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Spuren

Als 1292-1298 die kurkölnische Landesburg erbaut wird, liegt Rheinberg noch am Rhein. Der Zollturm, mit 4 Meter dicken Mauern Teil der Burg, wird zu dieser Zeit vom Rhein umspült. Die kölnischen Erzbischöfe, zu deren Besitzungen „Rhynberck“ gehört, erheben hier Zoll.

Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt mit dem Freiheitskampf der 17 niederländischen Provinzen gegen die spanischen Habsburger – dem Achtzigjährigen Krieg - eine Leidensgeschichte für die Stadt, die 1585 zunächst von den Holländern erobert und zur Festung ausgebaut wird. 1590 erobern die Spanier Rheinberg, die 1597 wiederum von den Truppen des niederländischen Heerführers Moritz von Oranien vertrieben werden. Schon 1598 erobern die Spanier Rheinberg zurück. Der alte Zollturm dient in dieser Zeit als Pulverlager, Zoll wird, verursacht durch die Kriegswirren, nicht mehr erhoben. Einen Tag vor dem Sieg der Spanier fällt ein Geschoß durch das Dach des Turmes und lässt das Pulverlager explodieren. Große Teile der Burg sowie der Stadt werden zerstört, aber in den folgenden Jahrzehnten, in denen sich die Spanier und Niederländer als Stadtherren immer wieder abwechseln, wieder aufgebaut. 1636 explodiert der Turm erneut. Diesmal hat der Blitz das Pulverlager entzündet, wieder wird die halbe Stadt zerstört. 1648 endet mit dem dreißigjährigen Krieg auch den achtzigjährige. Rheinberg findet aber keine Ruhe: Im Holländischen Krieg (1672-1678) vertreibt Ludwig XIV. die Niederländer, im spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) kämpfen Franzosen und Preußen um die Stadt, die Preußen erobern Rheinberg und lassen die Festungsanlagen schleifen. Der Zollturm bleibt als Ruine von 7 – 8 Metern Höhe erhalten. Rheinzoll kann in Rheinberg auch nicht mehr erhoben werden: Im Herbst und Winter des Jahres 1667/68 leidet die Stadt unter starken Überschwemmungen und Eisgang. Der Rhein weicht in einer weiten Schleife nach Nordosten aus, schafft sich ein neues Bett und rückt ca. 5 km von der Stadt ab. Rheinberg ist damit keine Hafenstadt mehr. 1715 schließlich übergeben die Preußen Rheinberg wieder dem Erzbistum Köln.

Der Rest des alten Zollturms steht noch heute, 1983 ist er als Denkmal Nr. 20 in die Denkmalliste der Stadt Rheinberg aufgenommen worden. In seinem 17 m umfassenden Mauerring steht eine knorrige Eiche, deren Äste über das aus Basalt- und Granitquadern errichtete Mauerwerk ragen.

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