Horst-W.


Premium (World), Franken

Plötzlich und unerwartet

Plötzlich und unerwartet ... vor mir diese Brunnenfiguren. Ich war neugierig um einen wegen seiner drastischen Darstellungen damals sehr umstrittenen Nürnberger Brunnen geschlendert, ohne viel darüber zu wissen, und plötzlich stand ich vor dieser Figurengruppe. Eine Skulptur wie ein Schlag in den Magen. Die Darstellung - ebenso furchtbar wie faszinierend - zog mich in ihren Bann ... und tut das noch heute ...

Was hatte sich der Künstler wohl dabei gedacht? Wollte er warnen, sich nicht nur auf einen sanften Tod irgendwann im Bett einzustellen, sondern auch auf einen brutalen, gewalttätigen Tod, plötzlich und unerwartet, vorbereitet zu sein? Der einen anspringt, fast genussvoll zu Boden ringt? Oder wollte er aufzeigen, dass der Tod nicht immer in altbekannter Gestalt kommen muss, dass er jederzeit in jeder Gestalt vor einem stehen kann, auch so wie hier in Gestalt einer Frau? Ich wusste es nicht ... Stoff zum Nachdenken ...

Später habe ich erfahren, dass der Künstler Jürgen Weber diesen Brunnen nach mittelalterlichen Versen des Dichters Hans Sachs über die Ehe gestaltet hat. In den verschiedenen Figurengruppen werden Eheszenen, positive wie negative, in deftig-drastischer Weise dargestellt. Die Gruppe hier zeigt ein Ehepaar, das nicht mehr in Liebe, sondern in Hass verbunden, sich bis über den Tod hinaus noch halbverwest mit Wonne an die Gurgel geht ...

(Detail des Hans-Sachs-Brunnens "Ehekarussell" in Nürnberg. Bild von 2005, angeregt durch andere Bilder dieses Brunnens von einem FC-Kollegen kürzlich wiedergefunden und neu ausgearbeitet).

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