Über Rheinbrücken und -schiffe I

Über Rheinbrücken und -schiffe I

Von der rechten Rheinseite aus in Beuel entstand das Foto der alten Bonner Rheinbrücke mit Blick auf Bonn.

Die Bauarbeiten für diese Brücke begannen im April 1896 und am 17. Dezember 1898 wurde die Brücke eingeweiht! Links unter dem zweiten Brückenturm ist die noch nicht zerstörte Bonner Synagoge zu erkennen. Links der Brücke steht heute das Bonner Stadttheater bzw. nach moderner Sprechart: die Bonner Oper! Das dafür benötigte Grundstück wurde meinem Großvater mütterlicherseits von der Stadt Bonn nach dem Krieg gegen ein paar Mark enteignet. Der auf dem Foto links der Brücke sichtbare prächtige Jugendstilbau erhielt 1944 einen Bombentreffer, bei dem meine Mutter Schwester und Mutter verlor, und selbst schwer verletzt wurde.

Das Dampfschleppschiff trägt auf dem Schaufelradkasten die Aufschrift "Jos. Conrad Fendel – Mannheim".

Die Brücke bekam 1933 zu Ehren eines SA-Offiziers den Namen Klaus-Clemens-Brücke – sie wurde am 8. März 1945 von den Nazis gesprengt!

Zu dieser Brücke hat mir mein Vater folgende Erinnerung erzählt:
Silvester 1944 war auf dem rechten Bonner Turm eine Vierlings-Flak zur Fliegerabwehr stationiert und daher das Dach abgebaut. Der besseren Übersichtlichkeit wegen, und dass im Ernstfall nicht die anderen drei Turmdächer zerschossen wurden, waren sie ebenfalls alle abgebaut worden. Nun war sein Vater dort Silvester 1944 zur Fliegerabwehr eingesetzt und mein Opa bekam kurz vor Mitternacht Besuch von seiner Frau mit Söhnchen... – nämlich meinem Vater. Dem damals 9-jährigen Spross ist noch lebhaft in Erinnerung geblieben, dass der im Aufenthaltsraum im Turm unter der FLAK stehende Weihnachtsbaum während der (feuchtfröhlichen) Silvesterfeier in Flammen aufging und hektisch gelöscht werden musste. Punkt 0.00 Uhr wurde der 9-jährige dann auf den Sitz der FLAK gesetzt – es war "zufällig" Munition aufgetaucht, die im Munitionsbuch nicht vermerkt war – und er durfte in den Sylvesterhimmel ballern...

Mit der Brücke ist auch die Geschichte des berühmten "Bröckemännche" verbunden:
Als die Brücke gebaut wurde, verweigerten die Vilicher/Beueler auf der gegenüberliegenden Rheinseite von Bonn, sich an den Kosten der Brücke zu beteiligen. Es ging um Fährmannsrechte und der geringen Finanzleistungsfähigkeit dieser Rheinseite. Daher wurde ein Brückenmännchen, welches seinen nakten Popo ‘gen die Schäl-Sick richtete am Bonner Brückenpfeiler befestigt und zusätzlich wurde vorerst Wegezoll kassiert. Nachdem die Rheinbrücke im zweiten Weltkrieg zerstört war, konnte das "Bröckemännche" aus den Trümmern geborgen und an der 1949 neu erbauten Brücke wieder montiert werden.

Damals zeigte der Po des Brückenmännchens aber nicht wieder ‘gen Beuel sondern in Richtung Frankfurt. Bonn hatte nämlich die Hauptstadtfrage der neugegründeten Bundesrepublik Deutschland für sich entschieden! Im Jahr 1960 wurde das Männchen durch Steinwürfe (der Legende nach waren es 4 Beueler Jungs) komplett zerstört. Es existiert aber eine Neuanfertigung, die nach Beendigung der 2007 begonnenen sechsjährigen Renovierung (Die Renovierung dauerte drei mal so lange, wie der Bau der oben gezeigten ersten Brücke) wieder angebracht wurde.

Das sehr gute 6 x 9-Negativ hat mein lieber ehemaliger Nachbar und Klavierlehrer Heinz Büchel(†) 1936 belichtet und mir überlassen! Der Fotostandpunkt war gut gewählt, nämlich vor dem damals wie heute existierenden Ausflugslokal "Rheinlust" in Beuel...

Siehe auch die Fortsetzung: