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Skandal um die Münchner Strickliesel

Skandal um die Münchner Strickliesel

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Klacky


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Skandal um die Münchner Strickliesel

Die Sache mit der Münchner Strickliesel beruhte eigentlich auf einem fundamentalen Mißverständnis. Ein Oberamtsinspektor hörte von der Münchner Strickliesel, und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Schon lange hatte das Gewerbeaufsichtsamt der Stadt München die Strickliesel darauf aufmerksam gemacht, daß sie einen Gewerbeschein braucht. Doch nicht für Geld und gute Worte ließ sich die Stricklisel erweichen, den Schein zu beantragen. Sie ging tagaus, tagein ihrem Gewerbe nach und das in aller Öffentlichkeit. Sie reagierte einfach nicht. Sie öffnete die Briefe nicht. Alle fand man ungeöffnet aber zerknüllt zu ihren Füßen. Nachdem der einseitige Schriftverkehr des Gewerbeaufsichtsamtes im Gewerbaufsichtsamt schon mehrere Ordner füllte, griff man zu anderen Mitteln und drohte ihr ein Zwangsgeld an. Vergebens. Sie reagierte nicht und zahlte nicht.

Da wurde es der Stadt zu bunt. Sie beantragte und erhielt ein Haftbefehl für vierzehn Tage Beugungshaft, die die Liesel in Stadelheim verbringen sollte. Hier oben seht Ihr die Hundertschaft der Bereitschaftspolizei auf dem Weg zu ihr. Doch die Sache ging zunächst ordentlich in die Hose.

Die Polizei schickte vier Polizeiazubis als Eckläufer los, um die Strickliesel einzukesseln und an der Flucht zu hindern. Wie Ihr seht, sieht man keinen dieser Eckläufer, denn sie verliefen sich. Dennoch floh die Liesel nicht. Doch damit war das Problem nicht gelöst. Denn als man versuchte, ihr Handschellen anzulegen, stellte man fest, daß die Standardhandschellen der Bepo nicht umfangreich genug waren. Erst als ein Schlosser eine Sonderanfertigung anfertigte, gelang es, einen Polizisten an die Liesel zu ketten - und nicht umgekehrt, wie es eigentlich beabsichtigt war. Als der Polizist so zaghaft an der Liesel zog, gab diese nicht nach, geschweige denn ging sie mit ihm. Sie rührte sich nicht. Auch als man einen zweiten Polizisten an den ersten schloß und dann einen weiteren an diesen zweiten, tat sich nichts. Auch als die gesamte Hundertschaft mit Hauruck an der Dame rüttelte, ging nichts vorwärts. Guter Rat war teuer. Zudem kam jetzt die Frage auf, ob man die Liesel aufrecht oder liegend abführen sollte. Das war eine schwierige Frage, die mal erst vertagt wurde, denn die Gewerkschaft der Polizei machte auf die gesetzliche vorgeschriebene Pausenregelung aufmerksam. Man rief die vier Polieiazubis, sie hatten sich mittlerweile erschöpft wieder eingefunden, und schickte sie mit einem der Busse zum nächsten Vinzenz Murr, um eine saubere Brotzeit zu holen, so mit Semmeln, warmem Leberkas und kaltem Bier. Das taten die Azubis gerne. Es dauerte natürlich etwas.

Derweil regelten die Huntertschäftler den Verkehr rings um die Liesel, alle hundert (minus vier) gleichzeitig. Wer die Gegend kennt, ahnt, daß das nicht gutgehen konnte. Es gab ein Verkehrschaos mit riesigem Stau am Effnerpatz, auf dem Mittleren Ring am Englischen Garten und im Richard-Strauss-Tunnel und am Leuchtenbergring. Das wurde natürlich in den Verkehrsnachrichten gemeldet. Dadurch wurde erst die Polizeiakion bekannt, also so richtig bekannt. Spontan bildeten sich Solidaritäskomitees, die sternförmig auf den Effnerplatz losmarschierten. Zufällig sich in der Landeshauptstadt aufhaltende Trachten- und Musikkapellen schlossen sich mit Tschingderassabum an. Das machte die Märsche bunter, rhythmischer und lustiger. Dadurch zogen sie natürlich auch anderes Volk an, das nichts oder nichts Besseres zu tun hatte. Am Weg liegende Schulen schickten die Kinder mit, und die Menge schwoll an. Diese Art Volksfest sprach sich rum. In der Stadtverwaltung schaute man auf die Kalender, sah nichts, besserte schnell den versäumten Termin nach, gab den Angestellten frei bzw. entsandte offizielle Abordnungen mit schnell erstellten Grußbotschaften. Keiner wußte, worum es ging, nur, daß es eine gute Sache war.

So entwicklte sich ein Volksmarsch und dann am Effnerplatz ein Volksfest ungeahnten Ausmaßes.
Die Polizisten, von der Brotzeit gestärkt und wieder hochmotiviert, regelten die verschiedenen Aufmärsche, koordinierten die Sprechzeiten der Delegationen und ließ sich gerne vom begeisterten weiblichen Anteil der Feiernden abbusseln und mehr. Die Polizei rief sogar Verstärkung, die eilig mit Tatütata anrückte. Der besonders clevere Polizist Markus setzte sich an die Spitze der Vier, verkündete, man habe gerade noch so die Entführung der Strickliesel von islamischen Terroristen verhindern können und wurde von der vereinten Menge als Volksheld ausgerufen und entsprechend gefeiert. Überhaupt wurde mächtig gefeiert. Das Volk und Bier- und Leberkassemmellieferanten kamen voll auf ihre Kosten. Alle, Volk, Lieferanten und Polizisten und -tinnen fielen sich in die Arme und so. Die sich später abspielenden Szenen wollen wir lieber verschweigen.

Ja. so war's, so und nicht anders. Ich konnte zufällig Zeuge sein und kann Euch deshalb glaubwürdig davon berichten.

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