Siedlung Essen Stadtwald / Eyhof - Luftaufnahme
Es handelt sich um die Stadtwalds-Siedlung Eyhof
Zum Architekten Josef Rings
Der Architekt Josef Rings ( 1878 –1957) studierte bis 1906 an der TH Darmstadt und schloss seine Ausbildung mit Diplom ab. Anschließend war er ab
1906 Assistent von Prof. Friedrich Pützer (Städtebau) und ab 1908 Lehrer an der Baugewerkschule und der Kunstgewerbeschule Offenbach.
1912 bis 1919 arbeitete er im Baubüro der Friedrich Krupp AG Essen, wo er zusammen mit Hannes Meyer unter
Georg Metzendorf etwa an der Erweiterung der Siedlung Margarethenhöhe I in Essen mitwirkte.
Die Normierung von Bauteilen, die Typisierung der Grundrisse und eine Schematisierung der Bebauungsweise waren wesentliche Zielsetzung im Baubüro der Krupp AG, die als großer Rüstungsproduzent für ihre im 1. Weltkrieg schnell wachsende Belegschaft Unterkünfte dringend benötigte.
Ab 1919 war Josef Rings freier Architekt in Essen und konnte seine Erfahrungen im Wohnungsbau als „Hausarchitekt“ für den neugegründeten „Allgemeinen Bauverein Essen“ umfassend anwenden.
1934 emigrierte er nach Tel Aviv, wo er im Siedlungsbau und in der Regionalplanung arbeitete.
1948 erhielt er eine Professur für Städtebau an der Universität Mainz, im selben Jahr wurde dort auch eine repräsentative Ausstellung seiner Arbeiten gezeigt. Der damalige Stadtkommandant in Mainz, der französische General Jacobsen, hatte zuvor schon Marcel Lods, einen Mitarbeiter von Le Corbusier, nach Mainz geholt und auch die Berufung von Josef Rings veranlasst, um den Wiederaufbau der zerstörten Stadt Mainz im Sinne der Moderne zu befördern.
Josef Rings fasste nach 1945 als einer der wenigen zurückgekehrten Emigranten in Deutschland wieder Fuß.
Seine große Bedeutung für den Siedlungsbau der 1920er Jahre ist bisher noch kaum erkannt.
Das Werk Josef Rings’ zeichnet sich durch eine starke Neigung zum Systematisieren aus. In Essen war er als Architekt vor allem im sozialen Wohnungsbau engagiert und überzeugt davon, dass die Thematik Wohnungsbau nur im Zusammenhang mit
der Lösung städtebaulicher Fragen – Verkehr, Boden, Erholung – zu sinnvollen Ergebnissen geführt werden könne.
Er entwickelte in den 1920er Jahren das sogenannte Wabensystem als besonders rationelle Form der bandförmigen Erschließung und Gebäudeanordnung für Wohnsiedlungen. In diesem Zusammenhang bevorzugte er den damals eher geringgeschätzten Typ des Reihenhauses, bei welchem fünf bis zehn Häuser zu einem einzelnen langgestreckten Baukörper zusammengefasst sind – im Gegensatz zum freistehenden Siedlungshaus oder Doppelhaus –, und entwickelte daraus eine schematische Reihenhausbebauung, die als besonders rationell und ökonomisch dargestellt wurde.
„Der einfachste und klarste Baukörper ist zum Ausdruck städtebaulicher Gedanken der geeignetste und der geringste Material- und Funktionsaufwand fordert wiederum klare Gebilde.“ (Josef Rings, 1923)
Neben der Siedlung „Spinnstuhl“ sind u. a. folgende Bauten von Josef Rings bekannt:
1919/20 - Siedlung Feldhaushof in Essen-Huttrop,
Siedlung Heimatdank in Essen-Fulerum, Siedlung
Friedensstraße in Essen-Kray
1920 /25 - Eyhof-Siedlung in Essen-Stadtwald
1924 - Tagesanlagen der Zeche Dahlbusch in Bochum
1924 /25 - Gruga-Halle Essen (abgebrochen)
1927 - Siedlung „Am Schäperskotten“ in Gelsenkirchen-Erle
Im Jahr 1919 unterstützte Rings die Gründung des „Allgemeinen Bauverein Essen AG“ gemeinsam mit einer Architektengruppe, der u.a. Baurat Robert Schulte und Baurat Robert Schmohl angehörten. Er befand sich dabei im Konsens mit dem damaligen Essener Oberbürgermeister und späteren Reichskanzler Hans Luther sowie dem Beigeordneten, Stadtplaner und Gründer des Ruhrsiedlungsverbandes (jetzt KVR) Robert Schmidt. Die Allbau AG ist heute mit 19.000 Mietwohnungen einer der größten
Wohnungsanbieter in der Stadt Essen.
Josef Rings war in den ersten Jahren künstlerischer Beirat des Vorstandes des „Allgemeinen Bauvereins Essen“, konnte jedoch seine Vorstellungen vom Neubeginn und konsequenter Rationalisierung im Bauen, d.h. strenge Einheitlichkeit, Reihenhäuser
und flache Dächer – wohl mit Ausnahme der Siedlung Spinnstuhl – nicht durchsetzen.
Er verfasste unter anderem 1919 gemeinsam mit Robert Schmidt für den „Allgemeinen Bauverein Essen“ die 1. Programmschrift „Wollen – Können“, die wegen Papiermangels erst 1923 erschien, und 1923 „Siedlungsreform – Gesetze, Baugedanken, Ziele“, in der er sich inhaltlich bereits klar von der Linie des „Allgemeinen Bauvereins“ absetzte.
1927 stellte er im Rahmen einer Werkausstellung im Museum zu Duisburg erstmals sein Konzept Verkehrstadt der Öffentlichkeit vor, zwei Jahre später auch in einer Architektur- und Kunstausstellung in Dresden sowie in Ausstellungen
in London (1927) und Moskau (1932).
Danke an " Christian Wiegand ´71 " für den Text !!!
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