Supermond
…als der Mond über den Feldern aufging, saß ich auf einer Wiese und schaute auf den schönen, großen Baum mit der daran angestellten Leiter, die den Mond teilweise verdeckte. Es war eine herrlich, schöne Sommernacht. Die Luft war trocken und warm, wie wir es nur von den südlicheren Ländern her kannten. Die Blüten des Baumes waren schon fast verblüht und wurden immer mehr von dem lauen Wind davongetragen. Es war ein schöner Moment, zu sehen wie friedlich die Menschen in unserem Teil der Erde jetzt leise in ihre Betten gingen um sich schlafen zu legen. Unser Erdteil rollte seine Nacht aus, und die Sonne war schon seit einer Stunde untergegangen. Und mit dem Mond kam ein neues Licht in unsere Welt.
Plötzlich stupste mich eine kleine Feldmaus an meinem Handgelenk und rief sehr erregt:
„Ist es war?“
„Was ist wahr“ erwiderte ich und verstand nicht so richtig was die Maus mir eigentlich sagen wollte.
„Ist es war, daß Ihr Menschen hier eine große Fläche zubetonieren wollt?“
Ich wußte nicht so richtig was sie wohl meinte, aber ich dachte mir, daß es wohl irgend etwas
mit unserer Gemeinderatssitzung zu tun haben könnte. Denn in dieser Sitzung wurde beschlossen, daß hier demnächst ein großes Industriegebiet gebaut werden sollte.
Ja sagte ich; „es wurde beschlossen, daß dieses Ackerland in ein sehr profitabel arbeitendes Industriegebiet umgewandelt werden soll. Hier werden dann viele Maschinen, und Maschinenteile gefertigt, welche überall in der Welt gebraucht und verkauft werden. Ein profitables Geschäft.“
„Oh mein Gott“, meinte die Maus „Ihr Menschen werdet noch alles zerstören mit Eurem ewigen „profitablen Geschäft“. Ich konnte dem jagenden Bussard entkommen, dem Habicht und dem Falken. Meine Kinder kann ich gut erziehen, damit sie immer darauf achten bevor sie aus unserer Höhle gehen. Kann Futter besorgen, obwohl auch das immer mehr Anstrengungen bedeutet. Die trockenen Sommer und die harten Winter habe ich bisher gut überstanden. Und jetzt muß ich schon wieder mein zuhause verlassen, weil ihr es einfach zu betoniert. Was macht Euch eigentlich so sicher, daß diese Industrien wirklich so profitabel sind? Wie profitabel sind sie denn? Und wie profitabel sind sie in hundert Jahren? Und was sind hundert Jahre in der Geschichte der Welt?“ So richtig verstand ich die Maus nicht und wollte von Ihr wissen, was sie sich denn um diesen Profit kümmert und warum?
„es ist doch ganz einfach“, meinte die Maus „Profit bedeutet Zunahme, Vorteil oder Fortgang, ich kann jedoch keinen Profit an dieser Zerstörung erkennen. Wie lange hat es denn gedauert, bis unsere Schöpfung diesen schönen Platz gegeben und den Baum so stark und groß gemacht hat. Und wie lange wird es dauern, bis die Natur diese scheiß Betonplatte wieder den natürlichen Verhältnissen anpassen kann. Profit ist das jedenfalls nicht. Nicht für Tiere, nicht für die Pflanzen und auch nicht für die Bienen und alle anderen wichtigen Insekten. Profit ist es nur für diejenigen die Ihr Geld - auf welche Art und Weise sie auch immer sie es verdient haben - hier vermehren wollen.
Und als sie das erwähnte, sah ich den Baum, den schönen Mondaufgang und die schöne Stimmung in der Nacht mit ganz anderen Augen. Alles wurde durch den Vortrag dieser Maus noch schöner, noch prächtiger und noch herrlicher und ich fragte mich. Sollten wir Menschen wirklich diese Kostbarkeiten einfach zu betonieren?
Vielleicht hatte die Maus ja wirklich recht und wir sollten unseren „Profit“ mit allen auf der Erde lebenden Wesen teilen?
whl 25/05/2020 19:57
Feine Abendstimmung, LG Werner whl