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Holm Riebe


Free Account, Bad Schandau

Ortsausgang Cristuru

Wir hatten mit einem Hilfstransport Weihnachtsgeschenke für eines der großen rumänischen Kinderheime nach Cristuru Secuiesc gebracht und wollten nun Weihnachten gemeinsam mit den Kindern im Heim feiern. Das Bild entstand genau einen Tag vor Heiligabend 1999 am Ortsausgang von Cristuru, ich brachte mit dem Auto noch Geschenkpakete zu Familienhäusern in einige östlich, fast schon im Harghita-Gebirge gelegene Dörfer. Sie hießen Porumbenii Mici, Porumbenii Mari und Mugeni. Es war kalt, die Temparaturen lagen weit unter -20°C, da kreuzte diese Schafherde unseren Weg. Sie kam aus einem weißen Schneefeld und verschwand auf der anderen Seite wieder darin. Nachher ging es weiter durch stockdunkle Dörfer, wo am Straßenrand dampfende Pferde standen die loses Heu fraßen, welches vor ihnen auf der Straße lag. Aus dem Dunkel tauchten Pferdefuhrwerke auf, worauf vollständig in Fell gekleidete Szekler saßen, nur kurz im Scheinwerferlicht erkennbar, bevor sie wieder im blauen Dunkel der Dämmerung verschwanden. Später kam ich dann in warme Häuser, wo Familien lebten mit drei oder vier Kindern und die weitere drei Kinder aus dem Heim zu sich genommen hatten, um ihnen ein zu Hause zu geben. Es war unbeschreiblich, mit was für Freude und Bescheidenheit mir dort Menschen entgegentraten. Ich habe so etwas nie wieder erlebt. Das alles verbindet mich mit diesem Bild.
Diascann 1999

Commentaire 6

  • Lutz68 13/12/2009 20:33

    Danke Holm,daß Du uns an Deinen Erlebnissen und Eindrücken teilhaben lässt. Ein Foto allein (auch wenn es sehr aussagekräftig ist),kann nicht alles vermitteln.
  • Christian Brünig 11/06/2008 1:21

    eine klasse Schnappschuss!
  • Krebs 25/04/2008 15:52

    Du wirst immer besser und überttriffst Dich selbst. Ein unglaublich schönes Foto. Die Kälte tritt mit dem Abendrot und den Rücklichtern in eine so interessante Spannung. Das Motiv allein ist schon ein Kunstwerk. Diese Erlebnistexte sind vom Feinsten.
    VG Peter
  • Cora Hübner 25/04/2008 9:12

    Was Du hier erlebt hast, kann ich gut nachvollziehen. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Rumänen ist kaum zu übertreffen. Als ich 1999 dort war, haben wir abends nachdem wir kein passendes Nachtlager gefunden hatten unser Zelt im Dunklen auf einer Wiese aufgeschlagen. Ganz früh am Morgen kamen dann zwei Bäuerinnen mit je einer Kuh an der Kette, um sie dort weiden zu lassen. Bei uns in Deutschland hätte das fast sicher zu Ärger geführt, weil wir einfach so auf einem Privatgrundstück gezeltet haben. Dort aber haben sich die Frauen gefreut uns zu sehen und versucht sich mit Händen und Füßen mit uns zu unterhalten. Sie gruben ein paar Kartoffeln aus und schenkten sie uns mit ein paar Maiskolben. Schließlich molken sie sogar die Kuh, damit ich die Milch meinen Kindern geben konnte. Und einige Zeit später holten sie sogar noch ihre Kinder und Enkel, um sie uns vorzustellen.
    Ein ander Mal trafen wir abends in den Bergen einen Schafhirten, der uns einen Beutel voll Pilze schenkte, die er den Tag über gesammelt hatte. Er sprach sogar ein paar Brocken englisch, so dass wir uns noch eine Weile unterhalten konnten. Ob solcher Freundlichkeit fühlt man sich manchmal arg beschämt...

    LG Cora
  • Brina 25/04/2008 9:06

    Tolles Foto und die Schnilderung dazu ist sehr beeindruckend.
    Gruß Brina
  • Erhard Staufenbiel 24/04/2008 21:26

    Äußerst beeindruckend, Holm, vor allem Deine Schilderung!
    VG Erhard