PLATSCH DER REGENTROPFEN AUF SEINER ERSTEN REISE
„Hier sind wir in der Steyr,
doch bald verlassen wir diesen Fluß,
später kommen wir in die Donau,
dort gibt’s ein Gedränge, bis zum Schluss.
Kommen wir dann ins Schwarze Meer,
dort ist es ruhig und still,
warten wir nur mehr solange,
bis uns die Sonne hinauf holen will.“
„Das wird lustig,“
rief Platsch voll Freude.
Ich muss mich beeilen,
damit ich nichts versäume.
Bald kamen sie an die Mündung,
wo die Steyr in die Enns und Donau floss.
Platsch war so übermütig,
dass er gleich über die andern hinüberschoss.
Doch hier war ein Gedränge und Gestoße,
deshalb wünschte er sich sehr,
und seufzte leise auch dazu:
„Wann kommen wir endlich an das Schwarze Meer?“
Sie mussten über Wasserfälle springen
und das war manchmal nicht leicht.
Sie schwitzten, rutschten und schwammen,
bis sie endlich das Ziel erreicht.
Platsch tollte nicht mehr umher,
er war schon müde und schwach.
Oft dachte er zurück:
„Wie schön war es doch im Bach.“
Dort konnte man tanzen und springen
hopsen und fröhlich sein.
Jedoch hier war nur
das Schwarze Meer die Tröstung allein.
Man ließ sich stoßen und treten
und auch sonst noch vieles gefallen,
das Stöhnen, Seufzen und Raunen
hörte man weithin hallen,
aber plötzlich wurden sie munter
von dem Schweigen, dem harten,
das Schwarze Meer war in Sicht!
Keiner konnte es noch abwarten.
Platsch hörte eine innere Stimme:
„Beeile dich! Schwimm! Schwimm!“
Er drängte sich vor und schubste
und da war es plötzlich vor ihm:
Das Schwarze Meer!
Glücklich schwamm er hinein.
Aber nichts konnte ihn so
wie die Reise zum Himmel erfreu´n.
Diese stand ihm noch bevor.
Es war Nacht. Der Mond schien auf die Erden.
Hoffnungsvoll dachte Platsch:
„Wann wird es endlich Morgen werden?“
Platsch hatte nicht geschlafen,
viel zu erregt war er noch,
da rief er plötzlich freudig:
„Die Sonne steigt am Himmel hoch!“
Die Sonne blinselte verstohlen,
sie hörte es sicher auch,
still dachte sie bei sich:
„Den Kleinen hol´ ich als Ersten herauf.“
Sie schickte ein paar Sonnenstrahlen
direkt auf den kleinen Fratz
und dieser wurde hochgehoben.
Wie freute sich da der Platsch.
Immer weiter und weiter,
Platsch war ganz aus dem Häuschen,
er rief zur Sonne: „Komm´ ich wieder auf die Erde,
dann pflück´ ich dir ein Blumensträußchen.
„Das lass lieber sein“,
meinte darauf die Sonne.
Sie dachte: „Wären doch alle so wie Platsch,
wäre meine Arbeit eine Wonne.“
Sie erinnerte sich dabei
an Regentropfen, die waren fürchterlich,
diese zeterten und schimpften,
nicht einmal bedankten sie sich.
Auf einem spiegelglatten Strahlen
rutschte Platsch in das Haus.
„Mama, Papa,“ rief er,
„Ist denn niemand zu Haus?“
Da sprangen die Eltern
beide zum Fenster herein.
Hops und plumps, kollerten
Brüder und Schwestern hinterdrein.
Platsch hatte neunundvierzig Geschwister.
Er war das Fünfzigste gar.
aber Frau und Herr Tropf
waren stolz auf ihre große Kinderschar.
Er kannte alle ihre Namen,
nie verwechselte sie der Wicht,
ich zähl´ sie hier nicht auf, denn regnet es einmal,
erkennt ihr sie sicher nicht.
Die Eltern von Platsch
waren jetzt wieder frisch und gesund.
„Ja“, sagte der Vater,
„reisen macht jung.
Bist du einmal schon ganz schwach,
so lass´ dich auf die Erde hinunter.
Kommst du dann wieder herauf
bist du gleich frisch und munter.“
„Ich werde es mir merken,
und wenn ich es einmal vergiss“,
so meinte Platsch zum Vater:
„dann erinnerst du mich gewiss.“
„Oh, Schreck“, rief nun Herr Tropf,
„da hätte ich ja viel zu tun,
bei einem Vergißmeinnicht wie du,
da dürfte ich ja niemals ruhn.“
Maria J. 18/08/2020 12:54
Deine Geschichte zu dem Bild ist das reinste Vergnügen .. :-))Toll gemacht ...!
LG Maria
Anke Egelseer 08/08/2020 11:12
deine bilder illustrieren vortrefflich die wunderschöne geschichte von den regentropfen..........ich nehms mal mit für die zeit, wenn ich enkel habe..............LG Anke