Weihnachtswichte, Weihnachtsmann im Weihnachtszug mit Nikolaus
Mein absolutes Lieblingsmotiv, jenes Bild mit begeisterten halbhohen Weihnachtswichten mit roter Zipfelmütze erklärt am besten die Magie des Weihnachtszuges. Die Knirpse lassen am einfachsten vom Weihnachtsmann im Weihnachtszug begeistern, so war es stets ausschließlich die Absicht den traditionellen Weihnachtszug wieder fahren zu lassen das Ziel was jedes Jahr vorgenommen wurde und doch im Zeitplan dorthin immer wieder korrigiert werden musste.
Vor 20 Jahren fuhr der Weihnachtszug unterhalb der Woche für Kindergartengruppen und Schulklassen, eine langjährige Tradition die erstmals diesen Freitag ausnahmsweise wieder für bedürftige Kinder dank Sponsoren verkehren wird. Kinder sind die dankbarsten Mitfahrer im Weihnachtszug der Historischen S-Bahn e.V. wo der Weihnachtsmann der Triebfahrzeugführer ist. Weil es ein Tag nach Nikolaus ist fährt der heilige Mann im Führerstand mit, das gleich zwei Männer roten Mantel anwesend, ist für die Kinder kein Thema, kann doch immer nur einer die Kinder im Weihnachtszug mit Süßigkeiten bescheren.
Die Tradition des Weihnachtszuges bei der Berliner S-Bahn geht sogar bis zum Jahr 1952 zurück, wo Reichsbahn-Mitarbeiter des Bw Papestraße ( heute Südkreuz) einen Weihnachtszug organisierten und weihnachtlich schmückten um dann mit warmen Kakao, Plätzchen und Lebkuchen die eigenen und Kinder der Reichsbahnergenossen auf einer Weihnachtszugfahrt zu beschenken.
Schnell kopierten auch Reichsbahner im Ostteil Berlins diese Idee, allerdings mit politisch korrekten sozialistischen und teilweise militaristischen Fenstermotiven wo zeitgleich auf dem direkt an der Stadtbahnstrecke beliebten Berliner Weihnachtsmarkt unweit vom Alexanderplatz Karussells mit Mittelstreckenraketenträger LKW’s neben gepanzerter Mannschaftswagen der NVA sich im Kreis drehten und auf ihre Art und Weise die Kinder auf das Fest des Friedens einstimmen sollten.
Allerdings fuhr der Weihnachtszug 40 Jahre lang im Ostteil Berlins nur für Reichsbahnerkinder und ab Mitte der 1970er Jahre für ausgewählte Betriebskindergärten und Schulklassen der Hauptstadt der DDR.
In Westberlin entschied dem allgemeinen S-Bahn Boykott zum Trotz den Weihnachtszug ab 1978 für die Öffentlichkeit freizugeben. 1979 fuhr er das letzte mal unter Reichsbahn-Leitung bis der Streik 1980 zu Massenkündigungen führte und nur noch ein stark eingeschränkter Betrieb und viele entlassene engagierte Kollegen dies unmöglich machten. Eine umständehalber stark eingeschränkte und begrenzte kurze Zeit durfte der Weihnachtszug bei der von der BVG übernommenen Westberliner S-Bahn erleben bis er nach nur einem Jahr aus „Sicherheitsgründen“ den Betrieb einstellen musste.
Vor 30 Jahren im Jahre 1994 übernahm die Historische S-Bahn sehr erfolgreich die Organisation des Weihnachtszuges, bis eine Entgleisung einer der historischen Züge im Jahre 2008 alles zum Stillstand brachte, weil auch die reguläre S-Bahn Berlin durch radikale Sparmaßnahmen sich in ein selbst verschuldetes Chaos manövrierte. Nicht nur eine teilweise Einstellung des regulären S-Bahnbetriebes sorgte für Stillstand, nein auch der Historische Wagenpark wurde nun bis 2023 zum Stillstand verurteilt, weil nun die Historische S-Bahn als eigenständiges EVU auf sich selbst gestellt wurde und weil die S-Bahn Berlin GmbH sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren musste.
Trotzdem ließ sich die Historische S-Bahn davon nicht entmutigen und machte sich daran überwiegend in Eigenregie, den Et 3839 und den dazugehörigen Beiwagen Eb 6401 Stück für Stück so zu ertüchtigen das er die kommenden Jahre sicher eingesetzt werden kann. Man kam der Rückkehr der Weihnachtszuges Jahr für Jahr einen Schritt näher, bis die nächste, scheinbar unüberwindbare Hürde die Weihnachtszüge, kaum das der erste wieder fuhr, für die Zukunft zum Stillstand zwingen drohte:
Das auf die S-Bahn Berlin maßgeschneiderte Zugsicherungssystem ZBS schränkte bereits zu Weihnachten 2023 die befahrbaren Strecken ein, so dass er aus seinem Depot in Erkner von modernen „Rentieren“ der Baureihe 483 aus Erkner via die bereits mit ZBS ausgerüstete Stadtbahn nach Charlottenburg geschleppt werden musste. Während der Weihnachtszug seine Runden um den Ring drehte konnte man besonders im Stadtbahner 475 / 875 605 die Zukunft an Bord betrachten, den nachgerüsteten Schaltschrank der künftigen ZBS-Steuerung. Auch wenn die Elektroingenieure vor knapp 100 Jahren absolute Spezialisten darin waren, zuverlässige moderne Elektromechanik und Zugsteuerung zu entwerfen, so musste es für Fachleute und Experten völlig absurd erscheinen ein mit Überwachungselektronik vollgestopfte moderne S-Bahn-Steuerung mit einer rund 100 Jahre alten Elektromechanik zu verknüpfen, so das der Stadtbahner sich genauso sicher auf den von ZBS-Überwachten Bahnstrecken bewegen darf. Glücklicherweise fanden sich hochinnovative Ingenieure von SIEMENS mit engagierten Experten der Historischen S-Bahn zusammen um sich nach dem Motto „seien wir realistisch und versuchen wir das scheinbar unmögliche“. Als auch die elektronisch überwachte Elektromechanik besser als erwartet funktionierte galt die letzte Hürde zu meistern, die für den Ein- und Umbau der ZBS zwingend notwendige Finanzierung der Soft- und Hardware sowie die Bezahlung der Arbeitsleistung der Firma Siemens. Glücklicherweise erkannten weitsichtige Senatsdienststellen das dieses Projekt förderungswürdig war und gaben die erforderlichen finanziellen Mittel von rund 2,5 Millionen Euro dafür zweckgebunden frei und ebneten den Weg in die Zukunft des Weihnachtszuges.
Vitória Castelo Santos 11/12/2024 22:19
GUTE SZENE.....toll fotografiert !!LG Vitoria