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Shiften ist Geschmackssache :-)

Shiften ist Geschmackssache :-)

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Thomas Braunstorfinger


Premium (Pro), München

Shiften ist Geschmackssache :-)

Stürzende Linien lassen sich bei den hohen Auflösungen heutiger Kameras meist ohne spürbare Nachteile in der Nachbearbeitung gerade stellen. Klassischerweise setzt man zu diesem Zweck ein Tilt/Shift-Objektiv ein, ist aber sehr teuer und entsprechend selten verbreitet.
Ob's besser aussieht, muss jeder selbst entscheiden.
Das rechte Foto wirkt irgendwie "falsch". Erklärung: um die Kirche mit einer rechteckigen Front als Rechteck sehen zu können, müsste man in halber Höhe schweben. Die Menschen im Vordergrund zeigen aber, dass man am Boden steht.

Commentaire 4

  • Pik Sibbe 06/06/2022 16:00

    In der Tat gefällt auch mir das linke Bild viel besser und wirkt trotz stürzender Linien stimmiger auf mich. Aufnahmen genau mittig und aus halber Höhe zum Bauwerk lösen das Problem zwar recht gut, allerdings habe ich solche Bilder schon gesehen und sie wirken recht langweilig und statisch auf mich. Nachträgliche Korrekturen solcher perspektivischen Verzerrungen auf dem PC sind noch nie mein Ding gewesen und deswegen lass´ ich das meistens.
  • Willy Brüchle 30/06/2019 9:40

    Die Linien stürzen zwar nicht mehr, das Verhältnis Höhe/Breite stimmt aber auch nicht mehr. Das lässt sich aber einfach korrigieren. MfG, w.b.
  • Pastafari 01/05/2019 22:26

    Das rechte Foto wirkt nicht nur falsch, es ist auch mathematisch falsch. Aus keiner Perspektive würde man die Szene so sehen wie auf dem rechten Bild.
    Die Software geht davon aus, dass alle Bildpunkte des Fotos in der Realität in einer Ebene liegen. Die Menschen sitzen aber vor der Fassade. Wenn dann so gerechnet wird, als ob sie auch in der Ebene der Fassade sind, sollte man sich nicht wundern, wenn ein falscher Eindruck entsteht.
    Mit einem Foto allein kann man kein dreidimensionales Modell erstellen.

    Zu den Eigenschaften der Zentralprojektion gehört, dass ein (ebenes) Rechteck genau dann auf ein Rechteck abgebildet wird, wenn es orthogonal zur optischen Achse ist.
    Die mathematische Funktion, welche die Ebene, die das Rechteck enthält, abbildet, vereinfacht sich in diesem Fall dann zu einer zentrischen Streckung (im Raum). Diese Funktion ist dabei längentreu, winkeltreu, und flächentreu.
    Wenn ich also die optische Achse der Kamera senkrecht zur Kirchenfassade ausrichte,  werden Fenster gleicher Größe, ob sie nun im Erdgeschoss oder im obersten Stock liegen, auf größengleiche Fenster abgebildet. Man muss also nicht "zur halben Höhe" schweben.
    Die theoretischen Überlegungen beziehen sich auf eine (ideale) Lochkamera mit einem "unendlich kleinen" Loch als Zentrum der Projektion. Für eine Kamera mit Linsen, oder ein menschliches Auge, bei dem die "Sensorfläche" keine Ebene ist, ergeben sich feine Unterschiede, die allerdings für viele praktische Überlegungen vernachlässigt werden können.
    Man könnte sich als Aufgabe stellen, ein rechteckiges Poster an einer (ebenen) Wand mit einer (Loch-)Kamera zu fotografieren. Die Kamera im Raum kann um drei Achsen bewegt werden, wobei das Zentrum zunächst fix bleiben soll.
    Beim Schwenken (pan), Neigen (tilt) oder Drehen um die optische Achse (rot) kann man studieren, wie das Rechteck abgebildet wird. Wird die Kamera nur geschwenkt, erhält man ein Trapez, bei dem vertikale (parallele) Linien parallel bleiben. Das Neigen der Kamera macht aus dem Rechteck ebenfalls ein Trapez. Diesmal bleiben horizontale (parallele) Linien parallel. Die vertikalen Kanten des Posters werden in diesem Fall zu "stürzenden Linien". In beiden Fällen verliert man die Längentreue und Winkeltreue bei der Abbildung. Die Rotation um die optische Achse ist dagegen recht unspektakulär. Wird die Kamera nun geschwenkt, geneigt und gedreht, so wird das Rechteck zu einem Viereck verzerrt. Immerhin ein Viereck. Das liegt daran, dass bei der Zentralprojektion Geraden auf Geraden abgebildet werden. Sind die Maße (Länge und Breite) des Posters bekannt, so ist es trotzdem sehr schwierig, etwa bei einer beliebigen Strecke im Poster von der Länge dieser Strecke im Foto auf die Länge der Strecke in der Wirklichkeit zu schliessen.
    Mathematisch ist dies lösbar. Allerdings mit Hilfe der "Projektiven Geometrie" und dem Lösen eines Gleichungssystems mit 8 Unbekannten und 8 Gleichungen.
    Glücklicherweise gibt es Programme (DxO Viewpoint, Adobe Camera RAW, Gimp), die uns diese komplizierten Berechnungen abnehmen. Was ich beim Fotografieren des Posters durch die Haltung der Kamera verbocke, kann mathematisch rückgängig gemacht werden. Wichtig: Dieses Umkehren bezieht sich nur auf die Abbildung einer Ebene auf eine Ebene. Ich betrachte also nur, wie die Wand, auf der das Poster hängt, abgebildet wird. Fotografiert man in einer Zimmerecke zwei Poster auf verschiedenen Wänden, so kann ich nur ein Poster winkeltreu und längentreu auf meinem Foto abbilden. Niemals beide.