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Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht. Es gibt wohl kaum eine fatalere Beziehung, als die des Abstrahierens mit der Fantasie. Man könnte sie eine Liaison dangereuse nennen. Es ist weniger eine Liebesbeziehung als eher eine durch Lust und Triebe zusammengehaltene Geschäftsverbindung.

Weder kann ich die romantische Sentimentalität derjenigen nachvollziehen, die ein abstraktes Wischiwaschi toll finden, weil es angeblich Platz für Fantasien böte. Wenn man dann diese Fantasien erfährt, ist man schnell angeödet von deren stereotypen Gleichförmigkeit.

Noch kann ich diejenigen verstehen, die eine Reduktion auf wenige Zeichen feiern. Diese Zeichen sind abgelebt und fade und sind letztlich nicht weiter als ein optischer Bürokratismus, der die Fülle des Erlebens auf solche Formeln bringt, die man auf den Rücken der Aktenordner wieder findet.

Zeichenhafte Abstraktionen als Abküspra (Abkürzsprache) sind nichts anderes als der Beleg dafür, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben als das, was eh schon immer gesagt wurde. Ihre Rätselhaftigkeit ist künstlich, um die Wiederholung des Immergleichen irgendwie künstlich interessant zu halten.

Davon lebt unsere Industrie, davon lebt die Sexindustrie. Ein paar Zerstückelungen, ein paar vage Hinweise und schon springt unsere Fantasie an, treibt uns um, solange, bis wir uns entweder unseres Geldes oder unserer Säfte entledigt haben.

Unsere Fantasie ist nichts weiter als ein hormongesteuertes, neuronales Aktivitätenmuster, dem im Außen die Abküspra entspricht. Oder umgekehrt, wir haben uns formelhafte Zeichen ausgedacht, um unsere Fantasie in stereotype Warteschleifen immer gleichen Erlebens einzupferchen.

Ich wähle für diese triste Verbindung das Labyrinth als Symbol. Es galt und gilt als Zeichen für die verschlungenen Pfade unseres Lebens. Dabei wurde es erfunden, damit ein Schäfer seine Herde in Ruhe und Ordnung ins Gatter bringen kann.

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