Perlenkette?

Perlenkette?

Das Ostseebad Heiligendamm wurde bereits im Jahr 1793 vom mecklenburgischen Herzog Friedrich Franz I. im gleichnamigen Ortsteil von Bad Doberan gegründet und ist damit das älteste Seebad in Deutschland. Um es dort richtig schön zu haben, wurden im Laufe der nächsten Jahrzehnte im Stil des Klassizismus jede Menge Logier- und Badehäuser errichtet, deren Verwaltung einem Pächter unter Aufsicht des „Großherzoglichen Bade-Intendanten“ überlassen wurde.

Trotz der wunderbaren Lage, die reiche Urlauber nur so anzog, war den vielen Gesellschaften, die Heiligendamm im Laufe der Jahrzehnte als Gesamtensemble übernahmen, nie ein wirtschaftlicher Erfolg beschieden, im Gegenteil setzte sich das Muster bis in die Gegenwart fort, und eine Pleite jagte die nächste. Im Jahr 1996 ersteigerte die Jagdfeld-Gruppe eine ganze Reihe historischer Gebäude in der sogenannten „Perlenkette“ direkt am Strand, um die heruntergekommenen Gebäude schrittweise zu sanieren. Insgesamt fünf davon wurden aufwändig restauriert und im Jahr 2003 als Fünf-Sterne-Hotel „Kempinski Grand Hotel Heiligendamm“ eröffnet. Im Jahr 2007 erlangte dieses Hotel internationale Berühmtheit, als dort der G8-Gipfel abgehalten wurde und Angela Merkel mit den bedeutendsten Staatschefs der Welt in einem riesigen Strandkorb posierte. Das einzige Jahr übrigens, in dem das Hotel zumindest keinen Verlust machte… Mittlerweile hat ein neuer Besitzer das inzwischen schon etwas angejahrte Hotel vorsichtig modernisiert und im Jahr 2014 immerhin eine Auslastung von 48% der insgesamt 181 Zimmer und damit einen kleinen Gewinn erreicht.

Der Rest der Gebäude in der Perlenkette verfiel derweil weiter vor sich hin, da es ständig Streitereien zwischen der Gesellschaft und der Stadt Bad Doberan gab, sei es um zurückgezogene Baugenehmigungen oder den angeblich fehlenden Willen des Investors, wirklich etwas zu bewegen. Mittlerweile ist zumindest eines der Häuser saniert und bietet seit dem Jahr 2012 luxuriöse Eigentumswohnungen an. Die beiden Erdgeschosswohnungen sind übrigens noch frei und für gut eine bzw. zwei Millionen Euro zu erwerben.

Das Foto zeigt neben der restaurierten „Villa Großfürstin Marie-Perle“ ganz rechts die anderen Villen in der Perlenkette, die noch darauf warten, wieder in altem Glanz erstrahlen zu dürfen. Nach einem kürzlich erzielten Kompromiss hat die Jagdfeld-Gruppe zugesagt, bis zum Jahr 2022 die Restaurierung nun tatsächlich abzuschließen. Eine der Villen hat es immerhin schon zu einem Bauzaun ringsum gebracht…

Heiligendamm im August 2015