Annette He


Premium (Complete), Süddeutschland

Paul staunt (6)

Die Strecke war teilweise sehr schwierig, es ging bergauf und bergab und der Trail hing stark zur Seite. Hier sieht man ganz gut, wie steil es teilweise war. Wenn es bergauf geht, müßen die Musher von den Schlitten und mitlaufen, um den Hunden den Aufstieg zu erleichtern. Bergab müßen sie dann bremsen, denn der Schlitten wird auf der Abfahrt oft schneller als die Hunde und wenn auf den Zugleinen keine Spannung ist und sie durchhängen, dann kann es schon mal zu Verwirrungen kommen. Das ist dann nicht gut, kann im schlimmsten Fall gefährlich werden, auf jeden Fall aber kostet es Zeit.

Paul staunt (5)
Paul staunt (5)
Annette He


Wie fährt man richtig auf einem Schlitten? Dazu gibt es eine nette kleine Geschichte, die ich Euch nicht vorenthalten will:

Im Februar 2005 war ich in Nordfinnland mit Schlittenhunden unterwegs. Es ging 5 Tage lang durch die Wildnis. Ich stand in meinem ganzen Leben vorher noch nie auf so einem Schlitten. Am Anfang kriegt man eine kleine Einweisung, wie es geht. Wie es wirklich geht, lernt man auf die harte Tour. Die Hunde waren sehr freundlich und sanft, aber sie haben natürlich nicht auf uns gehört, wir waren ja nur depperte Touris, die alle 5 Tage ausgetauscht werden. Die Hunde sind einfach dem Gespann vor ihnen hinterher gelaufen.
Es gibt ein paar grundlegende Dinge, an die man sich halten sollte, wenn man auf diese Art unterwegs ist. Hält man sich nicht dran, ...
Wir hatten auf einem tief verschneiten See angehalten und ich stand bei meinem Schlitten, einen Fuß auf der Bremse. Sobald man die Bremse löst, düsen die Hunde los. Auf Gedeih und Verderb. Dummerweise hatte ich den Fuß, den ich nicht für die Bremse brauchte, nicht auf einer Kuve. Ganz dumm. Denn als ich die Bremse löste, spurteten die Hunde los, ich hielt mich mit beiden Händen oben am Schlitten fest, aber die Füße waren nicht auf den Kufen. Fazit: es ging mit netter Geschwindigkeit dahin, meine Hände am Schlitten und der Rest von mir wurde filmreif durch den Schnee gezogen. Priml !!! Was tun?
Loslassen geht nicht, dann ist mein Gespann weg. Ohne mich. Also versuchte ich, mich weiter mit der einen Hand festzuhalten und mit der anderen Hand die Bremse zu betätigen. Soweit - sogut, das ging auch. Ich betätigte die Bremse und die Hunde hielten an. Jetzt kam die Herausforderung: mit einer Hand die Bremse halten, mit der anderen Hand den Schlitten nicht loslassen und gleichzeitig mit beiden Füßen auf die Kufen klettern. Nicht so einfach. Da man ja auf so einer Tour gekleidet ist wie ein Michelinmännchen, ist man nicht so beweglich. Und somit hatte ich größte Schwierigkeiten, mich so zu verbiegen, daß das Vorhaben gelingen könnte. Irgendwann kam ich an meine Grenzen und mußte mich entscheiden, ob ich den Schlitten oder die Bremse loslasse. Ich entschied mich für die Bremse - und zack - ging es weiter auf dem Bauch liegend durch den Schnee. Superklasse, das war filmreif. Die anderen haben Tränen gelacht. Die Aktion habe ich drei mal durchgeführt, dann habe ich mich dafür entschieden, den Schlitten loszulassen, darauf zu hoffen, daß unser Guide mein Gespann wieder einfängt und mit dem nächsten Schlitten zu trampen. Schade, daß keiner ein Bild davon gemacht hat.

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