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Scherbe.

Jetzt, wo der Schnee wegtaut, offenbart sich einem vieles. Das, was unter der dicken Schneedecke schlummerte, was kaputt ging und was jetzt neu aufsteht. Wie an den Bäumen die ersten Knospen grün hervorlugen, wie die Vögel anfangen mit zwitschern.
Als ich letztens die Treppe aus dem Garten in mein Zimmer hochstieg, entdeckte ich, dass der rote Blumentopf, der vor der Terassentür stand, kaputt gegangen war. Wahrscheinlich, hatte ihn die Kälte gesprengt. Dal lag diese eine rote Scherbe, mitten auf meinem Weg. Und ich fotografierte sie. Ich betrachtete das Foto und dachte darüber nach, dass diese Scherbe Teil eines Ganzen war. Dass sie Teil des Blumentopfes war, in dem im Sommer eine Gerbera blühte. Dass dieser Topf etwas wunderschönes beinhaltete und es in sich wachsen lies. Bis es verblühte. Als die Gerbera verblühte, verschwand auch der Topf aus dem Haus. Und jetzt letztendlich, ist auch er kaputt. Verblüht. Wie die Blume, die in ihm verwelkte. Was übrig bleibt, ist ein Haufen roter Scherben. Nichts erinnert mehr an die schöne rote Gerbera in diesem schönen roten Topf.

Und bei diesen Gedanken kam ich wieder bei den Menschen an.
Dass wir aufblühen und jeder auf seine Art und Weise schön ist.
Und dass wir manchmal, durch Fügungen unseres Lebens, verblühen und verwelken. Dass unsere Seele verblüht, dass das Feuer, was in uns brodelte, erlischt. Dass nur noch eine Hülle bleibt. Wie der Blumentopf. Eine leere Hülle, an der nicht mehr vieles daran erinnert, was für ein schönes Gesamtbild sie einmal ergab. Und das irgendwann auch diese Hülle zerbricht, dass es aus ihr herausbricht. Dass sie kaputt geht.

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