Runzelkorn


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Als Bonifatius die Donareiche fällte

Wir schrieben das Jahr 732. Entschlossen und zielstrebig
stapfte Bonifatius durchs Bielefelder Unterholz geradewegs
auf den Marktplatz zu, wo er aufmüpfig und gegen den
erklärten Willen der Eingeborenen die knorrige, aber
heilige Donareiche zu fällen gedachte. In seinem Gefolge
stolperten siebzig treue Knechte zwangsweise hinter ihm
her, von denen Bonifatius glaubte, daß Knechte, schon
des Namens wegen, gefälligst auch geknechtet werden
müssen. Mit ihren Zähnen, so der Plan, sollten sie so
lange an der Eiche herumkauen, bis die ihren heiligen
Geist aushauchen würde. Daß dies für eine Weile ihre
einzige Nahrung sein würde, war Motivation genug, und
gleich machten sie sich eifrig ans leckere Kauwerk!
Das brachte Nemo Nirwana, Bielefelds gewitzen
Stadtvogt umgehend auf die einzige städtische Palme.
Bielefeld, so beschwor er den mißgünstigen Missionar,
sei nichts als eine Fata Morgana, eine Stadt solchen
Namens gebe es in Wahrheit nicht. Doch stur wie immer
ignorierte Bonifatius den wichtigen Hinweis mit der
hinterhältigen Frage, ob er die geknechteten Knechte
etwa dem Hungertod preisgeben wolle. Das brach Nemo
das Herz und der Eiche den Stamm. Die Baugenehmigung
freilich für den stolzen Palast auf dem nun freien Grundstück,
den Bonifatius dort für sich und seine sieben Haushälterinnen
vorgesehen hatte, konnte er dem Baumfrevler verweigern.
Und die schmucken Sozialwohnungen (Foto), die nun entstanden,
durften die siebzig Knechte beziehen, mitsamt freier Kost
und Logis. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie
dort noch heute. Noch immer sieht man manchmal den ein oder
anderen zähnefletschend am Fenster stehen, in der Hand ein
knuspriges Knäckebrot. Oder auch ihre Lieblingsspeise:
Holzige Kohlrabi.

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