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Schloss Reinhardsbrunn bei Friedrichroda

Schloss Reinhardsbrunn bei Friedrichroda

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Michael Krautzberger


Free Account, Schwalmstadt

Schloss Reinhardsbrunn bei Friedrichroda

...fotografiert am Tag des offenen Denkmals (man kommt sonst sehr schlecht auf das abgesperrte Areal)...

Das Geschlecht der Ludowinger hatte seit der Mitte des 11. Jahrhunderts die Macht. Mitte des 12. Jahrhunderts erhielt es die thüringische Landgrafenwürde. Die Ludowinger erbauten im 11. Jahrhundert die Wartburg und das Kloster Reinhardsbrunn und strebten danach, die ein heimischen Grafenhäuser unter ihre Landeshoheit zu zwingen. Mit Heinrich Raspe, dem deutschen Gegenkönig des hohenstaufenschen Kaisers Friedrich IL, starben die Ludowinger aus. Im thüringischen Erbfolgekrieg im 13 Jahrhundert setzten die Wettiner ihre Ansprüche durch, gewannen die Vormacht über die thüringischen Grafenhäuser und erwarben weitere Territorien hinzu.
Das Kloster Reinhardsbrunn war das Hauskloster der thüringer Landgrafen. Die Besitzungen dehnten sich im Laufe der Jahrhunderte über ganz Thüringen aus. Ihre territorial­politische Bedeutung basierte auf der Tatsache, daß die Landgrafen gleichzeitig auch Vögte des Klosters waren und somit unmittelbar politisch einwirken konnten. Bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts war das Kloster Reinhardsbrunn das geistige Zentrum der Landgrafschaft. Hier entstand in dieser Zeit eine berühmte Briefsammlung und der erste Versuch der Reinhardsbrunner Geschichtsschreibung entstammt auch dieser Zeit. Die vielzitierten ,,Reinhardsbrunner Fälschungen" des 12 Jahrhunderts behaupten unter anderem die königliche Abstammung der Ludowinger, weiteten Besitztitel aus und schrieben die Verleihung des Burgbaurechtes vor die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück, als es noch allein dem König vorbehalten war. Offenbar sind diese "Fälschungen" Reflektionen auf die Gründung des Klosters Georgenthal.
Martin Luther stattete 1521 auf seinem Weg zum Reichstag nach Worms dem Kloster Reinhardsbrunn einen Besuch an. 1525 wurde das Kloster im Deutschen Bauernkrieg erheblich zerstört und anschließend aufgelöst. Danach wird Reinhardsbrunn nur noch als Amt erwähnt, das die ehemaligen Klostergüter verwaltete. Zugleich benutzten es die sächsischen Kurfürsten als Jagdhaus. Im 16. Jahrhundert verfielen dann die Klostergebäude.
Mit dem Bau eines Amtshauses durch Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen- Weimar beginnt 1601 ein neuer Abschnitt in der Geschichte von Reinhardsbrunn. Dieses Ge­bäude trägt später die Namen ,,Saalhaus" oder ,,Hirschgalerie". 1610 wird ein neues Gebäude, die spätere ,,Kirchgalerie" hinzugefügt. Heute befinden sich darin das Hotelrestaurant und ein Teil der Hotelzimmer. Ein Jahr danach, 1611, entsteht das ,,Hohe Haus" mit der herzoglichen Wohnung und der Dienstwohnung sowie den Amtsräumen des Amtsrichters. An der Stelle der heutigen Durchfahrt stand ein Ge­bäude in dem der Münzmeister wohnte. Den ganzen Gebäudekomplex umgab die frühere Klostermauer, die auch heute noch teilweise vorhanden ist. Die Schloßgebäude waren darüber hinaus noch durch eine weitere Mauer geschützt. Die Teiche wurden bereits in der Klosterzeit angelegt.
Die baulichen Anlagen im 17. Jahrhundert sind mit dem heutigen Grundriß identisch. Da vom Kloster bis auf die Klostermauer keine Bausubstanz erhalten geblieben ist, wird angenommen, daß die neuen Bauwerke auf den alten Grundmauern errichtet wurden. Zahlreiche Nebengebäude, Marstall, Zeughaus, Back- und Waschhaus und die Mühle entstanden ebenfalls in dieser Zeit. Die Teilung des Herzogtums Sachsen- Weimar und die Neubildung des Herzogtums Sachsen-Gotha, später Sachsen­ Gotha - Altenburg veränderten zwar die Herrschaftsverhältnisse, bewirkten aber nur geringfügige Veränderungen am Schloß. So entstand im Obergeschoß der noch heute vorhan- dene ,,Ahnensaal" mit zwei Nebenräumen.
Das Aussterben des Gotha-Altenburgischen Herzogshauses 1825 verursachte wiederum einen Besitzwechsel zum Her­zogtum Coburg-Saalfeld, später Coburg-Gotha. Vom Her­zog Ernst 1. wurde ein völlig neuer Abschnitt der Entwick­lung eingeleitet. Der von neogotischen Arbeiten Schinkels inspirierte Architekt Gustav Eberhard schuf ein Bauensemble, das eines der wenigen frühen Beispiele neogotischer Ar­chitektur in Thüringen ist. Die Vorgaben für den Architek­ten, in den Um- und Neubau weitgehend die aus dem 17. Jahrhundert stammende Bausubstanz einzubeziehen, wirkten sich auf Grundriß und Höhe aus.
Die Umbauarbeiten in den Jahren 1827 bis 1835 wurden durch Schwächen an den bestehenden und in den Umbau einbezogenen Gebäudeteile erschwert. Die Westseite vom ,,Hohen Haus" und ein Teil der Westseite der ,,Hirschgalerie" mußten völlig neu aufgebaut werden. Die unterschiedlichen Bauetappen lassen sich bei intensiver Betrachtung noch gut erkennen. Die gegenwärtige Form der Einfahrt in den Schloßhof entstammt dieser Zeit. Im Erdgeschoß, in dem sich heute die Hotelrezeption befindet, war ursprünglich ein Speisesaal mit zwei Nebenräumen untergebracht. Die Salons im ersten Obergeschoß und der über der Durchfahrt gelegene ,,Ahnensaal" mit den Porträts der Ludowinger sind heute wegen ihrer interessanten Gestaltung besonderen Veranstaltungen vorbehalten.
Nach 1835 trat zunächst eine Unterbrechung der Umbauarbeiten ein. Erst 1845 wurden sie mit dem Umbau der ,,Kirchgalerie" fortgesetzt und 10 Jahre später mit Veränderungen im ,,Hohen Haus" weitergeführt. Der Neubau der Schloßkapelle im neoromanischen Stil dauerte bis zum Abschluß der Innenarbeiten im Jahre 1874. Der turmartige Ausbau neben dem Treppenturm des ,,Hohen Hauses" ist erst in den letzten Jahren des 19. Jahrhundert entstanden. Die Gothaer Herzöge nutzten im 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Schloß Reinhardsbrunn vorrangig als Jagdschloß und Sommersitz.
1945 wurde das Schloß Reinhardsbrunn in das Eigentum des Volkes überführt. Zunächst bis 1961 diente es als Schulungsstätte der Feuerwehr und Volkspolizei. Seit 1961 war es ein Hotel des VEB Reisebüro der DDR, das Teil der 1973 gebildeten Hotelbetriebe Reinhardsbrunn zusammen mit dem Parkhotel wurde.

Text aus: http://www.schloss-reinhardsbrunn.com/neu/

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