Außen vor und mittendrin
Beim Abradeln der Tour für den sonntäglichen Fotospaziergang auf den Spuren der Mauer während des Berliner fc-Festivals vor drei Wochen
kam mir wieder in den Sinn, wie ich zu Vorwendezeiten so manches mal die Leipziger Straße bis zu ihrem Ende in Westrichtung gegangen war.
Vorbei am "Haus der Ministerien", dem einstigen Luftfahrtministerium, späteren Treuhandsitz und jetzigen Finanzministerium, einem Gebäude, das so NS-typisch aussieht wie kaum ein anderes. Vorbei auch an einem Gebäude mit trotz Verfalls erkennbar besonderer Erscheinung, mit Säulen und aufwendigen Wandreliefs. Inzwischen ist dort der Bundesrat zu Hause.
Und schließlich nur noch niedrige Bebauung, Grenzgebietsschilder, ein Wachturm linker Hand und ein Drahtzaun geradezu, an den sich ein vergittertes langgestrecktes Viereck im Boden anschloss, bei dem sich bei genauerem Hinsehen Stufen in die Tiefe ausmachen ließen.
Hier endete die mir zugängliche Welt -
Schritte entfernt vom einst belebtesten Platz Europas.
Ich erinnere mich auch, dass mich bei einem dieser Spaziergänge ein besonders eifriger Zeit-Genosse
aus dem Betriebsgelände im Sperrgebiet links mit hochrotem Kopf und in übertriebener Lautstärke damit einzuschüchtern versuchte,
dass Unbefugten hier der Aufenthalt verboten sei.
Mit der betont ruhigen Entgegnung, die Verbotsschilder seien doch erst dort, ein paar Meter weiter angebracht,
ließ ich ihn stehen und ging langsam aber festen Schritts wieder ostwärts.
Zwanzig Jahre liegt das schon zurück,
und es ist kaum noch zu glauben,
wenn man diesen Ort jetzt betritt.
Mein Sohn wird wohl so manche Geschichte über sich ergehen lassen müssen,
wenn er noch etwas größer geworden ist.
Er wird da aber wohl durchmüssen, schließlich gibt es ihn ja letztlich auch nur, weil die Mauer nicht mehr ist.
Wo doch seine Eltern auf der jeweils anderen Seite gelebt haben.
Boris Hüning 03/10/2007 10:46
erster Blick:Ein schönes Bild mit diesen vielen Diagonalen, Spiegelungen und den leuchtenden Farben da hinten im Unscharfen.
Interessant aber ziemlich rätselhaft die teilweise SW-Umwandlung.
zweiter Blick (nach Lesen Deiner Geschichte):
Deine persönliche Verbindung zu diesem Ort konnte man schon ahnen und macht das Bild noch viel interessanter. Und der scharfe, graue Vordergrund erst so richtig Sinn (für den nicht-berliner Wessi).
Es heißt ja: Geschichte und Geschichten.
Beide gefallen mir sehr - Bild und Geschichte meine ich!
Ein schöner Start in meinen 3.10. - danke!
Viele Grüße - auch an den unbekannten Nachwuchs ;-)
Boris
Bernd Hans Fischer 01/10/2007 20:54
Gut beschrieben Egbert,wirst vieleicht ein Schriftsteller. :-))
LG Bernd