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Weihnachtsduft

Lebkuchenliebe

Einst hatte es einem Lebkuchenmann,
eine Lebkuchenfrau recht angetan,
die Liebe entflammte, wie’s oftmals so ist,
so heiß ... (wie es eben im Backofen ist).

Die Frau seiner Träum’ war zum Anbeißen süß,
er spürte den Zuckerguss schon im Gebiss,
so süß, dass er wurde richtig scharf
und sogar ein Rosinenaug’ auf sie warf.

Ihre Äuglein aus Mandeln betörten ihn so,
dass sein Lebkuchenherzchen hüpfte gar froh
und er wollte schon knabbern an ihrem Ohr
- doch der Lebkuchenbäcker kam ihm zuvor.

Denn das Honigparfüm zog wie magisch ihn an,
eilte hin zu dem Lebkuchenmädel und dann,
verschlang er das Fräulein mit Haut und Haar,
bis kein Krümelchen mehr von ihr übrig war.

Danach dachte er - er wäre nicht dicht,
als er sah in ein trauriges Männergesicht,
welches lag auf dem Tellerchen ganz allein
und an Weihnachten sollte so etwas nicht sein.

Von Reue und Magenschmerzen geplagt,
hörte leis’ man, wie zu diesem Männlein er sagt:
„Was geschehen ist, tut mir schrecklich leid
und ich backe dir gleich eine neue Maid!“

Bald darauf war das Pärchen wieder komplett,
der Bäcker, der war ganz besonders nett,
denn er nahm rote Zuckergussfarbe und
malte den Beiden ’nen schmunzelnden Mund.

Im Stübchen, an Bäckers Tapetenwand -
vor’m Staube geschützt, im Plastikgewand -
so hängen die zwei (harten) Lebkuchenleut’,
lächelnd, am Ehrenplatz, noch bis heut!

© Sonja Bartl

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