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293 Senf zum Bratwurstmännle

293 Senf zum Bratwurstmännle

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homwico


Premium (Complete), Coburg

293 Senf zum Bratwurstmännle

Die 180mm Telebrennweite bringt es an den Tag: auf der Spitze des Dreieckgiebels mit den Rokoko-Ornamenten und der eingelassenen Rathausuhr steht der heimliche, wahre Herrscher über die Coburger: das „Bratwurstmännla“. Die kupferne Figur präsentiert sich im nächtlichen Licht in einer satten, auffallenden grünen Patina.
Aufgenommen am 24.04.2019 auf dem Coburger Marktplatz in der Innenstadt.

Seit dem 17.Jahrhundert (1622) hält der Schutzheilige der Stadt, der heilige Mauritius mit ausgestrecktem rechten Arm seinen Marschallstab in die Höhe. Vor ihm steht ein Wappenschild mit dem Meißener Löwen.
Schnell war dem eingefleischten Coburger klar: der Schutzpatron schützt auch die Coburger Bratwurst, indem er mit fein verschlüsseltem Fingerzeig das „geeichte Wurstmaß“ in die Höhe reckt.
So lang wie dieser Feldherrenstab soll und muss die begehrte „Coburger Berühmtheit“ sein, will sie denn auf internationalem Parkett bestehen und wettbewerbsfähig sein.
Lange munkelte man über die tatsächliche Länge, man schätzte diese auf 35-40 cm. Es dauerte bis 1982, als die Feuerwehr bei einer Vorführung ihrer neuen Drehleiter die alles entscheidende und wichtigste Frage der Coburger klären konnte: - nein ich verrate es noch nicht……..
Denn es wäre in einer stürmischen Märznacht 1939 ganz einfach gewesen, das Geheimnis aufzuklären: da nämlich stürzte der heilige Mauritius nächtens auf das Pflaster des Marktplatzes, wo er schwer beschädigt liegenblieb.
Nach dem ersten Schock und wohlverdautem Entsetzen flickte man ihn wieder zusammen und hievte ihn wieder hinauf auf seinen angestammten Platz. Und vor lauter Aufregung hatte man vergessen nachzumessen……..
Bevor ich jetzt verrate, wie lang die Wurst denn sein muss, um den gestrengen Richtlinien der obersten „Bratwurstbrater“ gerecht zu werden, noch eines: natürlich bezieht sich die Längenangabe auf den rohen, ungebratenen Urzustand, der im sogenannten „Schleiß“ oder „Bändel“, das ist der Dünndarm des Schweins, abgefüllt und dann zum Braten auf den Bratrost gelegt wird. Aber Achtung dabei! Ganz wichtig! Es darf nur diese Art von Darm sein – sonst wird das Ganze nichts. Nur dann kann die wasser- und fetttreibende Kiefernzapfenglut von am besten selbstgesuchten „Kühla“ so nennt der Ureinwohner Coburgs die Zapfen, zusammen mit dem Bratvorgang dem Anspruch des kulinarischen Erbes Bayerns gerecht werden. Den Senf um die Karzinogenität durch das Braten mit Kiefernzapfen, den jeder glaubt, dazugeben zu müssen, lasse ich mal außen vor. Aber sicher ist: Senf gehört zur Bratwurst dazu! Und jetzt höre ich auf, sonst versteige ich mich…….
Ach ja, die Länge der „Mutter aller Würste“ im Urzustand beträgt genau 31cm. Abgemessen. Garantiert.
Und eines verstehe ich bis heute nicht: Warum ist der tapfere Feuerwehrmann, der uns diese wissenschaftliche Erkenntnis von der Höhe seiner Feuerwehrleiter brachte, bis heute nicht auf einer der vier Marmortafeln der „Wohltäter der Stadt“, die im ersten Stock des Coburger Rathauses angebracht sind, eingetragen? Wohlwissend das hier nur zahlende Mäzene, die das Stadtsäckel mit namhaften Beträgen aufstocken, bedacht werden – das Wissen um diese alles entscheidende Frage kann man nicht mit Gold aufwiegen!

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