Big Five komplett
Als wir vom Wasserloch Klein Namutoni weiter in Richtung Dik-Dik-Drive fuhren hatten wir ein Problem. In einer Kurve an einem höheren Baum sammelten sich ca. 10 Fahrzeuge und blockierten den Weg.
Was das bedeutete, war mir recht schnell klar, denn die Leute beobachteten sicherlich keine Impala-Herde. Auf dem Baum hielt ein Leopard seinen Vormittagsschlaf, ohne sich von dem Verkehrsaufkommen stören zu lassen.
Wir waren vielleicht vor 30 Minuten durch das 'Von Lindequist Gate' gefahren, und meine Nerven waren bereits jetzt stark überreizt. Einerseits hatte ich hier meinen ersten Leoparden vor mir, andererseits verhielten sich die Fahrer der Fahrzeuge wie eine Mischung aus Kleinkind und Vollidiot. Sorry für die Wortwahl.
Im Nachhinein habe ich ja auch Verständnis für manches Verhalten, weil man einen Leoparden nun nicht wirklich oft zu sehen bekommt. Aber wenn sich ein Pärchen mit seinem Land Cruiser durch die Menge drängeln muss, und sich dann wild gestikulierend aufregt, dass nicht spontan der Weg freigemacht wird, wenn es wieder weiterfahren will, da bin ich dann "satt". Es hat nur noch gefehlt, dass der Fahrer die Hupe benutzt.
Die vielen bezaubernden Dik-Diks, die wir danach sahen, und welche dem Namen des "Dik-Dik-Drives" alle Ehre machten beruhigten mich aber wieder etwas.
Da wir auf dem Rückweg wieder zwangsläufig am Leopardenbaum vorbei mussten, hatte ich etwas Hoffnung auf bessere Sicht auf 'Panthera pardus pardus'. Leider tat mir das Tier nicht den Gefallen, den Kopf in Richtung Linse zu bewegen, vermutlich war es ihm auch zu viel Elend mit den ganzen Touris :-)
Leoparden habe das größte Verbreitungsgebiet alle Katzen. Die dreißig Unterarten(!) kommen in ganz Afrika (außer der Sahara) und in großen Teilen Asiens bis nach Nordkorea und Java vor. Aber am ehesten verbindet man die elegante Raubkatze mit der Savanne Afrikas. Durch die weite Verbreitung und die ausgesprochen große Anpassungsfähigkeit ist der Leopard auch die häufigste (wilde) Katzenart auf der Welt, auch wenn man auf einer typischen Afrikasafari eher Löwen und Geparden zu Gesicht bekommt. Nichtsdestotrotz sind einzelne Unterarten stark bedroht oder bereits ausgestorben.
So kam der Anatolische Leopard vor 40 Jahren noch in weiten Teilen der Türkei vor, während aktuell vermutet wird, dass er ausgestorben ist. Vom Amurleopard gab es um die Jahrtausendwende insgesamt keine 40 wildlebenden Exemplare mehr, inzwischen ist die Population durch strenge Schutzmaßnahmen in Russland und Auswilderungen durch Zoo-Nachzuchten wieder auf über 70 Tiere gewachsen.
Soweit ein paar schnelle Infos.... Man könnte noch so viel mehr zu dieser faszinierenden Tierart schreiben, aber es hier ja nun auch keine zoologische Informationsplattform :-)
Mit dem Anblick dieses Leoparden habe ich nach drei Namibiareisen meine "Big Five" vervollständigt, und gleichzeitig war es der grandiose Start in ein dreitägiges ausgefülltes Etosha-Abenteuer.
Namibia 08/19
Edit: Nach Hinweis von Andreas E.S.
habe ich recherchiert und festgestellt, dass nicht nur Andreas bereits auf diesem Baum einen (vielleicht sogar diesen) Leoparden geknipst hat, sondern auch Rudi Zisterer
.
Zudem habe ich mal auf einer anderen internationalen Fotoplattform nachgesehen, und ebenfalls zusätzlich fünf Leute gefunden, welche einen Leopard in diesem Baum fotografiert haben. Damit erklärt sich mir auch, warum an dieser Stelle der Weg so ausgefahren war.
Hoffen wir also, dass der Baum noch eine Weile steht :-)
Angela Höfer 12/02/2020 8:15
aber du hast einen gesehen. das ist das wichtigstePriska Rüegg 19/12/2019 22:37
Da musste ich jetzt lachen, nachdem ich deinen Kommentar gelesen habe :-)), was für eine Geschichte! Na ja, den Kopf des Leoparden sieht man nicht, aber es ist immerhin eine qualitativ super Aufnahme!LG Priska
Andreas E.S. 02/12/2019 21:52
Genau unter diesem Baum haben wir 2016 mehr als eine halbe Stunde gestanden und ein mordsmäßiges Gedränge an Fahrzeugen erlebt. Der Leopard lag lange mit dem Kopf nach links gedreht bis er sich nach einer halben Stunde nach rechts wandte. Dann starrte er intensiv nach unten und wir bemerktenm eine einzelne Impala, die genau unter dem Leo her schritt. Er machte keine Anstalten die Impala zu erlegen und ich vermutete, dass die Höhe doch für einen Sprung zu gefährlich war oder dass beim Herunterklettern die Impala uneinholbar geflüchtet wäre.LG Andreas
Astrid Buschmann 02/12/2019 19:12
Oh ja, deine Begeisterung kann ich vollauf teilen, seit ich selber dieses Erlebnis für mich als gesehen verbuchen kann. Und die Kolonne von Fahrzeugen, die den Tieren auf der Spur folgen, wenn man denn mal einen gesichtet hat, hab ich auch erlebt.Mir gefällt dein Bild auch ohne Kopf des Kätzchens, weil es einfach authentisch ist. So ist es eben bei wildlife.
LG Astrid