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Rote Lichter über dem Rotlichtviertel

Rote Lichter über dem Rotlichtviertel

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Jean Albert Richard


Premium (World), Runkel

Rote Lichter über dem Rotlichtviertel

Jahre lang bin ich am Frankfurter Hauptbahnhof aus meinem Zug ausgestiegen, und über die Taunusstraße zur Taunusanlage hingelaufen.
Es gab immer wieder ein neues Hochhaus, irgendwo.
Eines Tages, es war abends, und entweder im Herbst oder im Winter,
habe ich nach rechts und nach oben hingeschaut, und schmunzeln
müßen.
Auch moderne Architekten können durchaus geniale Einfälle haben,
dennoch übersehen sie immer öfter eine Kleinigkeit, die den alten Meistern
nicht entgangen wäre.
Rotlicht, sowie überdimensionale Hausnummern, und dergleichen, wie man sie im unteren Teil des Bildes sehen kann, signalisieren immer, und überall, daß dort Entspannung angeboten wird.
Die roten Lichter, die man im Hintergrund am Hochhaus sieht, haben einen ganz anderen Zweck, sie sollen nämlich als Warnung für Flugzeuge
und weitere Hubschrauber dienen.
Zwischen den beiden Funktionen ist also kein Zusammenhang zu erkennen, und es ist auch so.
Was das menschlische Auge aber aus diesem Blickwinkel sieht läßt Platz für fantasievolle Interpretationen, als ob das Hochhaus etwa der Schirmherr des Frankfurter Rotlichtviertels wäre.
Ich habe einige Zeit der Versuchung widerstanden, aber irgendwann
war es so weit: ich mußte das Bild aufnehmen.
Mein halbwegs anonymer Ansprechspartner aus Limburg, der mir neulich
eine höchstinteressante DVD über die Stadt Frankfurt zukommenlassen
hat, hat sinngemäß angedeutet, ich würde diese Stadt mit anderen Augen sehen als die meisten FC-Mitglieder. Es mag wohl sein, und liegt wahrscheinlich daran, daß ich kein Frankfurter bin.
Solche zweifelhafte Perspektiven gibt es auch übrigens in anderen Städten, etwa Brüssel, Paris, oder Wiesbaden, bestimmt auch sonstwo,
ich verrate sie aber nicht: es würde den Spaß daran verderben...

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