Vaters Fußstapfen

Vaters Fußstapfen

Das wertvollste, das mir mein Vater vererbt hat, sind seine Fußstapfen.
Nach seinem Tod musste ich seinen Haushalt auflösen und fand dabei das wunderbarste Geschenk, das er mir machen konnte: meine Kindheit und Jugend in Bildern. Aber nur die schönen Momente. Es gab hunderte von Dias aus zwei Jahrzehnten und natürlich das ganze Zubehör, mit dem mein Vater allzeit beschäftigt war, so lange ich ihn kannte und was ich nach seinem Tod weiter verwendet habe. Als Kind wusste ich das nicht zu schätzen - im Gegenteil: seine ständige Fotografiererei ging mir damals gehörig auf die Nerven, weil ich fand, dass uns das immer aufgehalten hat. Außerdem hatte er relativ wenig Zeit für mich. Er hat immer viel gearbeitet. Lange Jahre hat er bei Bertelsmann Bilder für Ariola-Schallplattenhüllen retouschiert und wenn er endlich nach Hause kam, saß er oft stundenlang in seinem Kämmerlein über dem Leuchttisch und hat an Miniaturbildchen herumgekratzt. Er hat mir viele wunderschöne Cover für meine Hörspielkassetten gebastelt. Und ich war immer umgeben von Märchen und Geschichten, die mein Vater mit viel Liebe zum Detail illustriert hat. Er hat sich immer gewünscht, dass ich eines Tages in seine Fußstapfen treten würde. Und gewissermaßen bin ich das dann ja wohl auch ... ich habe mir nur vorher digitale Schuhe angezogen ;-)

Mein letzter Beitrag zur 138. DigiArt-Challenge "Erbstücke".

Alle Fotos von mir:
Hintergrund: Eingangsbereich des Kurhauses in Bad Nenndorf (erst heute geschossen, weil ich einen hinreichend großen Raum brauchte),
Leinwand: mal für 'nen Heiermann auf dem Flohmarkt gekauft, weil die von Papa nicht mehr vorhanden war,
Dias, Koffer und Projektor: aus dem Nachlass meines Vaters, bestückt mit eigenen Dias aus einem Spanienurlaub 1998,
Foto auf der Leinwand: analoge Spielerei meines Vaters mit Selbstauslöser und Überblendung,
Foto im Vordergrund: Scan von einem alten Foto, das meinen Vater an seinem Arbeitsplatz zeigt,
"Tischplatte": Fußboden zuhause.