TEEM 41710

TEEM 41710

16.7.1977

Heute mal wieder eine Aufnahme aus meinem Schwarzweiß-Archiv.

Es ist der Blick aus dem Befehlsstellwerk "Fof" des Bahnhofs Frankfurt(M)Ost über das weitläufige Gleisfeld dieses Bahnhofs, der sich von der Frankfurter Deutschherrenbrücke über vier Blockabschnitte und über vier Kilometer hinzog.

Der Bahnhof war Eilgutbahnhof im Netz der Deutschen Bundesbahn, verfügte selbst über eine goße Anzahl Anschlußgleise und die Zufahrt zum Netz der Frankfurter Hafenbahn.

Daneben war der Bahnhof auch Heimat- und Zugbildungsbahnhof von über 300 Reisezugwagen für den Nah- und Fernverkehr. Ein eigenes Thema!

Als Besonderheit waren hier auch die Wagen des US-Transportation Corps beheimatet,
mit denen der tägliche Nachtzug nach und von Berlin Lichterfelde West gebildet wurde. Die Zugbildung geschah täglich neu nach Maßgabe der Amerikaner mit der erforderlichen Zahl von Schlaf- und Liegewagen etc.

Insgesamt waren für alle diese Dienste rund um die Uhr bis zu fünf Rangierabteilungen beschäftigt,
es gab einen Ablaufberg und zwei Aufsichtsbezirke.
Im Befehlsstellwerk arbeiteten der Fahrdienstleiter, der Zugmelder und ein Stelltischbediener für den Ablaufberg. Letzterer arbeitete eng zusammen mit dem "Bergmeister" am Ablaufberg, der die Verteilung der abzulaufenden Wagen koordinierte und überwachte.

Nun also zum Bild:

Neben den beschriebenen Aufgaben war der Bahnhof auch Lok- und Personalwechselbahnhof,
sowie natürlich Zugbildungsbahnhof für das Eilgutnetz der DB in Zusammenarbeit mit dem zweiten Frankfurter Güterbahnhof Frankfurt(M)Hgbf im Westen der Stadt.

Man erkennt, daß der einfahrende Güterzug das durchgehende Hauptgleis verläßt und im Hauptgleis daneben einfährt und halten wird.
140 239 wird hier einen neuen Lokführer bekommen und danach zügig weiterfahren:

Die TEEM-Züge(Trans Europ Express (pour) Merchandises) bestanden aus einem europaweiten Netz schnellfahrender Güterzüge, die wichtige Handelszentren in Europa verbanden, bei denen auch die Länder jenseits des "Eisernen Vorhangs" weitgehend eingebunden waren.

TEEM 41710 war ein solcher Zug und verband damals Bologna mit Hannover Linden. Es wurden naturgemäß besonders leichtverderbliche Güter(Obst, Gemüse, Blumen, Fisch etc.) befördert, jedoch auch jede andere dringliche Ladung.
Man erkennt im Wagenzug eine Reihe unterschiedlichster Kühlwagen und besonders auch Wagen aus dem Herkunftsland Italien mit dem charakteristischen Satteldach(zB hinter der Zuglok).
Neben dem Personalwechsel führte dieser Zug auch fallweise Wagen für Frankfurt(M)Ost, die oft für die Großmarkthalle bestimmt waren und sofort über die Hafenbahn zugestellt wurden. Das war aber nach meiner Erinnerung an diesem Tag im Juli 1977 nicht der Fall. (Zusätzlich gab es einen weiteren TEEM aus Bologna, 41708, der Frankfurt(M)Ost zum Ziel hatte und in den ganz frühen Morgenstunden - Std.2 - erschien und oft direkt am Ablaufberg ankam).

An den Gleisanlagen erkennt man durchaus die Betriebsamkeit dieses langgestreckten Bahnhofs.
Am Nachmittag stehen links am ehemaligen Bw in der Nähe der Drehscheibe, die damals noch vorhanden war, einige 260 abgestellt, die ab den Abendstunden wieder ihren Rangierdienst aufnehmen werden.
Am Ablaufberg wird ein Zug von einer 260 über den Berg gedrückt. Zwei Wagen laufen gerade in die Richtungsgleise hinter dem Arbeitszug, mit dem mittels einer 290 Schotter verteilt wird. Neben dem Ablaufberg steht eine 140 abgestellt, ebenso ganz rechts im Ausziehgleis einige ältere Reisezugwagen, die im dortigen Bww behandelt werden sollten oder abgestellt waren.
Auch im Hintergrund ganz rechts stehen Reisezugwagen abgestellt.
Dort führt ein Fußgängersteg über das Gelände, der "Schwedlersteg", der immer noch existiert,
aber derzeit wegen Baufälligkeit gesperrt ist.
Immer noch hat man nicht über diese eigentlich wichtige Fußgängerbrücke entschieden...

Parallel erkennt man neben dem Bahnhofsgelände das weitläufige Gewerbegebiet an der Hanauer Landstrasse mit ganz unterschiedlichen Betrieben, von denen sehr viele einen eigenen Gleisanschluß hatten.
Auch dort hat sich vieles geändert.
Daß sich die Transporte in Zukunft weitgehend auf den Container verlagern würden, ist an den abgestellten Containern erkennbar.
Viele Jahre später wurde der Bahnhof in einen Containerbahnhof umgebaut,
bei dem in diesem Areal nichts so blieb wie es war.
Im Hintergrund ist schwach noch der bekannte Henninger-Turm erkennbar, der in den 2000ern abgerissen und neu erbaut wurde.

Das Befehlsstellwerk steht zwar immer noch an seinem Ort, die Signale allerdings werden von einem anderen Ort aus ferngestellt.
Die große Anzahl Reisezugwagen wurde im Lauf der Jahre an andere Heimatbahnhöfe abgegeben und das Bww aufgelöst, ebenso wie das Bahnhofsbüro im Zuge der Umorganisation der DB.

Immer noch stark befahren werden die beiden im Vordergrund sichtbaren durchgehenden Hauptgleise der Strecke von und nach Hanau und auch der Containerbahnhof ist ein wichtiger Verteilpunkt für ganz Frankfurt und weit darüber hinaus.

Insgesamt also ein historisches Bild, auch wenn es uns so scheint, als sei das alles erst gestern gewesen.


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