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Premium (World), Berlin

Zur See

[Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode, Stahnsdorf bei Potsdam • 9. September 2023]

Helmut Nier (24. November 1919 Dresden – 26. Juli 2002 Stahnsdorf), Grabstelle im Block Epiphanien

Der zumindest den DDR-Bürgern bekannte Film- und TV-Komponist liegt vis-à-vis zu Heinrich Zille begraben.
Von 1957 bis 1989 war er unter Vertrag bei der DEFA in Potsdam-Babelsberg.
Seine populärste Arbeit lieferte er für die beliebte und in den Dritten oft wiederholte Serie "Zur See" ab.
Daneben schrieb er Lieder und Musicals, u.a. "Sieg der Musen" fürs Berliner Metropol-Theater.

Zur See (1974–1977): https://youtu.be/4N5_ghNV6pA
Die Bilder des Zeugen Schattmann (1972): https://youtu.be/F51FdWNXS4s
KLK an PTX – Die Rote Kapelle (1971): https://youtu.be/wAkphdvLSsw

Commentaire 13

  • Zwecke 15/09/2023 10:27

    Herrliche Lichtkontraste auf dem Grabstein.
    Erstaunlich, das viele Dresdener in Berlin zu Grabe getragen wurden.
    LG Horst
  • ralf mann 15/09/2023 9:39

    Großartiger Schauspieler - und wieder ist es auffällig, wie schlicht und bescheiden Grabstein von bedeutenden Künstlern gehalten sind. Gruß Ralf
    • smokeonthewater 15/09/2023 20:08

      Als jemand, der für Schlager nicht viel übrig hat, kann ich nur erkennen, dass nach dem Mauerbau Schluss mit dem identischen Verständnis vom Schlager war. Die Geschmäcker Ost und West divergierten.

      Der Westen hat der Vorkriegsschnulze und dem Nachkriegs-Swing weiter gehuldigt, gemischt mit Pseudo-Folklore aus Italien und Spanien, Wirtschaftswunder-Kitsch und klischeehaftem Humor. Der Osten hat sich krampfhaft davon zu unterscheiden versucht, schon weil die Leute nicht nach Italien und Spanien reisen konnten und den verordneten Sinn des Lebens finden mussten. Helmut Nier stand bezüglich Schlager zwischen den Fronten und kann froh sein, dass er sich nicht gegen Gerd und Thomas Natschinski und Arndt Bause durchsetzen musste.

      Das Traurige am West-Schlager war, dass große ausländische Künstler wie Caterina Valente und Nana Mouskouri auf niedrigstes deutsches Schlagerniveau heruntergezogen wurden. Nur wenige wie Vicky Leandros und Gitte konnten ihre höheren Ansprüche einigermaßen retten. Roy Black konnte sich selbst nicht mehr ertragen und hat sich totgesoffen, und auch heute muss sich ein Stefan Mross mit Alkohol zur guten Laune zwingen. Bei Ralph Siegel mit "Dschingis Khan", "Moskau" und "Ein bisschen Frieden" muss jeder normale Mensch die Flucht ergreifen. Otto Waalkes: "Der deutsche Schlager und andere Geisteskrankheiten". Ohne die Impulse aus Österreich von Udo Jürgens wäre die Mitklatsch-Szene schon früher da unten gelandet, wo sie heute ist und Helene Fischer und "Volksmusik" einen anspruchslosen Einheitsbrei bilden.

      Abgesehen von Frank Schöbel und Chris Doerk, die als Musicalfilmpaar nach Westvorbild durchstarteten, konnten sich im Osten mit der Zeit eigene Stile entwickeln, z.B. die Ballade bzw. Rockballade (lange vor dem Deutsch-Rock von Lindenberg, Grönemeyer, Lage und Kunze: Lift, Stern Meißen, City, Karat, Silly), ehe auch in der DDR der modische Kommerz der Neuen Deutschen Welle zuschlug. Oder Reinhard Lakomy, Jürgen Walter, Veronika Fischer und Holger Biege, die einen rockigen oder lyrischen Crossover zum Chanson fanden. Der Schlager als Liebeslied thematisierte vor allem die erste Liebe, wenn ich an Ute Freudenberg denke. Ansonsten waren die Spitzenleute im Schlager Ost und West austauschbar, z.B. Hauff/Henkler, Dagmar Frederic und Regina Thoss.

      Alle unsere Künstler hatten eine professionelle Ausbildung als Musiker und Sänger, niveauvolle Texte und Kompositionen kamen von Giesela Steinecktert, Natschinski und Kurt Demmler, was dem Niveau in der DDR sicher gut getan hat. Unsere Szene wurde nicht aus Österreich, sondern der CSSR bereichert, und das nicht mit Karel-Gott-Schnulzen wie der Westen, sondern sympathischen Entertainern wie Jiri Korn und Helena Vondrackova. Insofern müssen wir uns nicht verstecken.
    • ralf mann 15/09/2023 22:28

      Oha, die Schlager-Szene von DDR oder BRD habe ich nie so ernstlich analysiert.
      Mir haben die Lieder von Freddy, die Musik des klassischen Rock ’n’ Roll oder Anfang der 60er die Beatles gefallen. Bei Schlagern zählte für mich immer Stimme und Arrangement. Beides in einem ausgewogenen, hohen Niveau gab es in der Schlagerbranche der DDR selten. Da hatte die BRD eindeutig die Nase vorn.
      Ich denke nur an den für mich besten deutschen Schlager aller Zeiten: 'Griechischer Wein' von und mit Udo Jürgens, obwohl er in Klagenfurt geboren war. Mein Vater war auch Deutscher, obwohl er geborener Österreicher war.
    • smokeonthewater 15/09/2023 23:25

      Stimmt, dass im Westen mehr Aufwand bei der Produktion getrieben wurde. Aber schlechtere Stimmen hatten wir nicht. Mit der Mauer hat sich die DDR vom Westschlager nur spürbar abgekoppelt. Arrangement konnten wir aber auch, wenn wir wollten: https://youtu.be/qnNJOAypH1s
      Wie gesagt, ohne Udo Jürgens und Griechischen Wein wäre der Westschlager schon früher im Orkus der Kunst gelandet. Er hat eine andere Biografie als Dein Vater, da möchte ich nicht beide in einen Deutschen-Topf werfen. Der Sender Ö3 folgte übrigens dem "Schnulzenerlass", wonach bestimmte deutsche Schnulzensänger wie Roy Black nicht mehr gespielt werden durften.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Schnulzenerlass
    • ralf mann 16/09/2023 7:53

      Das mit den guten Schlager-Arrangements in der DDR mag für wenige stimmen.
      Schnulzenerlass finde lächerlich. Stimmlich hatten die meisten Sänger und Sängerinnen auf dem westdeutschen Schlagermarkt wesentlich mehr drauf.
      Da hatten in der Tat nur die besten eine Chance. 
      Meinen Vater habe ich nur mit erwähnt, weil es mir in Sachen Udo Jürgens um den deutschsprachigen Raum ging. Mein Vater war Sudetendeutscher, geboren unter Habsburger Herrschaft.
  • Arndt Deckers 15/09/2023 6:16

    Für mich ein sehr stiller Moment   :-)

    Arndt

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Objectif DT 16-300mm F3.5-6.3 SSM
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