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Karl-W. Koch


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Schiefe Ebene 4

Am 10. September 2022 war mal wieder "Großdampftag" an der Schiefen Ebene. Zum Einsatz kamen Loks der Baureihe 01.05, 01.15, 41, 44, 52 und die "23er" der DR, also eigentlich 35.10. Gefahren wurde im Stundentakt, immer mit Schub, teilweise mit Vorspann. Das Wetter war gewöhnungsbedürftig, hätte aber auch schlechter sein können. Die Wolkenstruktur war durchaus fotogen und ab und an kam sogar die Sonne durch. Um Die Mittagszeit vertrieb ein starker Schauer den Fotografen ins Trockene ...

Der letzte Zug bergauf war mit der 52er bespannt, schieben dürfte zur Abwechslung mal Diesel, eine 218. Letztere stilechter als die 52er, die außer in Kriegszeiten vermutlich nie Personenzüge über die Schiefe Ebene gezogen hat, ... o.k., die 01.5er auch nicht ;-)

Die Schiefe Ebene
Von Neuenmarkt Wirsberg nach Marktschorgast
Eine „Schiefe Ebene“ ist in der Physik eine geneigte Fläche. Im Alltag würde man sie als Rampe bezeichnen und das kommt der Sache nahe. Mit dieser Rampe werden in Franken auf 6,8 km 158 Höhenmeter überwunden, die maximale Steigung beträgt 25‰.

Geschichte
Die Planungen der Strecke von Bamberg nach Hof begannen 1836, wobei für den steilen Abschnitt zunächst abenteuerliche Überlegungen angestellt wurden. Aber man entschied dann doch für den konventionellen Bau einer Steigungs-Strecke, die für normale Lokomotiven gerade noch leistbar waren. Der Bau begann 1844 und wurde 1848 erfolgreich beendet. Auch wenn schon bei der Planung der zweigleisig Ausbau vorgesehen war und die Dämme und Einschnitte entsprechend dimensioniert wurden, dauert es bis 1871, bis die Gelder dafür bewilligt wurden.
Erwähnenswert ist die auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges errichtete Sperrmöglichkeit. Mit Hilfe einer sog. „Fallkörpersperre“ bei Km 79 sollten zwei mächtige Betonpfeiler per Sprengung auf die Strecke gestürzt werden, so dass die Bahn für eindringenden Truppen nicht mehr nutzbar gewesen wäre.

Betrieb
Die „guten alten Zeiten“ der mit 01er bespannten D-Züge und der mit 44er bespannten Güterzüge sind lange vorbei. Schwere Züge müssten mit zusätzlichen Lokomotiven nachgeschoben oder per Doppeltraktion befördert werden, manchmal sogar beides gleichzeitig. Ein Tag an der Schiefen Ebene muss damals ein beeindruckendes Erlebnis gewesen sein. Bei den leider aktuell recht seltenen Sonderfahrten lässt sich das noch erahnen. Der Alltag sieht trister aus: Außer Nahverkehr und Regional-Expresszüge (Neitech-Triebwagen der BR 612) verkehrt hier kaum etwas, es sei dann eine Sperrung würde schwere Güterzüge als Umleiter auf die Strecke schicken.

Streckenbeschreibung
Die Steigung führt ab Neuenmarkt-Wirsberg aus der Mainebene auf die Münchberger Hochfläche. Viele der Abschnitte verlaufen auf großen Steindämmen zum Ausgleich der Geländeunterschiede. Auch etliche Einschnitte und Stützmauern halfen bei den Nivellierung. Ebenfalls Gelände-bedingt ist die Strecke recht kurvig, mit einigen sehr fotogenen S-Kurven. Das Ganze liegt in einem dichten Waldgebiet. In Neuenmarkt-Wirsberg ist das sehr sehenswerte Deutsche Dampflokomotiv-Museum, das auch bei den Sonderzügen teilweise selbst aktiv mitwirkt.

(Der Text stammt aus dem Buch: "Einsteigen" aus dem Transpress-Verlag: https://www.motorbuch-versand.de/product_info.php/info/p12341_Einsteigen--.html, die Bilder sind aktuell vom 10. September 2022)

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