Sarajevo Viewpoint
Ich stehe auf den Überresten der „gelben Bastion“ (Zuta Tabija), einem beliebten Aussichtspunkt für Sonnenuntergänge und überwältigendem Blick auf Sarajevo. Wie so häufig liegt eine Dunstschicht über der Stadt.
Der Gebirgszug Bjelašnica, Wettkampfstätte der Olympischen Winterspiele 1984, und der Berg Igman sind in der Ferne nur schemenhaft auszumachen. Vorne links dagegen klar zu erkennen: die beeindruckende, schön restaurierte Nationalbibliothek, die während der vierjährigen Belagerung Sarajevos im Bosnienkrieg der neunziger Jahre komplett ausbrannte. Gleich dahinter schließt sich das historische Stadtzentrum, die Baš?aršija, mit ihren engen Kopfsteinpflastergassen, den Kupferschmieden, Souvenirläden und Cevapi Buden an, deren Rauch man in die Höhe steigen sieht. Im rechten unteren Bildrand: die weißen Grabstelen des muslimischen Friedhofes Alifakovac.
Die Hochhäuser von „Novo Sarajevo“, dem modernen Geschäftsviertel der Stadt, in der Bildmitte scheinen allerdings fast schon wieder mit dem dünnen, diesigen Abendlicht verschmelzen zu wollen.
Bald wird die Sonne hinter den Hügeln verschwunden sein und der Chor der Muezzine, die ihre Gläubigen zum Gebet in eine der zahlreichen Moscheen rufen werden, selbst hier oben gut zu hören sein.
Sarajevo, Schmelztiegel der Kulturen und Weltreligionen, Orient trifft Okzident, ist ein einzigartiger Mikrokosmos toleranten Miteinanders. Das war nicht immer so.
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