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Theaterle bei Nacht

"Heute Nacht werde ich für dich spielen", sagte er, denn es war Nacht geworden und sehr still auf der Straße.
"Wie spielen?" fragte ich, aber er gab keine Antwort. Eigentlich achtete er nicht mehr sehr auf mich, auch nicht, als wir wieder zu Hause waren, im Wohnzimmer.
Er setzte sich an das Cembalo, und ich stellte mich hinter ihn und schaute auf seine Hände, die den Schlüssel zweimal herumdrehten und danach den Deckel aufklappten. "Partita", sagte er, "Sinfonia", und er begann zu spielen. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gehört und dachte, nur mein Onkel Alexander könne das. Es klang wie aus einer fernen Vergangenheit, und als ich mich wieder auf mein Sofa legte, rückte es sehr weit weg.
Ich konnte alle möglichen Dinge im Garten sehen, und mir war, als gehöre alles zu der Musik und zum leisen Schnaufen meines Onkels Alexander.
Von Zeit zu Zeit sagte er unvermittelt etwas.
"Sarabande", rief er, "Sarabande." Und später: "Menuett."
Das Zimmer füllte sich mit den Klängen, und ich wünschte, er würde nie aufhören, aber ich spürte, dass es fast zu Ende war. Als er nicht mehr spielte, hörte ich, wie er keuchte, denn er war schon ein alter Mann. Er blieb für einen Moment so sitzen, doch dann stand er auf und wandte sich mir zu. Seine Augen leuchteten, und sie waren sehr groß und dunkelgrün, und er wedelte mit seinen großen weißen Händen.
"Warum stehst du nicht auf?" sagte er, "du musst aufstehen."
Ich stand auf und ging zu ihm.
"Das ist Herr Bach", sagte er.
Ich sah niemanden, aber er musste jemanden sehen, denn er lachte so merkwürdig und sagte: "Und das ist Philip, Philip Emanuel."

Cees Nooteboom (Auszug aus >>Philip und die anderen

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