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Anette Z.


Premium (Complete), Aachen

same but different 38

Die Serie "Same but different" beschäftigt sich mit Klassenunterschieden, Gemeinsamkeiten und Vorurteilen.

Sie entstand, indem ich Viertel besucht habe, wo eher Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen wohnen. Aber auch Viertel, wo die Bewohner als gut situiert gelten. Die Ergebnisse stelle ich gegenüber.
Im Laufe meiner Arbeit habe ich festgestellt, dass man oft den Bildern gar nicht ansieht, in welchem Viertel man unterwegs ist. Was viele Menschen nicht daran hindert, ihre Vorurteile zu haben.

Als Beispiel möchte ich zwei Kollegen zitieren.

Eine Kollegin sagte voller Überzeugung über ein bessergestelltes Viertel in Aachen „Wenn ich mir schon ansehe, wer da wohnt. Kotz!“ Ich habe mir überlegt, ob ich antworten soll „Aha. Da wohnen Freunde von mir. Erklär mir doch mal bitte, was an denen so ‚Kotz‘ ist. Ich hab es nämlich noch nicht gemerkt.“

Anders herum habe ich einen Kollegen, der der festen Überzeugung ist „Wer Abi machen kann und es nicht tut, ist ein Vollidiot.“
Schüler, die sich drei Jahre in der Gymnasialen Oberstufe rum quälen‚ obwohl sie es hassen, um sich die Chancen nicht zu verbauen‘ haben wir genug.
Fachkräftemangel in Ausbildungsberufen hat die Wirtschaft genug.
Aber das Wichtigste ist halt, ‚es im Leben zu was zu bringen‘ … finanziell natürlich.

Schon komisch, dass der Erfolg, der so wünschenswert ist dann verachtet wird, sobald der „Erfolgreiche“ deutlich mehr verdient als man selbst.

Ich habe auch festgestellt: Die Wahrnehmung von „Arm“ und „Reich“ ist relativ. „Armut“ fängt immer 50% unterhalb meiner Einkommensgrenze an. „Reich“ sind immer die, die sich Dinge leisten können, die ich nicht bezahlen kann.

Vielleicht brauchen wir das? Das Gefühl, besser zu sein, als die „unter uns“.
Und das Gefühl, dass den Menschen, die erfolgreicher sind als wir irgendwas fehlt.
Weil wir uns ihnen sonst unterlegen fühlen.

Commentaire 17

  • verocain 03/04/2024 16:58

    Rechts schaut aus nach Hafencity HH, dann ist ja klar, wer da so ungefähr wohnt. 
    Wobei links jetzt auch nicht grad nach unterprivilegiert aussieht ;-) 
    So gesehen  bestätigt es meinen Gesamteindruck, dass es hier in diesem Land nicht ganz so schlecht läuft, wie es das allgemeine Wehklagen glauben machen will.
    • Anette Z. 04/04/2024 15:49

      Dann ist deine Lösung also, dass wir einfach an uns selbst denken weil die Welt sich eh weiter drehen wird? Mit oder ohne uns?

      Komisch ... irgendwie finde ich den Gedanken auch tröstlich, dass die Welt sich schon von der Menschheit erholen wird, selbst wenn es zum Klimakollaps kommt ... Und wenn nicht - dann wird sich die Menschheit auch von ihrer aktuellen Dummeheit erholen.

      Was das Schwarz sehen und das Sorgen machen angeht: Das hat mich schon ziemlich weit gebracht im Leben. Weil ich immer mal wieder Probleme vorhergesehen und verhindert habe. An den wichtigen Schnittstellen habe ich immer mal wieder mit meiner Sturheit einiges erreicht, auf das ich stolz bin.
      Wie viele Probleme ich allerdings erst ausgelöst habe, um sie hinterher lösen zu müssen, das ist sicherlich fraglich ;-)
    • verocain 04/04/2024 16:13

      Naja, dann hat dieses gegensätzliche Naturell den jeweils anderen im Leben weitergebracht. Daran siehst du, dass es immer mehrere Wege gibt, die richtig sein können. 
      Es ist - wie bereits gesagt - eine Frage der grundsätzlichen Haltung: ich bin nicht der Meinung, dass "die Welt sich von der Menschheit erholen muss".
      Ich denke gar nicht so schlecht über die Menschheit. 

      Meine Tendenz zu einer gewissen allgemeinen Sorglosigkeit ( solange es nicht meine eigene Gesundheit betrifft! ) rührt daher, dass ich nur begrenzt Zeit habe, mich mit den schönen Dingen zu befassen, während ich auf diesem Planeten weilen darf. Es gibt Dinge, die mir einfach wichtiger sind, als sich Sorgen zu machen. Gelegentlich schaffe ich es sogar, den ein oder anderen mitzureißen und anzustecken. Das erfreut mich dann immer.
    • Anette Z. 04/04/2024 22:09

      Das mit den schönen Dingen ist auch relativ. Ich versuche dabei immer eine Person zu bleiben, der ich morgens mit Respekt im Spiegel in die Augen blicken kann. Und bei Problemen wegschauen gehört da nicht dazu.

      Klar ist das anstrengend und manchmal ungesund. Aber genau da setzt meine Moralvorstellung an: Wenn ich es mit meinem Job schaffe, ein paar jungen Menschen auf den richtigen Weg zu helfen ... einige wirklich zum Besseren zu beeinflussen ... vielleicht sogar ein paar zu retten ... dann war es das wert. Egal, ob ich dabei gesund bleibe.

      Komischer Weise fahre ich ruhiger, seit ich diese Einstellung habe. Leute, die mir sagen, dass ich doch zuerst mir selbst verpflichtet bin - so als wäre es dumm oder egoistisch, was ich tue - die lasse ich seitdem einfach links liegen. Vor allem dann, wenn es die Sorte Mensch ist, die mir im Schulsystem oft begegnet. Die Sorte, die nur deshalb versucht, mich von meinem Weg abzubringen, weil sie sich nicht unmoralisch fühlen will. Wobei ich ihnen aber im Weg stehe. Man kann sich eben nicht so einfach einreden, dass man nichts bewirken kann, wenn jemand neben einem arbeitet, der eben doch was bewirkt.
    • verocain 05/04/2024 12:58

      Es gibt einen persönlichen Abwägungsprozess, inwieweit und wofür man sein Engagement und seine Lebensenergie verbraucht, in den niemand reinzureden hat und über den niemand sonst ein Urteil zusteht. Das ist meine persönliche Ansicht dazu. Ich rede da niemandem rein. 

      Einzige Ausnahme: Menschen, die sich aufreiben und selbst zerfleischen und damit unglücklich sind und fragen: warum bist du nicht auch so?
      Nur in dem Falle gebe ich gerne Antwort.
  • Fotobock 03/04/2024 11:05

    Ein feiner Vergleich diverses architektonischer Elemente. Eher verspielt und bewegt links, dagegen grad und "straight" rechts. Lg Barbara