... zur Erinnerung an über 30000 Verschwundene ...
Die Mütter der Plaza de Mayo waren die Wortführerinnen einer friedlichen Widerstandsbewegung in Argentinien. Sie richtete sich gegen die Unterdrückung durch die Militärdiktatur, die politische Gegner verschwinden ließ und folterte.
Die Bewegung entstand aus den Versuchen argentinischer Mütter, ihre während des „schmutzigen Krieges" in Argentinien (1976-1983) verschwundenen Kinder wiederzufinden. In dieser Zeit entführte, folterte und tötete das Militärregime Tausende von politischen Gegnern, nahm Gefangenen ihre Kinder weg und verwischte jede Spur seiner Opfer.
Es waren diese Mütter, bei denen es sich überwiegend um unpolitische Hausfrauen handelte, die in der schlimmsten Zeit der Diktatur den Mut fassten, gegen das Militär zu protestieren, und die nach dem Sturz des Regimes Gerichtsverfahren gegen an der Repression beteiligte staatliche Vertreter forderten. Hunderte dieser Täter sind inzwischen für schuldig befunden worden. Die Bewegung nahm am 30. April 1977 ihren Anfang, als 14 Mütter auf dem Platz der Mairevolution (Plaza de Mayo) vor dem Präsidentenpalast, der Casa Rosada, zum ersten Mal demonstrierten. Obwohl man sie aufforderte, sich zu zerstreuen, schritten die mutigen Mütter langsam Arm in Arm auf dem Platz umher. Jede Woche nahmen mehr Mütter an dem Protest teil, da immer mehr linke Aktivisten und Menschen, die der Kollaboration mit ihnen beschuldigt wurden, „verschwanden".
Die Mütter begannen mit ihren weißen Schals, ihrem Wahrzeichen, den Fotos und Namen ihrer verschwundenen Kinder und ihren Forderungen nach deren sicheren Rückkehr internationale Aufmerksamkeit zu erregen. Das Regime tötete drei der Gründungsmitglieder bei dem Versuch, die ganze Bewegung auszuschalten. Im Dezember 1977 wurden Azucena Villaflor de Vincenti, Mary Ponce de Bianco und Esther Ballestrino de Careaga entführt, gefoltert und aus einem Flugzeug geworfen. Weitere Mitglieder der Bewegung wurden verprügelt und inhaftiert, setzten ihren friedlichen Widerstand jedoch fort. Als die massiven Menschenrechtsverletzungen, eine tiefe Wirtschaftskrise und der verlorene Falklandkrieg dem Militärregime 1983 ein Ende bereiteten, konzentrierten sich die Mütter auf die Forderung nach Gerechtigkeit.
Die Mütter der Plaza de Mayo spalteten sich 1986 in zwei Organisationen auf. Der Hauptverband unter der Leitung von Hebe de Bonafini weigerte sich, den Tod der argentinischen Dissidenten anzuerkennen, solange die für ihre Ermordung Verantwortlichen nicht vor Gericht gestellt wurden. Eine kleinere Abspaltung namens „Founding Line" konzentrierte sich auf die Bergung der sterblichen Überreste der Opfer.
Als das Europäische Parlament den Müttern der Plaza de Mayo 1992 den Sacharow-Preis zuerkannte, leistete die Bewegung gerade erbitterten Widerstand gegen die Einstellung der Verfahren wegen der unter der Diktatur begangenen Menschenrechtsverstöße.
Hebe de Bonafini, die 1979 zur Wortführerin der Bewegung vor ihrer Spaltung gewählt worden war und noch heute die Vereinigung leitet, nahm den Sacharow-Preis im Namen der Kinder der Mütter an, „die die Ersten waren, die für die Freiheit kämpften". Die Mütter nutzten das Preisgeld, um ihre zahlreichen sozialen Initiativen zu finanzieren, darunter auch die Universidad Popular Madres de Plaza de Mayo.
Die Mütter führen ihre traditionell donnerstags abgehaltenen Proteste, denen sich viele Unterstützer anschließen, auf dem Platz der Mairevolution fort, solange Fragen über das Schicksal ihrer vermissten Kinder noch unbeantwortet sind.
Text: https://www.europarl.europa.eu/sakharovprize/de/las-madres-de-plaza-de-mayo-1992-argenti/products-details/20200330CAN54167
RinaldoG 11/08/2023 21:18
Interessante Doku. Wo ist das? - Rinaldo