Villa Marlier
1915 von Architekt Paul Baumgarten fertiggestellte Fabrikantenvilla mit Park am Ufer des Wannsees.
Im Speisezimmer des Gästetrakts fand am 20. Januar 1942 die berüchtigte "Wannsee-Konferenz" statt.
Dazu hatte Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, 15 SS-, SD- und Amtsbonzen geladen.
Nachdem der Holocaust schon 1941 begonnen hatte, wurde er auf der 90-minütigen Konferenz "perfektioniert".
"Zielgruppe", Organisation und Kosten wurden von Protokollant Adolf Eichmann in Zahlen festgehalten.
11 Millionen Juden in Deutschland und den verbündeten und besetzten Gebieten sollten vernichtet werden.
Hinzu sollte eine noch nicht ermittelte Zahl von "Mischlingen" kommen.
http://www.ghwk.de/wannsee-konferenz/die-wannsee-konferenz.html
Göring hatte schon 1939 von der "Endlösung" gesprochen. Heydrich durfte sich nun mit der Organisation profilieren.
Heydrich überlebte die Konferenz nicht mal fünf Monate. Am 4. Juni 1942 fiel er in Prag einem Attentat zum Opfer.
[Panorama aus 4 Hochformatfotos, mit Hugin automatisch gestitcht und farbkorrigiert.]
T. Schiffers 12/06/2017 20:04
schönes, fotogenes gebäude...und wenn s wetter noch so passt wie hier..;-) tinosmokeonthewater 29/05/2017 19:54
@Ursula: Vielen Dank für Deinen langen Kommentar. Solche Begegnungen der Ignoranz sind mir zum Glück erspart geblieben. Die Villa Marlier (1921 von Friedrich Minoux erworben und als dessen Geldstrafe wegen Betrugs 1941 von der SS eingezogen) war ausschließlich von Interessierten besucht.Fotobock 29/05/2017 17:11
Mir gefällt die Aufnahme so klar von der Front her... man sieht die ganz Größe der Villa. Sehr interessant. lg BarbaraUrsula Elise 29/05/2017 13:20
Zur Sache, wenn's erlaubt ist:„ALLES KLAR"
In den sogenannten Gründerjahren am Ende des 19. Jahrhunderts, als ein gar nicht sozialer Kapitalismus explodierte, der seine Arbeiter in Wohnschachteln mit fünf Hinterhöfen und dafür ohne Sonne und Klo unterbrachte, hatte jemand die Idee, in Berlin am Wannsee eine exklusive Siedlung für größtbürgerliche Bankiers und Kaufleute zu errichten, schlossähnliche Villen auf sehr großen Grundstücken mit Seezugang. Schon 1874 wurde die S-Bahn bis Wannsee und weiter nach Potsdam gebaut, das waren im Berliner Volksmund die "Bankierszuge", mit denen man in 35 Minuten in die innerste Innenstadt gelangte. 1890 kam ein eigenes Elektrizitätswerk dazu.
In der "Kolonie Alsen" gab es, mit der Adresse Am großen Wannsee 56-58, die 1914 erbaute Villa Minoux, die die Sicherheitspolizei der NSDAP vom Nachbesitzer 1940 kaufte, repräsentativ, bequem und abgelegen. In diesem Fall war in dieser Siedlung kein jüdisches Eigentum enteignet worden. An diesen Ort lud der Chef des Inlands-Nachrichtendienstes der SS, Reinhard Heydrich, für den 20. Januar 1942 zu einer Konferenz über die 'Endlösung der Judenfrage' ein. Ein Exemplar des Protokolls hat überdauert.
Auch die Villa hat überdauert. Bomben auf Villen lohnten sich nicht. Bomben auf Mietskasernen waren effektiver.
Nach dem Krieg verfiel dieser Ort der allgemeinen kollektiven Erinnerungsverweigerung. Lange war er, efeubewachsen, ein Schullandheim. Wie unschuldig. Erst zum 50. Jahrestag der Wannsee-Konferenz wurde das Haus als Dokumentations- und Gedenkstätte eröffnet.
Schulklassen werden oft dorthin geführt. Schüler in ihrer Nichts-als-Jetzigkeit verweigern zumeist, mit Erinnerungen belästigt zu werden.
Einmal, ich wartete auf meine Begleiterin, saß ich auf der Mauer um die Seeterrasse und wechselte einen Film. Auch eine Schülerin saß da und zwitscherte in ihr Handy. "Wo ich bin? Ja, der XY hat uns in sone Ausstellung geschleppt, was mit Juden." – "Was? Hatten wir nich im Unterricht. Und was soll das denn auch?" – "Ach was. Du, iss'n toller Garten hier. Und man kann rübersehn zum Strandbad Wannsee. Wolln wir da nich hingehn morgen? Der wird uns ja nich'n ganzen Tag hetzen." – "Ja, gut. Alles. klar."
Dorothee 9 29/05/2017 11:16
immerhin perfekt fotografiertRumtreibär 29/05/2017 6:20
sehr gut präsentiert, sehr schön im LichtHG Dieter