Roman Dullek


Premium (World), Werdenfelser Land

Winterabend in Keitum

Der Winterabend von Carl Gottfried von Leitner

Es ist so still, so heimlich um mich,
Die Sonn' ist unter, der Tag entwich.
Wie schnell nun heran der Abend graut ! -
Mir ist es recht, sonst ist mir's zu laut.
Jetzt aber ist's ruhig, es hämmert kein Schmied,
Kein Klempner, das Volk verlief, und ist müd;
Und selbst, daß nicht raßle der Wagen Lauf,
Zog Decken der Schnee durch die Gassen auf.

Wie Thut mir so wohl der selige Frieden !
Da sitz' ich im Dunkel, ganz abgeschieden,
So ganz für mich; - nur der Mondschein
Kommt leise zu mir in's Gemach herein.
Brauche mich aber nicht zu genieren,
Nicht zu spielen, zu conversiren,
Oder mich sonst attent zu zeigen.
Er kennt mich schon, und läßt mich schweigen,
Nimmt nur seine Arbeit, die Spindel, das Gold,
Und spinnet stille, webt und lächelt still,
Und hängt dann sein schimmerdes Schleyertuch
Ringsum an Geräth und Wänden aus.
Ist gar ein stiller, ein lieber Besuch,
Macht mir gar keine Unruh' im Haus' .
Will er bleiben, so hat er Ort.
Freut's ihn nimmer, so geht er fort.

Ich sitze dann stumm im Fenster gern' ,
Und schaue hinauf in Gewölk' und Stern.
Denke zurück, ach ! weit, gar weit,
In eine schöne, verschwund' ne Zeit.
Denk' an Sie, an das Glück der Minne,
Seufze still' , und sinne und sinne. -

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