Retour à la liste
Seltene Marter-Darstellung restauriert

Seltene Marter-Darstellung restauriert

2 562 3

Ulrich J. Kind


Premium (Pro), Riedbach/Krs.Haßberge (Ufr.) - Bayern

Seltene Marter-Darstellung restauriert

Die Witterung spielt dem 250 Jahre alten Heiland übel mit
Hainert (uk) In der Ortmitte vor der Sankt Josefskirche steht, flankiert von drei Kastanienbäumen, ein Sandstein-Marterl. Es zeigt Christus, der gefesselt an einer Geißel-Säule steht. Im Landkreis dürfte diese Karfreitags-Darstellung bei einem Steinmarterl schon eine Besonderheit sein, da ist sich der Königsberger Steinrestaurator Petro Schiller sicher. Er hat in den vergangenen Wochen in seiner Werkstatt das über 250 jahre alte Steinmarterl aus dem Knetzgauer Orteil restauriert.
Die Darstellung sei ein beliebtes Thema der Barockzeit, so der Fachmann. Er hat eine weitreichende Erfahrung mit der fachgerechten Sicherung von kulturhistorischen Denkmalen. Die Entstehung mit dem gegeißelten Heiland aus Schilfsandstein wird vom Denkmalamt um die Zeit von 1750 bis 1770 eingestuft. Es stand bis vor 180 Jahren auf dem Friedhof, der um die Dorfkirche angelegt war. Wegen des feuchten Bodens wurde der Gottesacker seinerzeit zum westlichen Ortsrand verlegt - das Steinmarterl blieb aber stehen.
Figur und Sandsteinsockel werden aus der nächsten Umgebung aus einem der unzähligen Steinbrüche des Steigerwaldes vermutet. Bei einer vorhergehenden Renovierung wurde eine neue Postament-Abdeckplatte auf die jetzt die Figur steht angebracht. Auf der Vorderseite des Sockelsteines ist sogar noch ein altes geschmiedetes Türchen mit Münzschlitz erhalten geblieben, es verschließt einen kleinen in den Stein gehauenen Opferstock.
An der filigran gearbeiteten Figur waren die festgebundenen Hände abgebrochen und verschwunden. Petro Schiller musste diese rekonstruieren und an die Figur anpassen. Das an der Vorderseite des Sockelsteines in einem ovalen Medaillon befindliche Relief war durch die Witterungseinflüsse durch Aufschürfungen sehr stark geschädigt. Die Gesichtszüge der dargestellten Personen waren regelrecht abgeplatzt und so für den Restaurator nicht mehr nachvollziehbar. Mit Rücksprache mit dem Denkmalamt verzichtete man auf eine Ergänzung des beschädigten Reliefbereiches und sicherte nur den jetzigen Zustand. Diese Stellen wurden wie die anderen gefährdeten Bereiche am Sockelstein und der Figur mit Kunstharz und teils mit mineralischen Komponenten hinterspritzt. Es ist eine langwierige Geschichte, erklärt Petro Schiller, denn der Steinfestiger aus Kieselsäureester wird sorgsam, um alle feinen Risse und Spalten in der Tiefe auszufüllen, in mehreren Schichten aufgetragen. Diese Stellen müssen für das Denkmalamt genau dokumentiert werden, hierzu müsse eine genaue Objektakte mit entsprechenden Bildnachweis für das Amt angelegt werden.

Rarität im Zeichen der Muschel ...
Rarität im Zeichen der Muschel ...
Ulrich J. Kind

Commentaire 3

  • Matthias Endriß 02/07/2008 20:23

    Aua, Uli, erste Pressefotografenregel.... Das Auto immer so parken, dass es aus der Schusslinie ist. :-)))
    Bin gerade übrigens noch an einem gegeißelten Heiland vorbeigefahren... Zwischen Pussenheim und Dürrfeld steht auch einer, sogar in einem kleinen Steinhäuschen.
    LG Matthias
  • Ulrich J. Kind 02/07/2008 18:09

    Adlerauge sei wachsam... ja, ja, hab das nicht berücksichtigt... (ist übrigens mein eigener 14 Jahre alter A4)...
  • Matthias Endriß 02/07/2008 15:13

    Minimal den Aufnahmestandort verändert, und Du hättest das Auto mit dem Bildstocksockel verdeckt gehabt... :-)))
    Und stimmt: Solche Darstellungen sind bei uns relativ selten. Ich kenne jetzt adhoc nur eine ähnliche, und die steht zwischen Ober- und Unterspiesheim.
    LG Matthias