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Zeche Zollverein – Schacht XII

Zeche Zollverein – Schacht XII

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Dieter Golland


Premium (Complete), Oberhausen

Zeche Zollverein – Schacht XII

Zeche Zollverein – Schacht XII

Nachdem ich den Anfall eines Magen-Darm-Virus zurückschlagen konnte bin ich mal wieder da. Die Arbeit läuft auch nicht weg, wie jedes Jahr ist auf einmal wieder völlig überraschend Weihnachten vor der Tür und ich weiß nicht wie ihr das schafft so viele Bilder in dieser Zeit reinzustellen. Da mit den Anmerkungen hinterherzukommen artet ja in echter Arbeit aus.

Erstmal ein älteres Bild, eine neue Serie folgt später.

Etwas über Zollverein schreiben ist wie Eulen nach Athen tragen. Aber trotzdem ein kurzer Artikel zur baugeschichtlichen Seite dieses Weltkulturerbe.

Eindrucksvoll ragt er rostrot in den Himmel – der „Doppelbock“, das Fördergerüst von Schacht XII. Zum Wahrzeichen von Zollverein geworden, bildet sein Anblick in den meisten Fällen auch den Erstkontakt mit dem jetzigen Weltkulturerbe, zu dem neben den Schachtanlagen der Zeche auch die Kokerei mit ihren nicht enden wollenden, gewaltigen Koksofenbatterien zählen. Dass das Doppelbock-Fördergerüst mit seinem erkennbar technischen Charakter allerdings nicht prägend für die auf dem ehemaligen Zechengelände vorherrschende Architektur ist, erkennen heutige Besucher schnell schon bei einem kurzen Rundgang: Wohin der Blick auch fällt, trifft er auf streng-rechtwinklige, kubische Gebäude aus rotem Stahlfachwerk und Backstein, denen man zunächst keinerlei Funktion ansieht. Stattdessen genügen die schlichten, riesigen Bauten in ihrer flächigen Formensprache sich scheinbar selbst, voll und ganz der Idee der Symmetrie und der klaren Geometrie unterworfen – was auch für ihre Anordnung zueinander gilt. So ist der gesamte Zechenkomplex um Schacht XII ebenfalls an parallelen Linien und sich rechtwinklig schneidenden Achsen ausgerichtet, die sich zentral auf einem Ehrenhof kreuzen.

Tatsächlich schufen die damals noch jungen Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer (beide zu Planungsbeginn erst Anfang Zwanzig) mit Zollverein Schacht XII ein Musterstück der Industriebaukunst – musterhaft auch, weil hier zwei in der Industriebauweise bis dato vernachlässigte Grundideen ihren deutlichsten Ausdruck finden: Ordnung und gleichzeitige Monumentalität. Zwar deuten sich gewisse Züge dieses Bestrebens schon im Frühwerk der beiden Architekten an, wie auf den Entwürfen für die Zeche Holland oder die Zeche „Graf Moltke“ erkennbar, dies jedoch nur im Bereich eher untergeordneter Einzelbauten wie Pförtnerpavillons, Lohnbuchhallen oder Waschkauen. Schupp und Kremmer schienen sich jedoch nun bei der Beauftragung des Entwurfs für Schacht XII ihrer Chance bewusst zu sein, mit dem künftigen, riesigen Zechen-Ensemble Baukunst im Gesamten zu schaffen, deren rationale Bauweise trotz klarer ästhetischer Vorstellungen mühelos auf andere Industriebauten gleicher Dimension übertragbar sein sollte und auch wurde.

Die „Eisenfachwerke“, die von Schupp und Kremmer eingesetzt wurden, unterscheiden sich vom bekannten Fachwerktypus insofern, als sie außer ihrem eigenen Gewicht (und der horizontalen Windlasten) keine anderen Gebäudelasten übernehmen müssen. Zusätzlich konnten die so entstehenden, charakteristischen Felder im Mauerwerk je nach Bedarf offen gelassen, verglast oder mit Wärmedämmung versehen werden.

Angesichts der extrem reduzierten Gebäude mag die Vermutung nahe liegen, die Architekten hätten sich beim Entwurf auch vom herrschenden, modern-revolutionären Zeitgeist der 1920er Jahre beeinflussen lassen – es bleibt allerdings ungeklärt, wie intensiv sich Schupp und Kremmer tatsächlich mit der Bewegung der Moderne auseinandergesetzt haben. Die allerdings oft und fälschlich erhobenen Behauptungen, Zollvereins Architektur sei in die Nähe der Bauhaus-Schule oder, je nach Gusto, in die der Nazi-Architektur zu rücken, müssen klar verneint werden: Nicht reine Funktionalität oder pompöse Ornamentik stehen auf Schacht XII im Vordergrund, sondern eine pure rationale Ästhetik aus maximaler Reduktion. Diese fußt bei aller Zweckgebundenheit durchaus auf ganz klassischen Grundsätzen und dem Wunsch nach Monumentalität: Zollverein als Hüttenzeche des damaligen, weltweit zweitgrößten Megatrusts der Vereinigten Stahlwerke AG diente vor diesem Hintergrund ebenfalls als Symbol der Wirtschaftskraft und des unbedingten Fortschrittsglaubens einer ganzen Generation.
(Quelle: Zollverein.de)

Weitere Informationen:
http://www.zollverein.de/index.php?f_categoryId=85&f_menu3=85 (sehr Empfehlenswert)
http://de.wikipedia.org/wiki/Zeche_Zollverein
http://www.route-industriekultur.de/karte/zeche-zollverein/zeche-zollverein.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Schupp
http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Kremmer
http://www.zollverein.de/

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Aufgenommen am 18.05.2007 21:48

Gruß Dieter

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