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292 Rassismus oder nicht ?

292 Rassismus oder nicht ?

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homwico


Premium (Complete), Coburg

292 Rassismus oder nicht ?

Auf dieser Aufnahme ein perspektivischer Blick, der die nächtlich blau angestrahlte offene Laterne mit Kuppel in Gänze zeigt. Darunter in voller Schönheit zwischen zwei hellen Gaubenfenstern auf der Spitze des Dreieckgiebels der den Abschluss der mittleren Gebäudefassade des Rathauses am Coburger Marktplatz bildet: der Schutzpatron Coburgs, der heilige Mauritius.
Aufgenommen am 25.05.2019.

Der heilige Mauritius (geb. angeblich bei Theben/Ägypten – gest. um 302 in Auganum (Saint-Maurice) im Wallis) war der Legende nach ein römischer Offizier und der Anführer der Thebaischen Legion, die aus Christen bestand. Im Zuge der grausamen Christenverfolgung unter den römischen Kaisern Diokletian und Maximian sollte die 6000 Mann starke Legion, stationiert in Helvetien, gewaltsam gegen die Christen vorgehen. Diese weigerten sich und meuterten. Daraufhin ließ Maximian jeden 10. Mann der Legion umbringen. Nachdem die Legion standhaft blieb, metzelte man letztlich die gesamte Legion nieder. Mauritius, der die Meuterei unterstützte, wurde enthauptet.
Er wird seit dem 4. Jahrhundert als Heiliger verehrt. Es ist nach wie vor ungewiss, ob Mauritius schwarze oder weiße, helle Hautfarbe hatte, er wird jedenfalls seit etwa 1250 in der Diskographie als schwarzer Mauretanier dargestellt. Auch in den Stadtwappen von Coburg und von Zwickau erscheint er in dieser Darstellung. Mauritius gilt als Schutzheiliger der Pferde, des Heeres, der Infanterie, der Tuchmacher, der Kaufleute, und der Messer - und Waffenschmiede. In den beiden letzteren ist die Wiege meiner Ahnen begründet.
Durch die Schenkung der Polenkönigin Richeza fiel Coburg im Jahr 1056 an die Benediktinerabtei Saalfeld, die in Coburg eine Propsteikirche errichtete, die später zur Hauptkirche unserer Stadt, der Morizkirche wurde. Nachweise über die Einführung des Mohrenwappens gibt es keine. Er ziert seit etwa 1430, als Schutzpatron, wohl als Folge der Hussiteneinfälle, das Stadtwappen Coburgs. Nachweislich seit 1493 taucht in alten Akten erstmals das Wort „Mohrenkopf“ auf. Das älteste Stadtsiegel mit dem Mohrenkopf stammt aus dem Jahr 1521, 1575 wird er gemeinsam mit dem Meißner Löwen, der in den sächsischen Städten des damaligen Frankens in den Stadtwappen gängig und üblich war, auf ein steinernes Schild des Coburger Rathauses gemeißelt. Es wird vermutet, die Einführung des Mauritius in das Stadtwappen könne das Bestreben gewesen sein, sich von den anderen umliegenden Städten, die den Meisner Löwen als Wappenbild führten, als „Hauptstadt“ abzuheben und abzugrenzen. Die Verehrung des Heiligen Mauritius war jedenfalls bereits zur Zeit der Protonen und Staufenkaiser im Deutschen Reich beliebt und weit verbreitet, was sich in Kirchennamen und zahlreichen Wappen Adliger, Städten oder Dörfern, aber auch von Klöstern und Bistümern zeigt.
Natürlich taucht er auch in meiner Stadt an jeder Ecke auf – an Häusern, im Schriftverkehr, auf Kanaldeckeln und natürlich in der Historie.
Momentan schlagen wegen den aufkeimenden Diskussionen um den Rassismus die Wogen wieder hoch. Man fordert beispielsweise Umbenennungen von Straßennamen. Die Stadt bekennt sich jedoch, und das durchaus zu Recht, an dieser Stelle mit einem klaren Statement zur Tradition und zu Altüberliefertem.
Wer das nicht nachvollziehen kann, dem sei eine geschichtliche Lehrstunde empfohlen, die über die Jahrhunderte hinweg die Zusammenhänge aufdeckt – das hat nichts mit Rassismus zu tun - im Gegenteil!

Commentaire 2

Pour cette photo, homwico désire collecter le maximum de commentaires constructifs Aidez-le avec des conseils sur la composition, la technique, le langage iconographique etc. (Veuillez respecter la Netiquette!)
  • Matteo70 06/08/2021 14:35

    schön im Ausschnitt und ja, du hast Recht und Anne trifft es auf den Punkt genau...In Konstanz hat man gar das wort "Mohren" von der Apotheke geklaut! Sie ist eine der ältesten im Ort. Und der Heilige mauritius ist ein Schutzpatron für diverse Krankheiten, weswegen er auch gerne für Apothekennamen ausgewählt wurde.
    LG, Matteo70
  • anne47 05/08/2021 23:08

    Das ist eigentlich ein sehr gutes Beispiel dafür, dass die Bezeichnung "Mohren" nicht rassistisch im Sinne von beleidigend gemeint war. Mohren ist die Eindeutschung von Mauren - im Französischen wird au wie o gesprochen. Die Mohren waren also lediglich die Menschen, die aus Mauretanien stammten. Diese ganze Rassismusdebatte ist ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Nicht alles ist rassistisch gemeint, nur weil eine bestimmte Gruppe von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe anders benannt wird. In diesem Fall ist er sogar noch heilig gesprochen worden. Im natürlichen Sprachgebrauch kann man ja heute andere Bezeichnungen finden, aber die alten deswegen aus dem Straßenbild zu tilgen, ist m.E. unnötig
    LG Anne