Vor dem Sturm
Ruine Abbotsbury
Mit diesem Bild möchte ich an den Einsturz der Brücke am Tay erinnern, der am 28. 12. 1879 einen Zug von Edinburgh nach Dundee in die Tiefe gerissen hatte und viele Menschenleben kostete.
"Am Firth of Tay herrschte an diesem Abend ein Sturm, der gegen 19 Uhr seinen Höhepunkt erreichte. Die Windstärke wurde auf 10 bis 11 auf der Beaufortskala geschätzt.
Die Brücke war unter dem Gewicht des Zugs, der Windlast des Orkans und den unter diesen Umständen zu hohen dynamischen Kräften des Zuges zusammengebrochen.
Letztendliche Ursache war die mangelhafte Konstruktion der Brücke. {---]
Auch auf der Nordseite der Brücke wurde der Unfall beobachtet: „Es war wie ein kometenhafter Ausbruch wilder Funken, von der Lokomotive in die Dunkelheit geschleudert. In einer langen Spur war der Feuerstrahl zu sehen, bis zu seinem Verlöschen unten in der stürmischen See. Dann herrschte völlige Finsternis.“ Der Bahnhofsvorsteher von Dundee und der Chef des dortigen Lokomotivdienstes liefen in der Dunkelheit die Brücke entlang, um die Ursache zu erkunden. Der Sturm war noch so stark, dass sie streckenweise nur auf allen Vieren vorankamen. Nach etwa einem Kilometer standen sie vor dem Nichts. Der gesamte Mittelteil der Brücke auf einer Länge von fast 1000 m war einschließlich des ihn befahrenden Zuges in den Firth of Tay gestürzt."
https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_auf_der_Firth-of-Tay-Br%C3%BCcke
Theodor Fontane hat über dieses Ereignis ein Gedicht gemacht, er schreibt die Ursache für das Unglück nicht der mangelhaften Konstruktion der Brücke zu, sondern den 3 Hexen (siehe Macbeth), die der Menschheit damit beweisen, dass auf menschlich gemachte Technik kein Verlass ist.
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Die Brücke am Tay
When shall we three meet again (Shakespeare: Macbeth)
»Wann treffen wir drei wieder zusamm'?«
»Um die siebente Stund', am Brückendamm.«
»Am Mittelpfeiler.« »Ich lösche die Flamm'.«
»Ich mit.«
»Ich komme vom Norden her.«
»Und ich von Süden.«
»Und ich vom Meer.«
»Hei, das gibt ein Ringelreihn,
Und die Brücke muß in den Grund hinein.«
»Und der Zug, der in die Brücke tritt
Um die siebente Stund'?«
»Ei der muß mit.«
»Muß mit.«
»Tand, Tand,
Ist das Gebilde von Menschenhand.«
Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu,
Sehen und warten, ob nicht ein Licht
Übers Wasser hin »ich komme« spricht,
»Ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
Ich, der Edinburger Zug.«
Und der Brückner jetzt: »Ich seh einen Schein
Am anderen Ufer. Das muß er sein.
Nun Mutter, weg mit dem bangen Traum,
Unser Johnie kommt und will seinen Baum,
Und was noch am Baume von Lichtern ist,
Zünd' alles an wie zum heiligen Christ,
Der will heuer zweimal mit uns sein, -
Und in elf Minuten ist er herein.«
Und es war der Zug. Am Süderturm
Keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
Und Johnie spricht: »Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
Die bleiben Sieger in solchem Kampf,
Und wie's auch rast und ringt und rennt,
Wir kriegen es unter: das Element.«
»Und unser Stolz ist unsre Brück';
Ich lache, denk ich an früher zurück,
An all den Jammer und all die Not
Mit dem elend alten Schifferboot;
Wie manche liebe Christfestnacht
Hab ich im Fährhaus zugebracht,
Und sah unsrer Fenster lichten Schein,
Und zählte, und konnte nicht drüben sein.«
Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu;
Denn wütender wurde der Winde Spiel,
Und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel',
Erglüht es in niederschießender Pracht
Überm Wasser unten ... Und wieder ist Nacht.
»Wann treffen wir drei wieder zusamm'?«
»Um Mitternacht, am Bergeskamm.«
»Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.«
»Ich komme.« »Ich mit.«
»Ich nenn euch die Zahl.«
»Und ich die Namen.«
»Und ich die Qual.«
»Hei! Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.«
»Tand, Tand,
Ist das Gebilde von Menschenhand.«
In der Nacht zum 2.1.2019 haben die 3 Hexen 140 Jahre nach Edinburgh wieder zugeschlagen, diesmal in Dänemark, wo aufgrund eines starken Sturmes auf einer Brücke über den großen Belt ein Zugunglück mit 6 Toten passierte.
smokeonthewater 18/08/2020 22:04
spektakulärLG Dieter
Kaspar H. 31/12/2018 17:00
Danke für das schöne Bild. Mir gefällt auch der Kontrast zwischen dem blau-grauen Himmel und dem hellockerfarbenen Gebäude. Und natürlich die spannenden Erläuterungen zum Bild.LG Kaspar
W.H. Baumann 30/12/2018 20:41
Du verstehst es mit Poesie und Kommentierung in Verbindung mit einer dramatischen Aufnahme eine ganz besondere Atmosphäre zu kreieren.LG Werner
Diruwi 29/12/2018 17:44
Tolle Lichtstimmung!Alles Gute, Dietmar
Ernst Erdle 29/12/2018 15:41
sehr stimmungsvoll und so schön nostalgischRosen-rot 28/12/2018 23:11
Toll! Da warst Du zur richtigen Zeit am richtigen Ort!troedeljahn 28/12/2018 20:16
Vielen lieben Dank für diese Info. Diese Katastrophe war mir nicht bekannt. Das Gedicht ist auch richtig passend.Dein Bild dazu passt zu 100%. Richtig stark,
Ich wünsche dir einen guten Rutsch in ein schönes 2019. Mögen Frieden und Gesundheit die Hauptthemen werden.
Viele Grüße
Wolfgang
Claudio Micheli 28/12/2018 20:03
...che bella foto!Ciao
oilhillpitter 28/12/2018 15:46
Stimmungsvolles Bild. Interessante Info. Ist mir vollkommend unbekannt. LG PeterFotobock 28/12/2018 15:14
Schöne düstere Stimmung. lg BarbaraRubie 28/12/2018 13:30
Sehr schöne Info da kommt das Foto noch mehr Bedeutung:LGRubie† smokeybaer 28/12/2018 13:14
Schön in dem Licht trotz bedrohlicher Wolken gr smokeyGünter Walther 28/12/2018 13:09
Tolle Lichtkontraste, ein sehr gutes Foto mit der Erinnerung an ein dramatisches Eisenbahnunglück.MfG Günter
anne47 28/12/2018 12:46
---------------------------------------------------------------------------Mike Schwemm 12/05/2012 21:08
Ganz wunderbar.vgv, Mike