Vergiss Deine Heimat nicht
Heute möchte ich Euch ein Foto zeigen, bei dem mir nicht unbedingt die Gestaltung bzw. die Qualität des Bildes, sondern die dahinter stehende Geschichte am Herzen liegt.
Vergaas die Haamit net!...
...Heißt das erzgebirgische Leitwort auf einer Gedenktafel, der von einer politischen und menschlichen Tragödie erzählt, welche sich nach dem 2. Weltkrieg, im Zuge der Vertreibung der Sudetendeutschen aus Böhmen, in der nordböhmischen Stadt Komotau abgespielt hat.
Er erzählt, dass sich am 9. Juni 1945 alle 8000 in Komotau lebenden, deutschen Männer zwischen 13 und 65 Jahren auf dem Jahnsportplatz einzufinden hatten.
Ein Großteil von ihnen musste dort nach vorangegangenen, brutalen und bestialischen Mißhandlungen, die nicht alle überlebten, im Dauerlauf, unter Bewachung und unter weiteren körperlichen und seelischen Drangsalen, hinauf zum Erzgebirgskamm laufen, um in Gebirgsneudorf über die Grenze nach Deutschneudorf in die russische Besatzungszone abgeschoben zu werden.
Wer auf diesem Marsch „schlapp machte“, wurde erschlagen oder erschossen.
Als der Zug am Grenzübergang in Deutschneudorf ankam, wurde er von russische Offizieren zurückgewiesen.
Die Männer mussten deshalb vier Tage später entkräftet und halb verhungert umkehren.
Sie liefen zurück zur Zwangsarbeit ins Konzentrationslager 28 nach Maltheuern, unweit von Komotau.
Dort bauten sie unter unmenschlichen Bedingungen das dortige, im Krieg zerbombte Hydrierwerk wieder auf.
Wohl gemerkt, dies alles geschah nicht während sondern kurz nach dem zweiten Weltkrieg.
Irgendwann werden die letzten Augenzeugen nicht mehr von den Ereignissen dieser Zeit berichten können.
Das Denkmal in Deutschneudorf soll die Erinnerung der nachfolgenden Generationen wach halten und sie für gesellschaftliches und menschliches Unrecht sensibilisieren.
PeterDD 04/11/2009 3:52
Ich komme aus Frankfurt am main, und wir hatten weder mit Familie noch durch Bekannte irgendeinen Kontakt zum Deutschen Osten. Nicht mal zur DDR.Und mir wird erst jetzt klar, was Schreckliches und Grausames man den Ostdeutschen angetan hat. Ich meine das ganz ernst: aber wenn ich das lese auf dem Stein, dann reisst mir das das Herz auseinander. Zumal ich auch viel gelesen habe, und weiss was in Komotau und anderen Orten schreckliches geschehen ist.
Die deutschen müssen endlich aufhören mit dem Schuld-Kult. Das zerstört die deutsche Seele. Es wird ständig , bei jeder veröffentlichung, versucht die Alliierten Verbrechen und Völkermorde abzuschwächen, indem suggeriert wird: Alle deutschen seien anti-semiten, verbrecher, hätten Juden vergast und so weiter. Dummer Schwachsinn! Die Mehrheit der Deutschen hat sich nichts vorzuwerfen. All diese Schuldzuweisung soll doch nur dazu dienen, die Verbrechen AN Deutschen zu vertuschen!
Nach Angabe der UN-Kommission für Menschenrechte, war die Ethnische Säuberung der Ostdeutschen keine bloße "Vertreibung", sondern ein Völkermord: über 2.0 Millionen kamen im Westen nie an, sondern verhungerten elend, wurden zu Tode gefoltert, oder ermordet. Wir Deutschen müssen uns endlich unserer Geschichte stellen! Und damit meine ich: auch die eigenen Opfer.
Dirk Heidenfelder 15/10/2006 0:12
matthias endriss hat es gut formuliert. the winner takes it all...mein ex-schwiegervater, mein eigener vater und auch mein verstorbener jetziger schwiegervater waren auch allesamt vertriebene, allerdings nicht aus den nordöstlichen teilen, sondern aus dem gebiet der donauschwaben im heutigen CZ / RO.
mein großvater hat sich hier nie richtig ins leben eingefügt (er wollte wohl auch nicht); mein vater war noch zu klein, als dass er sich hätte gehen lassen können.
dort unten in der alten heimat waren alle recht reiche bauern, die nach dem krieg auf einmal nichts mehr hatten - vor allem kaum noch eigenes land. ich denke, das ist das schlimmste gewesen.
abgesehen von dem leid, das die vertreibung über die betroffenen bringt, was das ein bumerang für die neuen herrscher. katharina hatte damals die fremden ins land geholt, damit sie die seinerzeit recht trostloen landstriche urbar machten; donauschwaben war damals die kornkammer europas. übrig geblieben ist nicht viel davon.
gruß dirk
Reimund List 30/06/2006 20:09
diese Tafel kannte ich noch nicht, die Ereignisse dahinter hatte ich schon gehört. Ich finde es gut, wenn du sowas hier vorstellst, denn die Zahl der Unwissenden ist beträchtlich. Wie viele dem Thema ausweichen, kann man schon an den wenigen Anmerkungen unter solchen Fotos ahnen.meine Hochachtung R.
Matthias Endriß 06/06/2006 16:37
Verbrechen und Grausamkeiten gab es auf beiden Seiten... Was die Nazis verbrochen haben, gab die andere Seite zurück... Getroffen hat es hüben wie drüben die Unschuldigen... Krieg ist grausam... Vertreibung auch... Ich habe schon einiges darüber gehört... Mein Schwiegervater ist selbst Heimatvertriebener.Gut, dass Du es hier ins Bewusstsein rufst.
LG Matthias
† Gerald Schreiber 06/06/2006 13:47
Hallo Steffen, lieber Freund,Dein Bild, und die Geschichte welche Du dazu schreibst, berührt einen sehr. Zum Bild, wirklich feine Schärfe, man kann alles lesen. Hast Du schön gemacht. Danke Dir.
LG Gerald