SRG MT 77 – Maßstab der Formel Easter
Motorworld Classics Berlin 2019
Hinter dem Kürzel SRG MT 77 verbarg sich die sperrige "Sozialistische Renngemeinschaft Melkus & Thaßler 1977".
Der DDR-Rennwagen wurde 1977 von Ulli Melkus und Hartmut Thaßler für die "Formel Easter 1300" konstruiert.
Unter diesem Begriff wurden von 1976 bis 1990 die formelfreien FIA-Klassen C9, B8 und E zusammengefasst.
Die Ostblock-Rennszene hatte aus der Formel 3 aussteigen müssen, weil sie 1976 auf 1600 cm³ erweitert wurde.
Den Ost-Rennfahrern standen aber nur Lada-Motoren bis 1300 cm³ zur Verfügung.
Jeder DDR-Rennfahrer bekam vom Staat pro Jahr 600 000 DDR-Mark, um die Rennen bestreiten zu können.
Melkus und Thaßler setzten das Geld auch kommerziell ein, um den Rennwagen bis 1982 in Serie zu bauen.
So wurde der SRG MT 77 damals von den meisten deutschen, tschechischen und polnischen Fahrern pilotiert.
Er dominierte die Ostblock-Rennserie "Pokal für Frieden und Freundschaft der sozialistischen Länder",
bis ab 1985 der sowjetische Estonia 20X/21 von Rennfahrer und Konstrukteur Raul Sarap den neuen Maßstab setzte.
Der SRG MT 77 führte im selben Jahr wie die Formel 1 den "Ground Effect" in den Formelrennsport ein.
Dabei besaß er bereits 1977 einen Heckdiffusor, der in der Formel 1 erst 1978 erlaubt war.
Lediglich ein kleines Modell war zuvor im Flugzeug-Windkanal der TU Dresden getestet worden. Das genügte.
Der aerodynamische Abtrieb war allerdings so groß, dass die DDR-Federn und -Stoßdämpfer oft nicht standhielten.
Deshalb stellten einige Fahrer die Vorderachse so ein, dass mehr Luft unter den Wagen strömen konnte.
Das führte gelegentlich zum Abheben und Rückwärtsüberschlag – und das anfänglich ohne 6-Punkt-Gurt!
Derartige Unfälle wurden in der DDR-Sportpresse meistens totgeschwiegen, erst recht wenn sie fatal endeten.
Der Wagen mit der Nummer 91 wurde seinerzeit von Hartmut Thaßler und Gerhard Friedrich bewegt.
https://www.ddr-formel1.de/
homwico 29/11/2019 17:26
Ein toller Bolide.LG homwico