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Ralf Kohröde


Premium (Complete), Rotenburg

Völlig unbekannt...

waren mir der Klusfelsen und der Fünffingerfelsen. Felsgebilde dieser Art hätte ich in Norddeutschland nicht vermutet. Tatsächlich liegen aber beide am Stadtrand von Halberstadt.

Der Fünffingerfelsen ist eine bizarre Sandsteinformation in den Klusbergen bei Halberstadt. Er besteht aus fünf ca. 10 Meter hohen Steinsäulen, die aus der Entfernung den fünf Fingern einer Hand gleichen, welche sich aus dem Gipfel eines kleineren, ebenfalls aus Sandstein bestehenden Berges dem Himmel entgegen strecken. Der Berggipfel ist frei zugänglich, so daß die "Finger" aus nächster Nähe betrachten werden können. Die Steine sind übersät mit unzähligen Inschriften und Gravuren aus verschiedenen Epochen. In dem weichen Gestein hinterließen die Menschen obendrein treppenartige Vertiefungen, Rillen und diverse weitere Spuren.
Der Klusfelsen stellt den wohl eigentümlichsten Teil der Klusberge bei Halberstadt dar. Die Einflüsse des Menschen sind an diesem nur aus der Ferne monolithisch wirkenden Sandsteinmassiv unübersehbar. Es gibt in der in Wirklichkeit sehr zerklüfteten Felsformation diverse Hohlräume von teils enormer Größe. Diese künstlichen Höhlen sind in diesen Ausmaßen einmalig in ganz Deutschland. Wesentliche Teile davon entstanden vermutlich bereits in prähistorischer Zeit.

Germanische Kultstätten werden in unseren Tagen ja vielerorts vermutet. Am Klusfelsen sind derartige Mutmaßungen mit großer Sicherheit aber kein Produkt der Phantasie. Funde aus der Jungsteinzeit belegen darüber hinaus den frühen Aufenthalt von Menschen im Bereich der markanten Felsen.

Eine erste urkundliche Erwähnung der Höhlenräume datiert im Jahre 1070. Damals gehörte das Areal zum Kloster auf dem Quedlinburger Münzenberg. Dieses erteilte seinerzeit die Erlaubnis zur Einrichtung einer Einsiedelei im Klusfelsen. Einsiedler bezeichnete man im Mittelalter als "Klausner", wovon sich schließlich der Name der Berge und des Felsens ableitete.
Im Klusfelsen finden Sie ein komplexes System von Felsenräumen vor. Der größte Hohlraum wird heute als Wohnung des Klausners bezeichnet. Wenige Meter östlich davon liegt die sogenannte "Kapelle". Dieser Höhlenteil wurde vermutlich einst tatsächlich als Raum für religiöse Zwecke genutzt. Ein tief in den Felsen eingearbeitetes Kreuz deutet auf eine derartige Verwendung hin. Im 16. Jahrhundert soll der Überlieferung zufolge am Klusfelsen eine "Brüderschaft der Hirten und Schäfer" aktiv gewesen sein. Zu den genannten Höhlen gesellen sich noch diverse kellerartige Räume und verschiedene weitere kleinere künstliche Hohlräume im näheren Umfeld.
Die Höhlen im Klusfelsen sind in ihrem Bestand bedroht. In der Einsiedlerwohnung mußten schon vor einiger Zeit mehrere Stützpfeiler eingezogen werden. Die Wurzeln der umstehenden Bäume sprengten zudem in der Vergangenheit zusätzliche Risse in den weichen Sandstein.
Ein großer Teil der Felsenräume wie "Klause" und "Kapelle" sind heute für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Diverse Stahlgitter an den Felsöffnungen versperren den Weg, geben aber dennoch den Blick in die künstlichen Höhlenräume frei. Dem Wanderer stehen aber trotz alledem noch genügend Felsen und Hohlräume zur Besichtigung zur Verfügung.
(Quelle: Harzlife.de)

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