Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Pfingstmontag 2111

Pfingstmontag 2111

Mein Name ist Susanne Kaklarikalora Mc Goah. Ich habe mich in meinen Mathematiklehrer verseligt, weil er so menschliche Oberschenkel hat. Schenkel, frei von gelaserten schwarzen Haaren und er ist ein Mann ohne Buchstabensuppe unter den Achseln. Mutter sagt, der Altersunterschied könnte ein Problem machen. Die Ringe unter seinen Fußsohlen lassen auf Vergenerationierungen schließen. Außerdem habe sie ihn neulich vor dem Haus des Clubs der „Unsterblichen“ gesehen. Und bevor man siebzig ist, tritt man da nicht ein. Männer dieses Alters haben heute keine eigene Samenproduktion mehr, sondern sind je nach Glauben, im Prostatabereich mehrfach umgetopft worden. Solche Männer haben aber zumeist Geld oder reiche Unterstützer ihres Seins und ihrer Forschung.

Ich bin 16, spiele gerne mit historischen Porzellanpuppen und sitze an Feiertagen wie heute mit meinen Freundinnen unter der großen Eiche auf dem Dorfplatz und wir trinken selbst gebrautes Bier aus dem Chemieunterricht. Wir zeigen uns die selbst ausgedachten Kleider, die uns Obdachlose in einem Schulprojekt angefertigt haben. Der Kurs trägt den Namen: „Herein, auch wenn’s ein Schneider ist!“ Unsere Werte-und-Normen-Schulbeauftragte Jenny Clodette aus Französisch Guyana ist da sehr fortschrittlich und sozial eingestellt. Sie hat auch mit dem Kurs „Nicht chinesisch Essen gehen!“ sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, besonders von unserem chinesischen Direktor, dessen Beziehungen nicht ausgereicht haben, um Jenny Clodette in die Knie zu zwingen. Im Gegenteil, auch die Chinesen in unserer Schule, welche neben den indischen Kindern die absolute Mehrheit darstellen, bevorzugen mittlerweile Bratwurst mit Senf nebst Schulobst aus dem eigenen Gewächshaus.

Diese Woche ist zum dritten Mal Großvater in seinem Hologramm-mehr-Generationen-Projekt gestorben. Wir machen uns allmählich Sorgen um ihn und hoffen, dass er endlich einer Körpertemperatursenkung zustimmt, denn diese Methode ist relativ kostengünstig und man gewinnt erst einmal Zeit.

Es ist so ein schöner sonniger Tag. Die historisch gewandeten Pfingstrosenhändler aus Eurasien und Amerika tanzen in ihren alten Kleidern. Die Tunten bauen Häuschen aus rosa Biskuit und die Klezmer führen mit ihren Schrammeln und Quetschen ihre Kunst vor. Der stärkste Mann der Welt trägt unechte Jungfrauen mit Bommeln am Po auf seinen Schultern und ein großer Eurasischer Ochse wird gespänt. Die Bauersfrauen tragen die Trachten von vor 250 Jahren und werfen ihre alten komplett unschädlichen, komplett essbaren Tablett Pcs ins Feuer. Dann stampfen sie mit nackten Füßen Sauerkraut, während die Klezmer aufspielen und ein paar Hindumädchen in kunstvoll verzierten Kostümen dazu tanzen.

Ich könnte tagelang feiern. Leider habe ich morgen eine 3D Konferenz mit meinem Pflichtpsychologen, der mit mir meine etwas verunglückte Entjungferung mit dem Postboten Heini besprechen will, welche mit unserer beider Einverständnis, aber ohne beidseitiges Vergnügen stattfand.






13. Juni 2011

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