862 8

Papermoon

Berlin-Mitte
Choriner Straße

Vorbei an Axels Spätverkauf, diesem kleinen staubigen Fensterloch, das ein Papiermond füllt. Abends öffnet Axel die Ladentür und es ist so, als würde der Staub von einer Schatztruhe gepustet, als würden die verrosteten Schlösser endlich aufgebrochen. Da biegen sich die Bretter unter Spaghettis und Lasagnen, Tomatensuppen und Kokosmilchdosen. Schokocremes, Marmeladen, Wurst- und Käsetüten. Toastbrot und Kekse und Trüffel und Oliven und Kapern und Ketchup und japanische Baumpilze. Russischbrot und Chips. Tampons, auch einzeln. Im Fenster langweilen sich Tomaten und Porree. Bier, Wein, Zigaretten und Schokolade gruppiert Axel in seiner Nähe. Einer kommt und fragt, was für ein Bier er haben kann, für einen Euro. "Ein Euro? Da kriegste bei mir Superluxusprämiumklasse, einfach allet." Axel ist blass unter dem Basecap. Ein alters- und zeitloses Gesicht, das man schon auf Zwanzigerjahre-Fotografien gesehen zu haben meint.
Quelle:
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2005/0709/magazin/0002/index.html

Commentaire 8