Umnachtung
Die Zeit ist viel zu groß, so groß ist sie.
Sie wächst zu rasch. Es wird ihr schlecht bekommen.
Man nimmt ihr täglich Maß und denkt beklommen:
So groß wie heute war die Zeit noch nie.
Sie wuchs. Sie wächst. Schon geht sie aus den Fugen.
Was tut der Mensch dagegen? Er ist gut.
Rings in den Wasserköpfen steigt die Flut.
Und Ebbe wird es im Gehirn der Klugen.
Der Optimistfink schlägt im Blätterwald.
Die guten Leute, die ihm Futter gaben,
sind glücklich, daß sie einen Vogel haben.
Der Zukunft werden sacht die Füße kalt.
Wer warnen will, den straft man mit Verachtung.
Die Dummheit wurde zur Epidemie.
So groß wie heute war die Zeit noch nie.
Ein Volk versinkt in geistiger Umnachtung.
Erich Kästner
https://www.youtube.com/watch?v=BgzIKL4twR8
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3
Information
| Sections | Voyage: Abruzzo Motive: Ländliche Architektur Motive: Streetfotografie ohne Menschen |
| Dossier | Stadt und Land |
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ugm 05/10/2020 4:01
Große Zeit, groß dargestelltLG Uli
Hermann-Josef Kronen 04/10/2020 16:57
Klasse Text in Verbindung mit dem Bild. Kästner, der seiner eigenen Bücherverbrennung beiwohnte rührt mich auch immer wieder an.LG Hermann-Josef
Peter Erich Maurer 03/10/2020 15:07
Gestern wie heute. Solche Worte waren und sind immer aktuell.LG Peter