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Über den Tod hinaus !

Man kommt ja schön langsam in die Jahre und der Körper zeigt einem die ersten Grenzen auf. Ich hab wieder mit dem Sport angefangen um diesen Trend etwas entgegenzuwirken. Neben Tennis haben wir uns vorgenommen auch desöfteren im Jahr Wanderungen durchzuführen. Nach nun fast 40 Lebensjahren habe ich es nun endlich mal geschafft auch diesen Rachel zu erklimmen. Eigentlich eine Schande, angesichts der wenigen Kilometer die ich dorthin habe ! Und auch das war ein Beweggrund - sonst hätte ich mich noch in Grund und Boden geschämt :-)

Es war der 01.Nov 2014. Die Busse haben einen Tag zuvor aufgehört die Touristen zu Ihren Ausgangspunkten zu fahren und ggf. auch wieder abzuholen. Gut vorbereitet wie wir waren wussten wir das natürlich nicht. Was wir als Infomaterial zur Hand hatten, war ein DIN-A6 großer Reiseführer, der ein paar Routen in 3 kleinen Seiten mit wenigen Zeilen beschrieb. Planlos suchten wir in Spiegelau diesen Parkplatz namens Gfäll. Instinktiv hielten wir immer wieder Ausschau nach Wegschildern und siehe da, wir bogen sogar richtig ab ohne uns zu verfahren ! Die einsame Straße, die sich gut und gerne 5 Kilometer durch den dichten Staatswald zog kam uns vor als wären es 15 Kilometer. Kein Haus, keine Zivilisation, keine Durchforstungen in denen man mal mehr als 20 Meter sehen würde ! Die ganze liebe Fahrt, nur Wald. Dabei mussten wir zahlreichen Schlaglöchern ausweichen und dementsprechend langsam waren wir unterwegs. Tatsächlich waren wir aber richtig und die Straße endete am letzten Parkplatz Gfäll. Angezogen und mit Proviant ausgestattet (4 Wurstsemmeln und 1 Liter Tee in einer Thermoskanne) begaben wir uns zu den ersten Wegbeschreibungen die auf einer recht übersichtlichen Holztafel markiert dargestellt waren. Spontan entschlossen wir uns die kürzere Tour einzuschlagen, wohl wissend dass wir in Sachen Wanderer eher zu den Amateuren zählen würden. Selbsteinschätzung lieber etwas defensiv angehen lautete unsere Devise und schon nach den ersten 500 Metern, bei einer gefühlten Steigung von mindestens 30 % sahen wir uns in unserer Einschätzung bestätigit bis zu optimistisch ! Die ersten Wanderer, geschätzte 20 Jahre älter als wir überholten uns mit einem Tempo, dass wir uns schon arg betröppelt vorkamen :-(. Was die Steigung der Strecke betraf - das blieb so bis zum bitteren Ende und wir wussten nun auch, wieso das die kürzere Strecke sein mußte....
Nach etlichen Pausen und dem Verzehr der ersten Wurstsemmel inkl. Tee stellten wir fest, daß in einer Passage des Wanderführers ein paar Zeilen über die Öffnungszeiten der Gaststätte niedergeschrieben waren. Die da lauteten: Neben der Beendigung der Busfahrten zum 30.Oktober ist auch das Waldschmidthaus nur von Ende April / Anfang Mai bis Ende Oktober täglich geöffnet. Ab dem 01. November bla bla bla !!! Wir sahen uns an und überlegten kurz...."Nein und nochmals nein, wir ziehen das durch." Wild entschlossen ging es also Schritt für Schritt weiter. Wir wollten es ja so !
Neben der sportlichen Betätigung, die ich anfangs ja beschrieb, war mitunter auch mein Ziel endlich Bilder von diesem Berg zu machen. Schließlich war ich ja von Geburt aus ein geborener Waidler aus dem Landkreis Regen stammend. Und als solcher wäre es fatal gewesen, 1. keine Besteigung und 2. keine Bilder davon vorweisen zu können. Und so hatte ich natürlich für alle Begebenheiten ausgerüstet, das komplette Paket (Rucksack) dabei. Geschätzte 5 Kilo waren also auch mit dabei und hinten am Rücken war ich ja überhaupts nicht feucht !!!

Das Problem an diesem Vorhaben, fotografisch betrachtet, war aber dieser tief hängende Nebel der uns nun schon 2 Stunden begleitete und sich in keinster Weise aufzulösen schien. Horror - du bist das erste Mal und wohl auch SICHERLICH das letzte Mal *kotz* auf diesem Berg und konntest keine Bilder davon machen weil alles in einer dichten Nebelsuppe umschlossen war ! AHHHHH ! Zum Glück sahen wir ja immer noch nicht das Ziel... obwohl es ja geheissen hatte nach 2 1/2 Stunden Gipfelkreuz.... - keine Ahnung welche Personen für die Berechnung dieser Dauer Verwendung fanden ?! Es musste sich wohl um Spitzensportler gehandelt haben ! ...und das machte mir Mut, dass sich der Nebel bis dahin noch auflösen könnte.
Nach etwa 3 1/4 Stunden kamen wir am Waldschmidthaus an. Eine Wohltat war es waagrechtes Geläuf unter den Füßen feststellen zu dürfen !
Die Hütte war wie im Reiseführer erwähnt tatsächlich geschlossen. Ferner waren wir die einzigen Menschen zu diesem Zeitpunkt (alle anderen hatten uns ja schon überholt) dort oben. Nachdenklich darüber ob wir unsere letzte Mahlzeit hier zu uns nehmen sollten, vertilgten wir im gleichem Atemzug den Rest unserer Brotzeit. Geschätzter halber Liter Tee war also unser Auskommen, doch schließlich waren wir ja schon so gut wie "über´n Berg" ! *pfff*
Neben dem Wegschild, dass uns dies bestätigte gab es noch ein weiteres Schild, dass auf einen Aussichtspunkt auf den Rachelsee hinwies. Nicht weit von unserem Standort entfernt und sicher auch ein lohnendes Ziel für meine Kamera, die leider immer noch in ihrem fetten Rucksack vor sich hinschnarchte. Den Weg dorthin haben wir aber erst gar nicht eingeschlagen, weil der dichte Nebel immer noch vorherrschte. "Ich hab einfach kein Glück", seufzte ich und fand mich immer mehr und mehr damit ab, dass das mit den Fotos wohl nichts werden wird. *schnief*
Wenn ihr mal am Waldschmidthaus angelangt seit, so wie wir, dann genießt dieses Ziel als wäre es der Gipfel und kehrt um ! Wir taten dies leider nicht...Von da an kamen diese steinernen "Knickleichtumtrampelpfade"! Diese letzten 500 Meter zum Gipfelkreuz waren wirklich eine Tortur sag ich Euch.
Respekt an meine Frau, hätte ich sie nicht dabei gehabt, wär ich vermutlich nach 500 Metern schon wieder umgedreht und nach Hause gefahren :-) Wir erklommen also diesen "mit einigen Flüchen zuvor beschmießenen" Gipfel und konnten uns zu den Mitbesteigern des Rachels zählen. *yippi-eah* *autsch*

Die Fortsetzung der Geschichte folgt mit dem nächsten Bild....

Commentaire 3

  • Birdies Landscapes 20/12/2014 17:15

    sehr gut von stimmung und dramatik, spannend dein text, hab mich etwas schwer getan, weil ich wieder meine lesebrille auf arbeit vergessen hab und das nun bei 2 1/2 wochen urlaub.
    dir erstmal gute besserung mit deiner haxn
    lg birdy
  • Wolfgang Weninger 17/12/2014 22:09

    ja, es ist in unserem Alter nicht mehr so einfach, aber irgendwann sollte uns doch wieder der Ehrgeiz packen ... in jeder Hinsicht :-)
    Servus, Wolfgang
  • ePICS 17/12/2014 9:42

    Fristyle, 12.12.2014 um 13:54 UhrAusblenden
    Eine beeindruckende Erlebnisgeschichte, die du hier erzählst! Der ganz besondere Herbst auf den Höhen des Bayerischen Waldes, sehr gut und interessant dargestellt ... und die Natur wird stark sein und einen neuen Wald aufbauen!
    Viele grüße, Fritz H.




    Renate Mohr, 12.12.2014 um 15:03 UhrAusblenden
    Sieht ja nicht gerade nach gesunden Bayerischen Wald aus.

    Deine Geschichte dazu ist gut geschrieben , bin gespannt auf die Fortsetzung.

    LG Renate


    CanonEOS70D, 12.12.2014 um 15:09 UhrAusblenden
    Ein wunderschöner Ort :)


    JoWa, 12.12.2014 um 19:50 UhrAusblenden
    echt beeindruckend, da bin ich ja froh das ihr wieder nachhause gefunden habt........
    mir geht es eigentlich ähnlich mit dem traunstein (der ja auch sowas wie unser hausberg ist), ich hab es noch nie ganz nach oben geschaft (und werd es auch nicht mehr).....
    ist das windbruch oder käferholz, sieht auf jeden fall urig aus
    wünschen euch ein schönes wochenende


    ePICS, 12.12.2014 um 20:12 UhrMeinen Eintrag verändern oder löschenAusblenden
    Käfer. Die Natur soll sich selbst wieder aufbauen. Ich hoff das wird was.


    Elke Ilse Krüger, gestern um 13:38 UhrAusblenden
    Hallo Ihr Zwei, da ward Ihr ja sehr tapfer und entschlossen! Ich denke, bei diesem Anblick bleibt einem das Herz stehen. Da war sicher ein herbstlicher Sturm am Werk und das wahrscheinlich schon vor Jahren. Wir hatten einst Kyrill, da sah es ähnlich aus. Bingespannt, wie es weiter geht...
    LG Elke

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Dossier Bayern
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