alles mögliche und hauen erst wieder ab, wenn man mit der Flinte den einen oder anderen erlegt hat.

Luigi wurde auf dem Platz vor dem Dom jäh aus seinen Gedanken gerissen. „Komm mit. Der Don wartet auf Dich.“, meinte Vito knapp als er ihm die Hand auf die Schulter legte.

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Dossier Der Betonschuhmacher
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